MZ-Gespräch mit Frank Bannert und Reinhard Habelt MZ-Gespräch mit Frank Bannert und Reinhard Habelt: Immer mehr Bänke bleiben leer
Merseburg/MZ. - Mit einem heißen Eisen beschäftigt sich der Kreistag in seiner Sitzung Mittwochnachmittag: dem Erhalt und der Schließung von Schulen im Landkreis. Den Abgeordneten liegt der Entwurf zur mittelfristigen Schulentwicklungsplanung für den Zeitraum von 2004 / 05 bis 2008 / 09 vor. MZ-Redakteurin Elke Jäger sprach darüber mit dem Ersten Beigeordneten Frank Bannert (CDU) und dem Leiter des Schulverwaltungsamtes Reinhard Habelt.
Der Entwurf hat ja in den vergangenen Wochen schon für Aufregung gesorgt, zum Beispiel in Schkopau. Bleibt es beim Vorschlag, die Sekundarschule dort zu schließen?
Bannert: Nein, hier plädieren wir nach Prüfung aller Argumente für den Erhalt des Standorts. Dafür spricht zum einen der gute bauliche Zustand und die Ausrüstung, zum anderen der geplante Zusammenschluss der umliegenden Kommunen zur Einheitsgemeinde. Geschlossen werden soll dafür die Sekundarschule Merseburg West. Aufgrund ihres desolaten Bauzustandes müssten wir Millionen investieren.
Damit würden in Merseburg zwei Sekundarschulen schließen. Süd macht ja ebenfalls dicht.
Habelt: Der Vorschlag sieht die Schließung von acht Schulen im Kreis vor. Betroffen sind vier Sekundarschulen; die zwei in Merseburg, eine in Obhausen und die Sekundarschule 1 in Querfurt, die Gymnasien in Mücheln und Bad Dürrenberg und die Lernbehindertenschulen in Bad Dürrenberg und Querfurt. In Mücheln ist eine Außenstelle des Querfurter Gymnasiums geplant, in Bad Dürrenberg eine des Herder-Gymnasiums Merseburg.
Hat die Schülerzahl denn wirklich so rapide abgenommen?
Habelt: Leider. Die stärksten Rückgänge haben wir im Querfurter und Merseburger Raum. Zwischen 2004 und 2007 erreichen die schwächsten Jahrgänge die Sekundarstufe, dann rechnen wir wieder mit einem Anstieg um rund 25 Prozent. Die Zahl der Geburten ist seit etwa sieben Jahren relativ konstant. Dennoch haben wir damit nur halb so viel Schüler wie Ende der 80er Jahre, darüber müssen wir uns klar sein.
Also keine Hoffnung auf baldige Änderung und Zuwächse, mit denen ja manchmal gern argumentiert wird?
Bannert: Einschneidende Veränderungen sind nicht zu erwarten, so realistisch müssen wir schon sein. Und wir müssen von der Regelzügigkeit ausgehen: Sekundarschulen mindestens zweizügig, Gymnasien dreizügig. Wir wollen langfristig stabile Verhältnisse und nicht jedes Jahr eine Zitterpartie. Ich denke, mit diesem Vorschlag schaffen wir verlässliche Strukturen und verfügen dann neben den Sonderschulen über zehn Sekundarschulen, drei Gymnasien und eine berufsbildende Schule im Kreis.
Steigt die Zahl der Fahrschüler dadurch nicht gravierend an?
Habelt: Insgesamt sicher nicht, es sind ja weniger Schüler. Gegenwärtig fahren 36,2 Prozent, ich denke, dieser Anteil wird sich erhöhen. Allerdings arbeiten wir generell auch an einer Veränderung der Schuleinzugsbereiche, in Merseburg läuft das gemeinsam mit der Stadt. Darüber wird der Kreistag im Dezember entscheiden.
Gab es stärkeren Widerstand gegen die Schließungspläne?
Bannert: Gefreut sich sich keiner, aber die rückläufige Schülerzahl ist nun mal ein Fakt, an dem keiner vorbei kommt. Größere Proteste gibt es in Querfurt an der Sekundarschule 1, das halte ich für eine ganz normale Sache.
In Bad Dürrenberg erwartet man vom Kreistag offenbar ein Signal zum Thema Grundschule. . .
Bannert: Das ist allein Sache der Kommune. Und über eventuelle Umzüge reden wir gar nicht, immerhin bleibt auch das Gymnasium am Standort.
Was wird mit der Schule in Merseburg-Süd, dort ist ja allerhand investiert worden?
Habelt: Dort soll die Lernbehindertenschule ihr neues Domizil erhalten, da reicht der Platz auch für die Kinder aus Bad Dürrenberg. Für einen Vorteil halten wir die unmittelbare Nachbarschaft zur Geistigbehindertenschule in Süd. Da wäre die Bildung eines Schulzentrums gut vorstellbar.