Die Grillmeister Mitteldeutsche Grillmeisterschaft in Burgliebenau: BBQ-Enthusiasten ermitteln ihren Meister

Burgliebenau - Andreas Rothe und seine Assistentin Inga Bauer eilen zu dem Holzklapptisch vor dem Eingang er Burgliebenauer Bischofsburg. In ihren Armen tragen sie Schachtel. Die Proben für die Jury. Es ist Samstag 13.30 Uhr.
Der Caterer aus der Nähe von Zeitz hat die zweite Aufgabe der Mitteldeutschen Meisterschaft auf die Minute genau serviert. Spareribs zubereiten, lautete sie. Für seinen Geschmack hätten die mit Honig und weiteren „geheimen Zutaten“ marinierten Rippchen noch zwei Stunden bei 120 Grad weiter garen können, denn des vom Veranstalter gestellte Fleisch sei doch sehr dick gewesen. Aber der Zeitplan ist straff. Und es wird am Ende auch nicht das Fleisch sein, dass Rothe zum Fallstrick wird.
Doch dazu später mehr. Rothe und seine Assistentin sind das einzige unter den sechs Teams aus Sachsen-Anhalt. Die meist in größerer Mannschaftsstärke angereiste Konkurrenz kommt aus Niedersachsen, Sachsen und Thüringen. Würste gibt es bei diesen Grillmeisterschaften, die nach den Regeln der German Barbecue Association (GBA) ausgetragen werden, dennoch nur am Imbissstand für die Besucher.
Die Wettbewerber müssen binnen weniger Stunden ein eher us-amerikanisch anmutendes Drei-Gänge-Menü mit zaubern. Burger, Spareribs, Dessert. Die Hauptzutaten stellt der Veranstalter morgens, damit alle die gleichen Ausgangsbedingungen haben. Wichtige Regel: Die Kernkomponenten müssen am Ende alle vom Grill kommen.
Andreas Rothe mit Pit-Smoker bei Grillmeisterschaft in Burgliebenau
Die Arbeitsgeräte stehen unter Zelten auf dem Innenhof der Burg verteilt. Mit den dreibeinigen Grills, die einem im Park begegnen würden, haben diese allerdings so wenig Ähnlichkeiten wie ein Chihuahua mit einem Wolf. Viel größer und ohne Haube und integriertes Thermometer geht hier nichts. Rothes Grill fällt besonders ins Auge, erinnert ein wenig an eine Dampfmaschine aus dem 19. Jahrhundert. Es ist ein Pit-Smoker. Ein mit Holz befeuerter Ofen, in dem das Fleisch langsam garen kann.
Doch das Fleisch ist für heute durch. Die Arbeitsproben der Teams stehen auf Holztischen im Haupthaus. An ihnen sitzt die Jury. Sie bewertet die Qualität des Essen, ohne zu wissen, wer was gegrillt hat. Lutz Steglich ist einer der Juroren. Ein Mann vom Fach. Der Thüringer betreibt unter dem Namen „Sackpfeifen BBQ“ einen Youtube-Kanal zum Thema, entwickelt Rezepte und ist zertifizierter GBA-Juror. Die Einweisung, die seine Kollegen am Vormittag bekommen haben, brauchte er nicht.
Mit kritischem Blick bearbeitet er das Rippchen vor sich. „Wir haben es hier gerade mit einem schlechten Fall zu tun.“ Das Fleisch ist noch nicht gar. „Rippchen muss man auseinander ziehen können. Dafür braucht es eine lange Garzeit.“ Auf einem Bogen trägt Steglich seine Wertungen ein, in fünf Kategorien gibt es je null bis zehn Punkte. Auch die Beilagen gehen in die Wertung ein. Wie ist ihr Geschmack? Wie passen sie zum Gesamtgericht? Sein persönliches Highlight des Tages sei ein Burger gewesen, berichtet der Juror. Das Fleisch sei auf den Punkt genau gegart gewesen. Das Rindfleischpatty dürfe Innen weder noch roh sein, dann sei es wie Gummi, noch zu sehr durchgegart sein, dann werde es trocken, erklärt der Fachmann. Ideal sei ein Kerntemperatur von 54 Grad Celsius.
Null Punkte vom Chefjuror wegen eines Regelverstoßes
Dann unterbricht der Chefjuror das Gespräch. Er hält eine der Styroporpackungen in die Höhe. Die Bohnen werden mit null Punkten bewertet. Ein Regelverstoß. Sie kommen aus der Pfanne, nicht vom Grill.
Draußen steht Rothe unter seinem Zelt und ist etwas zerknirscht. „Es läuft durchwachsen. Ich habe ein paar Fehler gemacht. Ich hatte nur wenig Zeit und habe die GBA-Regeln nur überflogen.“ Es waren seine Bohnen. Die mache er immer so, wenn er Cateringaufträge bekomme und den Leuten würde es auch immer schmecken. Der Theißener hat Zeit für einen Plausch. Die souffléartigen Törtchen die später noch mit Erdbeeren bestückt werden sollen, grillen – oder vielleicht doch eher backen – gerade im Pit-Smoker. „Hoffentlich werden die Silikonförmchen nicht bemängelt“, fügt der Grillmeister an.
Im Zelt neben an lässt Siggi Schmidt von einem Grillteam aus Weimar gerade den Schneebesen heiß laufen. Er schlägt Eischnee für die Schokotörtchen mit gegrillten Nektarinen und Mascarpone. „Das ist ein Keks-Butter-Teig“, deutet er auf die Muffinformen. Selbstgemachter Schokopudding aus Bitterschokolade und eben Eischnee kämen noch darauf. Und dann kommt alles auf dem Grill unter die Haube.
Der Sieger qualifiziert sich für die deutschen Meisterschaften
Burgherr Matthias Prasse ist angetan von dem, was sich da auf seiner Burg abspielt – und erschöpft. Gemeinsam mit seiner Frau Dagny hat er die Grillmeisterschaften organisiert. „Wir hatten einen riesigen Respekt vor der Veranstaltung. Es ist ja eine offizielle Kiste. Der Sieger qualifiziert sich für die deutschen Meisterschaften.“ Aber es laufe gut. Das Wetter passe. Auch beim Publikum kommt die Veranstaltung gut an. Manch Gast hätte sich nur mehr Kostproben gewünscht. Auch Prasse hat von den Wettbewerbsbeiträgen nichts abbekommen. „Dabei sehen die so lecker aus. Deswegen will ich nächstes Jahr in die Jury.“
Die aktuellen Juroren haben am Ende die Kreationen der „Kleinen Weberlions“ aus Thüringen am meisten überzeugt. Andreas Rothe muss sich mit Rang sechs begnügen. Trotz der roten Laterne schließt er eine neuerliche Teilnahme an Meisterschaften nicht aus. Allerdings „Ich muss das jetzt aber erstmal schlucken.“ (mz)