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Nach 20 Jahren Kommunalpolitik Nach 20 Jahren Kommunalpolitik: Merseburger nimmt Auszeit vom Dienst am Menschen

Von Michael Bertram 10.05.2019, 13:48
20 Jahre lang hat Daniel Stahnke sich in der Kommunalpolitik engagiert - jetzt nimmt er sich eine Auszeit.
20 Jahre lang hat Daniel Stahnke sich in der Kommunalpolitik engagiert - jetzt nimmt er sich eine Auszeit. Kartin Sieler

Merseburg - Eigentlich kommt Daniel Stahnke aus einem recht unpolitischen Elternhaus. „Ich stamme aus einer Familie von Bergarbeitern“, erzählt der gebürtige Thüringer. „Schon mein Opa spaltete Schiefergestein, meine Oma schob die Hunten.“ Das Malochen stand bei den Stahnkes im Vordergrund, um sich den Lebensunterhalt zu verdienen. Zeit und Muse für ausgiebige politische Debatten gab es wenig.

Daniel Stahnke jedoch schlug einen anderen Weg ein. Schon mit 15, 16 Jahren interessierte er sich für Politik. Zunächst vertrat er als Schülersprecher die Interessen anderer. Wenig später wagte er sich in die Kommunalpolitik, kandidierte - als Spross einer Arbeiterfamilie wenig überraschend - für die SPD für einen Sitz in Stadträten und Kreistagen in Thüringen und ab 2009 in seiner Wahlheimat Merseburg beziehungsweise dem Saalekreis.

„Ich habe nichts dagegen, wenn einem eine Sache nicht gefällt oder man sie ablehnt“

„Ich habe nichts dagegen, wenn einem eine Sache nicht gefällt oder man sie ablehnt, aber man muss auch Gegenvorschläge machen, wie man die Zustände verbessern will - ohne die Gesellschaft zu spalten“, sagt er. Auch bei der nächsten Kommunalwahl am 26. Mai wollen es Hunderte Kandidaten Stahnke gleichtun und sich zur Wahl stellen. Nach 20 Jahren, in denen der 38-Jährige in der Kommunalpolitik mitmischte, nimmt er nun aber eine Auszeit.

Stahnkes Beispiel illustriert recht gut, dass das ehrenamtliche Engagement in den kommunalen Parlamenten nicht nur Spaß bedeutet. Ganz im Gegenteil: Dahinter steckt viel Arbeit und Aufopferung. Und ein Großteil der stundenlangen Diskussionen mit Bürgermeistern, Vertretern von Verwaltungen und anderen Stadt- und Gemeinderäten sind oftmals alles andere als vergnügungssteuerpflichtig. Die Aufwandsentschädigung, die die ehrenamtlichen Politiker erhalten, ist gering.

„Wegen des Geldes sollte man aber auch nicht antreten“

„Wegen des Geldes sollte man aber auch nicht antreten“, meinte Stahnke, dem für seine Tätigkeit als Stadtrat im Monat 135 Euro zustanden - zuzüglich eines Zuschlags für seinen Ausschussvorsitz.

„Als Vorsitzender von Ausschüssen habe ich an mich und meine Arbeit ja noch einmal besondere Ansprüche gestellt, mein Ziel war es immer, mindestens den gleichen Wissensstand zu haben wie die Verwaltung, also auch die gesetzlichen Grundlagen zu kennen“, erzählt er. Dafür habe er über Jahre viele Stunden zusätzlich investiert, zu jenen, die er mit Vorbereitungen von Sitzungen, Gesprächen und Vor-Ort-Terminen verbracht hat.

Parallel dazu ging Stahnke stets einem Vollzeitjob nach

Parallel dazu ging Stahnke stets einem Vollzeitjob als Teamleiter in einer Einrichtung der Jugendhilfe nach und schloss ein Studium der Sozialpädagogik ab. Da zuletzt auch im Privaten neue Herausforderungen hinzu kamen - Stahnke pflegt zu Hause zwei nahe Angehörige - zog er nun die Reißleine und entschied, bei dieser Kommunalwahl nicht noch einmal zu kandidieren. „Das ist eine absolute Vollbremsung“, meint Stahnke, der sich in den letzten Wochen sowohl im Kreistag als auch im Stadtrat rarer gemacht hatte.

„Die Belastung ist schon groß“, sagt er. „Wenn man sich so sehr reinhängt wie ich, kann man das so vielleicht auch nur zehn Jahre machen.“ Trotz allem konnte er seine Arbeit als Kommunalpolitiker auch genießen. „Ich hatte eine Vision, wollte etwas erreichen“, sagt er. „Und es erfüllt einen mit Freude, wenn man sieht, was wir allein bei den Kitas und Grundschulen in Merseburg alles bewegt haben.“ Für immer verabschieden will sich Stahnke von der Kommunalpolitik allerdings nicht, auch wenn er sich einen Seitenwechsel, also einen Job in einer Verwaltung, vorstellen kann. „Ich sage eher auf Wiedersehen“, erklärt er. (mz)