Captain Fu ohne „Captain Fu“ Merseburger Schiffsmann startet mit neuem Floß auf der Saale durch
Detlef Furchheim startet an der Merseburger Saale in die Saison. Von seinem alten Ausflugsschiff hat er sich jedoch getrennt.
Merseburg - Ein wenig erinnert das neue Gefährt von Detlef Furchheim an ein schwimmendes Partyzelt. Das rechteckige, von einer grünen Plane überspannte Holzkonstrukt ruht auf drei Schwimmkörpern. „Das Floß ist zu 100 Prozent Marke Einbau“, sagt der Roßleber, der in Merseburg den meisten unter dem Spitznamen Captain Fu geläufig sein dürfte. Seit vielen Jahren betreibt er die Ausflugsschifffahrt unterhalb des Schlosses. Seine Gäste empfing er dabei bisher auf dem gleichnamigen Schiff.
Wechsel zum Floß habe ökonomische Gründe
Doch die MS „Captain Fu“ ist Geschichte. Furchheim hat sie verkauft. Nächste Woche holt sie der neue Eigentümer, die Halle-Saale-Schifffahrt, ab. In der Nachbarstadt soll sie als Veranstaltungsschiff dienen und für sporadische Fahrten nach Merseburg. Dort macht künftig nur noch Furchheims neues „Hansefloß“ dauerhaft fest.
Der Wechsel, so begründet er, habe ökonomische Gründe: „Mit einem Schiff kann man in dieser Gegend kein Geld verdienen. Da brauche ich auch unter der Woche zumindest 20 Fahrgäste, um wirtschaftlich zu fahren.“ Jetzt lohnten sich schon mal Touren mit fünf bis sechs Gästen. „Wir sind so flexibler.“ Zudem könne man jetzt in Richtung Rollstuhltauglichkeit äugen. Oben am Weg gibt es zwar noch Stufen, aber die Stadt habe den Steg bereits unkompliziert an das Floß angepasst.
„Es fährt sich ein bisschen wie ein nasser Schwamm. Es ist kein Rennboot“
Das ist für Captain Fu nicht nur optisch eine Umstellung. Die Gastronomie an Bord, die er bisher bieten konnte, wird es so nicht mehr geben. Für die Passagiere gilt an den Holztischen zunächst das Selbstversorgerprinzip. „Wir sind mit der Stadt im Gespräch, ob wir hier oben einen Kiosk hinkriegen zur Versorgung.“ Furchheim deutet auf den Bereich oben am Weg unterhalb des Schlosses. Das Floß hat freilich auch gänzlich andere Eigenschaften auf dem Wasser als das in seiner Form an die Flussströmung angepasste Fahrgastschiff.
„Es fährt sich ein bisschen wie ein nasser Schwamm. Es ist kein Rennboot“, erklärt der Kapitän. Mit dem 20-PS-Motor sei es schwer, gegen starke Strömungen anzukommen. Dafür hat das Floß mit 50 Zentimetern deutlich weniger Tiefgang als sein Vorgänger. Ein Vorteil im schleußenreichen Revier. An der Meuschauer Schleuse benötigte die „Captain Fu“ bisher etwa eine Stunde pro Richtung. Das „Hansefloß“ komme da in 15 Minuten durch, weil es die Fangschleuse nicht mehr benötigt.
Das Ganze hat Auswirkungen auf Furchheims Tourenrepertoire. Nach Halle kommt der Schiffer nicht mehr. Flussabwärts sei jetzt in Schkopau Schluss. In Gegenrichtung kann er dank geringerem Tiefgang dafür nun weiterfahren. Bisher war dort in Leuna-Kröllwitz Schluss. „Jetzt muss ich ausloten, wie weit es geht“, sagt Captain Fu. Er vermutet, dass er bis vor die Eisenbahnbrücke in Bad Dürrenberg kommt, danach sei die Strömung zu stark. Mit der Solestadt sei er gerade in Gesprächen, ob die einen Anleger bauen kann, damit die Passagiere dort auch von Bord gehen können.
Die wichtigste Botschaft aus Sicht des Kapitäns ist: „Es gibt uns“
Furchheim will nun täglich fahren – allerdings nur nach vorheriger telefonischer Anmeldung. Das Geschäft soll auch nicht allein auf die Ausflüge begrenzt bleiben. „Man kann das Floß auch als Veranstaltungsort mieten. Es gibt in Merseburg ja keinen schöneren Ort als hier am Wasser“, wirbt er. Bis zu 24 Gäste hätten auf dem schwimmenden Gefährt Platz.
Mit dem startet Furchheim nun nach langer Pause. Seit einem Jahr sei fast nichts mehr gegangen berichtete er. „Corona hat uns ein bisschen gebeutelt.“ Eine Prognose für die neue Saison wagt er nicht. „Es gibt ja noch nicht viele Angebote. Es sind zarte Pflänzchen, die noch wachsen müssen.“ Die wichtigste Botschaft aus Sicht des Kapitäns ist: „Es gibt uns.“ Wie die Leute das Angebot dann annehmen, müsse man sehen.
Die Buchung von Fahrten ist möglich unter der: 0172/345 33 22. (mz)