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Merseburg Merseburg: Wein wird seit 1.000 Jahren hier angebaut

Von HANS-ERDMANN GRINGER 08.02.2012, 15:39

MERSEBURG/MZ. - Da sind zum einen die Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz. "In Magdeburg wird sich ab 27. August die große Landesaustellung zum 1100. Geburtstag von Otto dem Großen präsentieren. Da fungieren wir hier in Merseburg neben anderen Partnern wie Quedlinburg und Gernrode auch als Korrespondenzstandort", sagt Domstiftsarchivar Marcus Cottin. Dafür arbeite man gemeinsam mit dem Kulturhistorischen Museum im Schloss zusammen, um herausragende Zeitzeugnisse aus eigenem Besitz auszustellen.

Einige der bemerkenswertesten Dokumente aus dieser Zeit, die hier in Merseburg in den Archivregalen gut behütet lagern, sei das Merseburger Totenbuch, betont der Historiker. Darin werde auch Kaiser Otto erwähnt. Cottin: "Die Handschrift stammt ursprünglich aus dem Kloster St. Gallen und fand auf unbekannten Wegen, wahrscheinlich als Schenkung an das Bistum, zu uns nach Merseburg. Sie wurde in der zweiten Hälfte des zehnten Jahrhunderts angefertigt."

In dem Werk sind herausragende Gedenktage verzeichnet worden, und man nimmt an, dass damit das Gedenken, also die Hauptverehrung der Ottonen, praktisch vom Ursprungsort Quedlinburg nach Merseburg verlagert wurde. Auch Geburtstage wurden darin akribisch verzeichnet, was sonst für diese Zeit sehr selten gewesen sei, betont Cottin.

Darüber hinaus wolle man auch mehrere liturgische Handschriften mit ausstellen und Urkunden über Gebietsstiftungen für das Bistum Merseburg. Zugleich werden mehrere Vorträge von Wissenschaftlern über die Zeit vor 1.000 Jahren in der Hofstube des Schlosses die Magdeburger Schau begleiten. Insgesamt sind übrigens im Dom-stiftsarchiv mehr als 2.000 Drucke und 200 mittelalterliche Handschriften aufbewahrt.

Der Domstiftsarchivar kann auch Erfreuliches hinsichtlich der Fürstengruft vermelden. Dank zahlreicher Spenden sind nahezu alle der insgesamt 37 Särge der Merseburger Herzöge und ihrer Angehörigen wieder restauriert. Lediglich zwei Kindersärge, der von Gustaf Friedrich, der 1695 starb (Sohn von Herzog August und Hedwig), und August Friedrich, der 1685 verschied (Sohn von Christian II und Erdmuth Dorothea), warten noch auf ihre Instandsetzung. Hier fehlt noch eine Summe von rund 10.000 Euro. Die Särge seien zwar notdürftig gesichert, aufgerichtet und gesäubert, aber noch nicht fachmännisch restauriert. Man könne den deutlichen Unterschied sehen, so Cottin. Doch die Domstifter hoffen, auch diese Arbeiten zeitnah in Auftrag geben zu können.

Das Kulturhistorische Museum wiederum widmet sich neben anderen Präsentationen (unter anderem findet ab September eine Schau des Merseburger Künstlers Klaus-Dieter Urban statt) ab Juli desweiteren einem außergewöhnlichen Jubiläum: "1.000 Jahre Weinbau im Merseburger Land". Der erfahrene Winzer Hubertus Sommerfeld, der selbst einen Weinberg bei Höhnstedt besitzt und in der Deutschen Gesellschaft zur Geschichte des Weines sich für Sachsen-Anhalts Belange einsetzt, wird die Schau mit konzipieren. "Wir freuen uns sehr, dass Herr Sommerfeld uns mit seiner Sachkenntnis unterstützt", betont Museumschefin Karin Heise.

Grundlage für das stolze Jubiläum ist eine Urkunde von König Heinrich II. an Bischof Thietmar vom 17. Oktober 1012. Sommerfeld: "Es ist ein Schriftstück, in dem der König nach der Neugründung des Merseburger Bistums einstige Besitzungen der bischöflichen Kirche wieder bestätigt und in dem auch ein Weinberg bei Merseburg Erwähnung findet". Der könne sich nur in der Nähe des Bereichs der Altenburg befunden haben, ist sich der 74-Jährige sicher.

Apropos Bestätigung: Auch die Rückschau der Dom-Mitarbeiter auf die vergangenen Monate ist mehr als beeindruckend und verweist somit auf eine intensive Öffentlichkeitsarbeit. "2011 war unser bisher erfolgreichstes Jahr. Mehr als 45.000 Besucher fanden den Weg zu uns", betont die leitende Domführerin Beate Tippelt. Da habe sich insbesondere die Schau in Naumburg über den dortigen Naumburger Meister als förderlich erwiesen, für die der Merseburger Dom im Vorjahr ebenfalls als Korrespondenzstandort fungierte. Wachsender Beliebtheit erfreuten sich obendrein insbesondere die museumspädagogischen Angebote für Jungen und Mädchen, die von Schulklassen aus der Region dankbar angenommen würden.