Merseburger Rabe darf bleiben
Merseburg/MZ. - Ich verspreche ihnen, dass der Rabe auch in den nächsten Jahren hier am Schloss sein wird", sagte Rumprecht, und die Merseburger klatschten dafür herzlich Beifall.
Bevor diese frohe Botschaft verkündet wurde, hatten viele noch gesagt, wie bestürzt und traurig sie darüber sind, dass der Rabe plötzlich weg soll. "Wir haben im Deutschunterricht darüber gesprochen, und wir möchten, dass der Rabe bleibt", erzählte Charlotte Riesing (11), die mit ihren Klassenkameraden aus der 6 / 1 des Domgymnasiums zum Rabenkäfig gekommen war. "Wenn der Rabe einen größeren Käfig bräuchte, würden wir sogar etwas spenden." Leonard Dietl (10) von der Klasse 4a der Grundschule in Rosenthal erzählte, dass in der Schule Unterschriften gesammelt wurden, damit der Rabe bleibt und dass die dem OB noch übergeben werden. Ihm sei überaus wichtig gewesen, was erfahrene Ornithologen gesagt hätten: "Nämlich dass es nichts gegen eine solche Rabenhaltung einzuwenden gibt. Und dass es dem Raben gut geht, davon habe ich mich selbst oft genug überzeugt. Es wäre ungeheuerlich, wenn so eine Merseburger Symbolfigur verschwinden würde", war die Ansicht von Udo Ostkamp. Für Erhard Spindler gehört der Rabe zum Schloss wie der Dom zu Merseburg. Gegen überspannte Naturschützer sollte von Ratsseite auch mal Flagge gezeigt werden, meinte er. Karl-Eberhard Herrich meint: "Dass die Tiere Opfer einer Sage sind, wissen sie nicht, und auch wir Menschen sollten das nicht überbewerten. Zumal ein Rabe schon vor dem oft zitierten Ringdiebstahl im Wappen zu finden war." Eine ganz andere Idee zur Thematik Sage hatte Willi Bubam aus Bad Dürrenberg: "Dem Raben fehlt es an nichts, wird immer gesagt. Im fehlt es an Freiheit. Deshalb bin ich nicht dafür, dass er eingesperrt bleibt. Man sollte lieber eine Bischofsmitra und einen Krummstab in den Käfig stellen und nicht den Raben für ein Fehlurteil büßen lassen. Der Sage wäre sicher auch damit Genüge getan."
Nach Rumprechts guter Nachricht herrschte bei fast allen die zum Rabenkäfig gekommen waren, große Erleichterung. "Ich hatte mich geärgert, aber jetzt bin richtig froh. Ich bin doch mit dem Raben groß geworden", sagte der 27-jährige Robert Schmidt. Die Merseburgerin Elvira Pfeiffer war ganz gerührt: "Mir kommen gleich die Tränen, so froh bin ich."
Und noch eine Neuigkeit gab es am Donnerstag: OB Rumprecht und seine Mitarbeiter übernehmen die Patenschaft über den Raben. "So ist zumindest das Futtergeld gesichert", sagte der OB, der selbst schon eine Raben-Patenschaft im Südpark hat.