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Nach Hochwasser in Merseburg Nach Hochwasser in Merseburg: Rückkehr in verwüstete Kleingärten

Von Tilo Krippendorf 14.06.2013, 19:03

Merseburg/MZ - Es könnte so schön sein. Frische Luft, Gartenarbeit und Entspannung. Doch im Moment bleiben nur unangenehme Gerüche und Verzweiflung und jede Menge Dreck, der beseitigt werden muss. In der Gartenanlage „Am Saalestrand“ in Merseburg herrscht gedrückte Stimmung.

„Eigentlich haben wir es hier so schön und friedlich“, erzählt Rudi Wangemann, der Vereinsvorsitzende der Anlage. Doch schön ist der Anblick überhaupt nicht, der sich in den Parzellen bietet. Eine schmutzig-graue Schicht bedeckt jeden Zentimeter, viele Pflanzen sind hinüber, in den Lauben herrscht das reinste Chaos. Die vielen Zäune auf dem rund vier Hektar großen Areal wurden zum Filter. Nicht nur Pflanzenreste und Äste hängen darin, sondern auch Tische, Stühle oder Schlauchrollen.

Die Wucht der Wassermassen, die aus der Saale quer durch die Gärten flossen, riss alles mit, was nicht schwer oder hoch genug war. „Alle 64 Parzellen sind betroffen“, so Wangemann. Der 83-jährige Horst Kloß ist mit Werkzeug und Gummistiefeln in sein langjähriges Gartenreich zurückgekehrt, um die Tür zur Laube aufzuhebeln. „Ich weiß nicht, wie es darin aussieht“, sagt Kloß. Doch die Tür bleibt standhaft. Das Wasser hat sie völlig verzogen.

Für Montag will Vereinschef Wangemann Hilfe für den alten Mann organisieren, das Grundstück muss aufgeräumt werden. „Ich habe schon vor dem Hochwasser den Pachtvertrag gekündigt“, erzählt Horst Kloß. Wenn er jünger wäre, würde er jetzt wieder alles aufbauen, so wie seine direkten Nachbarn. „Wir sind 43 Jahre hier und haben 17 Hochwasser erlebt - wir machen weiter“, sagt Siegfried Karweik. Gemeinsam mit Ehefrau Christa-Renate verschafft er sich einen ersten Überblick im Chaos der Parzelle.

Da der elektrische Strom noch nicht funktioniert, ist die Wasserversorgung auch eingeschränkt, da hier jeder Pächter einen eigenen Brunnen hat. Pumpen funktionieren also nicht. Dementsprechend gestaltet sich der Putz nach dem Hochwasser schwierig.

Auch das geliebte Gemüse macht den Kleingärtnern zu schaffen. „Wir werden zwei Jahre lang nichts aus unserem Boden essen können, wegen der Verschmutzung“, meint Christa-Renate Karweik. Auch in Wangemanns Scholle sind Kohlrabi und Kartoffeln in dieser Saison hinüber. In der nächsten Zeit muss der 71-Jährige nun viel organisieren. „Ich habe den Geruch des Hochwassers noch in der Nase, wenn ich ins Bett gehe“, sagt Wangemann.

„Eigentlich haben wir es hier so schön und friedlich“, sagt Rudi Wangemann, Vorsitzender der Gartensparte „Am Saalestrand“.
„Eigentlich haben wir es hier so schön und friedlich“, sagt Rudi Wangemann, Vorsitzender der Gartensparte „Am Saalestrand“.
Peter Wölk Lizenz