Mobilität im Saalekreis Mobilität: E-Bike kommt in Fahrt

Merseburg - Beim Auto ist das Thema Elektromobilität derzeit nur eine Zukunftsvision, die allenfalls punktuell schon in der Gegenwart angekommen ist. Hier dominieren weiterhin die Verbrennungsmotoren.
Anders die Situation beim Fahrrad. Immer mehr Pedalisten lassen sich bei ihrer nähr- und sauerstoffverbrennenden Fortbewegung von Elektromotoren unterstützen. Das E-Bike - oder auch Pedelec -ist auf dem Vormarsch - auch im Saalekreis. „Vor zwei, drei Jahren fing es richtig an, seitdem wird die Nachfrage jährlich größer. In diesem Jahr ist sie extrem hoch“, berichtet Max Gehlich, Mitarbeiter des Händlers Zweirad Riese in Merseburg. Er schätzt, dass mittlerweile jeder dritte Kunde ein Elektrorad möchte.
Hohe Nachfrage nach E-Bikes
Ähnliche Erfahrungen haben auch Bernadette und Matthias Proske gemacht. In ihrer „Radmanufaktur“ an der Merseburger Hölle nehmen die Räder mit dem charakteristischen Kasten am Rahmen oder dem auffällig verbreiterten Tretlager gut die Hälfte der Verkehrsfläche ein. „Wir haben sogar schon überlegt, nur noch E-Bikes zu verkaufen. Die Nachfrage würde es hergeben“, erzählt der Ladeninhaber. Und seine Frau berichtet: Die Käufer seien bisher vor allem Senioren. „Weil das E-Bike ihnen ein Maß an Mobilität zurückgibt, das ihnen körperlich nicht mehr möglich war.“
Doch ältere Semester bilden nicht die ausschließliche Käuferschaft. Gerade S-Pedelecs, die anders als normale E-Bikes den Fahrer nicht nur bis 25 oder 30 Kilometern pro Stunde unterstützen, sondern bis 45, seien bei Pendlern gefragt, sagt Matthias Proske, der selbst e-motorisiert aus Schkopau zur Arbeit pendelt.
Möglichkeiten der Technik nicht ausgereizt
Und er sieht die Möglichkeiten der Technik damit nicht ausgereizt: „Wir werden in Zukunft unsere Räder mit einem E-Bike ausliefern.“ Der Transport per Lastenrad sei wirtschaftlicher als per Lieferwagen, auch wenn sich dadurch die Fahrtzeiten erhöhten - und umweltfreundlicher sei er ohnehin.
Preislich liegen E-Fahrräder deutlich über ihren rein mit Muskelkraft betriebenen Pendants. Sowohl die Proskes als auch Gehlich schätzen, dass Kunden für ein ordentliches E-Bike mindestens 2.000 Euro einplanen müssen. „Wenn man weniger ausgibt, spart man nur am Komfort, vor allem aber an der Reichweite“, sagt Bernadette Proske.
Unfallstatistiken der Polizei
In den Unfallstatistiken der Polizei haben bisher noch die konventionellen Räder Vorfahrt. 2016 waren dessen Fahrer im Saalekreis in 95 Fällen Unfallverursacher, im gesamten Jahr gab es jedoch nur vier Unfälle mit Elektrorädern. Dennoch sieht Polizeisprecherin Sandra Schulze durchaus Gefahren, die durch die E-Bikes entstehen können. Etwa weil diese schwerer seien und weil deren Fahrer, aber auch andere Verkehrsteilnehmer die Geschwindigkeit der E-Fahrräder unterschätzen könnten.
Matthias Proske hält höhere Geschwindigkeiten nicht für ein Problem. Die Leute würden vielleicht drei, vier km/h schneller fahren, vor allem aber würden sie weitere Strecken zurücklegen als mit normalen Rädern. Darin sieht er auch eine wirtschaftliche Chance für Merseburg. Die Hotelbranche könnte davon profitieren, argumentiert er. Mit Reichweiten von bis zu 150 Kilometern würden die E-Bikes Tagesausflüge von Merseburg nach Leipzig oder Weißenfels ermöglichen. Der Standort könnte für Übernachtungsgäste attraktiver werden. Doch das Potenzial habe bisher noch niemand erkannt. (mz)