Neue Wege in der Corona-Krise Neue Wege in der Corona-Krise: Dompfarrer hält ersten Onlinegottesdienst ab

Merseburg - „Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt...“, so begann der Merseburger Dompfarrer Bernhard Halver Sonntag in der Stadtkirche St. Maximi seinen bis dahin ungewöhnlichsten Gottesdienst. Denn er wurde aufgrund der Beschränkungen durch die Corona-Pandemie vor leeren Bänken abgehalten. Die Gemeindemitglieder konnten ihn aber im Internet und per Telefon über „Radio Dompfaff“ zu Hause live mitverfolgen.
Corona sei eine Herausforderung und fordere zur Nächstenliebe
„Ungewöhnliche Zeiten verlangen ungewöhnliche Maßnahmen“, sagte der Pfarrer zur Premiere, die eine ebenso ungewöhnliche Zusammenarbeit ermöglichte. Dafür, dass die Worte von Bernhard Halver und die Livemusik von Kantor Stefan Mücksch - nur das Orgelspiel war aufgezeichnet - in guter Qualität in die Welt hinaus gesendet wurden, sorgten Sebastian Müller-Bahr und René Schönleiter von der neuapostolischen Gemeinde Merseburg als Technikverantwortliche. Zudem übernahm Sebastian Müller-Bahr die Lesung.
Corona sei keine Strafe Gottes, sondern eine Herausforderung, so der Pfarrer in seiner Predigt. Das Virus fordere zur Nächstenliebe heraus. Im Mittelpunkt seines Gottesdienstes stand der Merseburger Pestkelch, ein kostbares Trinkgefäß, dass der St. Maximi-Kirche vor über 500 Jahren zum Dank für eine überstandene Pestepidemie vom Rat der Stadt und den Bürgern gestiftet wurde.
Erste Onlinegottesdienst über Radio und Telefon: Übermittlung von Hoffnung
Er habe sich bis heute erhalten, so Bernhard Halver. Er habe alle Widrigkeiten überstanden. Vielleicht mache das ein bisschen Mut, dass auch diese Epidemie bald überstanden sei. „Denn das wird sie. Seid ganz gewiss.“ Der Pfarrer dankte allen, die jetzt für die Menschen sorgten, zum Beispiel in den Krankenhäusern. Und selbst in seiner Predigt kam er mit einem Augenzwinkern nicht an den Klopapier-Hamsterkäufen vorbei.
Vor allem aber vermittelte er Hoffnung: „Es wird die Zeit kommen, in der wir wieder singen, lachen und tanzen.“ Am Ende des ersten Merseburger Online-Gottesdienstes konnten sich alle Beteiligten nicht nur darüber freuen, dass die Übertragung die gesamte Zeit über stabil war. Sebastian Müller-Bahr konnte auch sofort die Resonanz auswerten.
Keinen unmittelbaren Kontakt zu den Gottesdienstbesuchern sei merkwürdig
160 Zuschauer waren demnach an den Bildschirmen insgesamt dabei und weitere 20 Zuhörer lauschten am Telefon. Aber es sei ein merkwürdiges Gefühl gewesen, keinen unmittelbaren Kontakt zu den Gottesdienstbesuchern zu haben, so der Pfarrer.
Das muss anderen Geistlichen aber offenbar genauso gehen. Denn Bernhard Halver wusste zu berichten, dass sich ein italienischer Priester kurzerhand Fotos von den Gemeindemitgliedern besorgte und diese an die Kirchenbänke heftete. (mz)