Muntere Zeitreisen mit Ironie
BAD DÜRRENBERG/ GÜNTHERSDORF/ MZ/HEG. - Am Samstag wurde wieder in der Region Faschingsgeschichte geschrieben. Als die Narren vom Günthersdorfer Carnevalsclub GCC etwas verspätet in ihre Prunksitzung einstiegen, da war die Faschingsbewegung in Bad Dürrenberg im "Haus des Volkes" schon in vollem Gange. Da hatten Elferrat, Funken und das Dürrenberg-Quintett mit Präsident Jürgen Weber schon Achtungszeichen gesetzt. Da war Bürgermeister Árpád Nemes schon zum Ehrenmitglied befördert, und "Eiermann" Andreas Walter hatte zehn rhetorische Breitseiten in der Bütt abgefeuert. Unter anderem empfahl er dem Stadtrat, die noch zu bauende Sporthalle als Tagungsort, weil er dort dann "seine Klimmzüge in der Stadtpolitik machen kann". Und der Oktoberklub hatte schon sein "Seid bereit" in den Saal geschmettert, dass das Publikum mit einem "Immer bereit" und Solau-Rufen erwiderte.
Und während es in der Salinestadt unter anderem mit Showtanz, Blue-Men-Group und dem Chor der Werktätigen munter weiter ging, fing auch in Günthersdorf das Sportlerheim langsam an zu vibrieren. Dort hatte sich jede Menge bunt gekleidetes närrisches Volk eingefunden.
Unter dem diesjährigen Motto "Zeitreise" dirigierte Zeremonienmeister Uwe Langheinrich lässig bis elegant durch das Programm. Die Funkengarde legte mit einem Abba-Medley los, dem die Junior-Funken natürlich nicht nachstehen wollten. Ihr "König der Löwen"-Showtanz in prächtigen Kostümen war genauso allererste Sahne, was
das Publikum im vollbesetzten Saal mit viel Applaus honorierte.
Dann kam Holger Krupa, dem es als Cindy aus Marzahn ("Ich bin anders als die andern, die ganz anders sind!") angesichts des Stimmungspegels prompt die Sprache verschlug. Was folgte, war eine Überraschung für Eberhard Brost. Eben noch im Playback mit Anett Schirmer als Stimmwunder bestaunt, bekam er von Präsident Maik Gutknecht ein Fotopotpourri überreicht, da er (wohl aus Altersgründen) den rasanten Wechsel vom Männerballett ins Technikteam vollzogen hat. In 22 Jahren habe er in keinem der Tänze gefehlt, sagte der Obernarr.
Dann tauchten die Mädels vom "Tanzzauber" aus Merseburg auf, die mit Neuer Deutscher Welle aufhorchen ließen. Und schon folgte ein erneuter Augenschmaus: die Funkengarde. Eric Prydz' Video von 2004 mit den Popgymnastikdamen wurde so toll nachgestellt, dass die rhythmischen Bewegungen im Saal Massencharakter annahmen. An den Reglern sorgten derweil Willi, Micha und Thomas für klaren Klang. Das Quartett "Die Sorgenlosen" nahm sich selbst und Dorfhistorie auf die Schippe, und der Schladebacher Uwe Hartig machte als Reinemacherfrau eine gute Figur.
Locker arbeiteten sich die Günthersdorfer durch den Abend. Aber was war das? Da kam Tina Turner, griff zum Mikro und rockte los. "Night Push City Limit" und "Simply The Best" kamen so authentisch über die Rampe, dass Star Angelika Preiß eine komplette Zugabe des Auftritts abliefern musste. Da stand der Saal und tanzte mit.
Nicht zu toppen? Fast nicht, denn zum absoluten Höhepunkt wurde der Auftritt des Männerballetts. "Wer hat denn an der Uhr gedreht?", fragten sie scheinheilig, um dann die einstudierten "Legenden der Geschichte" aufs Parkett zu legen. Unvergessliche Liebespaare von Adam und Eva bis zu Modern Talking wurden artistisch brillant serviert und musikalisch auf die Schippe genommen.
Tanzexpertin Marion Galander, die seit elf Jahren die Herrenriege betreut und drei Mal zum Landesmeistertitel führte, wurde mit Rosen geehrt, und die Recken mit den Charakterköpfen versprachen, beim neuen Ausscheid am 28. März in Thale alles zu geben. Beim Publikum, das Beifall wie verrückt spendete, waren sie schon an diesem Abend die Nummer eins. Im Schlussbild vereinten sich nochmals alle Stars auf der Bühne.