Nach ARD-Reportage "Deutschlands Ferkelfabriken" Nach ARD-Reportage "Deutschlands Ferkelfabriken": Schwere Vorwürfe gegen Großkaynaer Schweinezuchtanlage

Grosskayna/MZ - Die Bilder sind schonungslos brutal, die Vorwürfe wiegen schwer. In der am Montagabend ausgestrahlten ARD-Reportage „Deutschlands Ferkelfabriken“ wird auch die Sauenzuchtanlage Saza GmbH aus Großkayna gezeigt. Eng eingepferchte Schweine sind in dem Beitrag in Saza-Ställen zu sehen und, besonders grausam, Mitarbeiter, die im Vorbeigehen kleine Ferkel an Stallwänden totschlagen und in Mülleimer werfen.
In der Sauenzuchtanlage Saza GmbH werden nach Angaben der Landesregierung Sachsen-Anhalts 25 000 Ferkel, 2 200 Jungsauen, über 5 500 Sauen, 26 000 Schweine und 48 Eber gehalten. Hinzu kommen noch die Ferkel, die an den Zuchtsauen gesäugt werden. Unter der Adresse der Saza GmbH sind zusätzlich noch vier weitere Firmen gelistet: Die IRI Schweineproduktion, die NEW Schweineproduktion, die DAN Schweineproduktion und die Läuferproduktion GmbH.
Der Vorwurf der Filmemacher: In Deutschland werden systematisch illegal schwächliche Ferkel getötet. Unterstützt wurde das Fernsehteam vom Tierrechtsverein Animal Rights Watch (Ariwa). Die Tierschützer sprechen von tierquälerischen Gesetzesverstößen bei der Saza GmbH, von qualvollen Haltungsbedingungen und folterähnlichen Zuständen durch unsauberes Wasser oder winzige Ställe. „Hier handelt es sich nicht um Ordnungsverstöße, sondern um Straftaten gegen das Tierschutzgesetz“, so Jürgen Voß, der Vorsitzende von Ariwa.
Veterinäramt bestätigt Mängel bei der Tierhaltung
Das Veterinäramt des Saalekreises bestätigte gegenüber der MZ Mängel bei der Tierhaltung in Großkayna. „Seit Anfang 2013 wurden in der betreffenden Schweinehaltung bisher neun amtliche Tierschutzkontrollen durchgeführt, ein Großteil der vorgeworfenen Verstöße wurde auch bei den amtlichen Kontrollen festgestellt“, so Sprecherin Kerstin Küpperbusch. Zwar seien einige Mängel bereits abgestellt worden, doch seien erhebliche Umbaumaßnahmen an den Ställen nötig, um alle Missstände zu beheben.
Details wollte der Landkreis mit Hinweis auf laufende Verfahren aber nicht nennen.
Tötungen im Notfall
Die Saza GmbH, nach eigenen Angaben ein seit 1993 in Großkayna ansässiger Familienbetrieb, wehrt sich entschieden gegen die Vorwürfe. „Bei uns wird kein Ferkel aus wirtschaftlichen Gründen getötet“, sagen die Geschäftsführer Judith und Sönke Schmidt. Schwächliche Jungtiere kämen in sogenannte Ammenställe, wo sie aufgepäppelt werden. „Nur wenn es nicht anders geht, greifen wir zu gesetzlich vorgeschriebenen Nottötungen“, so Judith Schmidt. Dann würden die Ferkel mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen und bluteten aus, wie es der Gesetzgeber verlange.
Welche Stellung die Betreiber zu den Vorwürfen beziehen, lesen Sie auf der folgenden Seite.
Betreiber wehren sich
Die Betreiber wehren sich gegen eine Kriminalisierung ihrer Mitarbeiter. „Das sind alles gut ausgebildete Tierpfleger und Veterinäre. Wir selbst versuchen, die gesetzlichen Bestimmungen einzuhalten“, so Schmidt. Dass in ihrer Firma, die Zehntausende Schweine hält und an den sieben Kilometer entfernten Tönnies-Schlachthof in Weißenfels liefert, Verbesserungsbedarf gibt, ist den Geschäftsführern bewusst. „Wir haben gerade 30 Handwerker im Betrieb, die anfangen die Anlagen umzubauen“, sagt Judith Schmidt. Sie beschuldigt die Tierschützer, durch illegale Einbrüche in die Ställe die Gefahr von Infektionen zu erhöhen.
Vorwürfe gegen Landesregierung
Die Aktivisten von Ariwa erheben wiederum schwere Vorwürfe gegen die Landesregierung Sachsen-Anhalts. Denn seit Monaten seien die Gesetzesverstöße der Schweinemastanlagen im Land bekannt. „So entlarven sich die Behörden als Handlanger der Tierindustrie“, sagt Sandra Franz, Sprecherin bei Ariwa. Und tatsächlich: In einer Stellungnahme der Landesregierung vom März dieses Jahres sind die Gesetzesverstöße der Saza GmbH penibel aufgeführt.
„Es wird Zeit, dass das aufhört, für die Schweine ist es die Hölle auf Erden“, meint Sandra Franz. Eine Verordnung, die die Ferkeltötungen aus wirtschaftlichen Gründen erschweren soll, ist gerade in Magdeburg in Arbeit. Das Land folgt somit Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, die seit Kurzem nur noch Nottötungen von Ferkeln zulassen.
