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Merseburg Merseburg: Was tun gegen das Vergessen?

Von MARTIN KRISCHOK 22.09.2010, 17:29

MERSEBURG/MZ. - "Es kann jeden treffen" prangt in großen Lettern im Mehrgenerationenhaus Merseburg. Gemeint ist: Alzheimer. Eine Krankheit, die oft von den Verwandten der Betroffenen nicht erkannt wird. Mit 1,2 Millionen Erkrankten in Deutschland und einer viel größeren Dunkelziffer sind in Deutschland viele Familien betroffen. Anlässlich des Welt-Alzheimer-Tages fand am Mittwoch im Mehrgenerationenhaus ein Aktionstag zur Krankheit statt.

Simone Küchler vom Gesundheitsamt Saalkreis möchte das aufgebaute Hilfesystem möglichst vielen Betroffenen näher bringen - und das meint nicht nur die Alzheimerpatienten selbst. "So etwas belastet die ganze Familie. Erklären sie mal einem Kind warum sich die Oma plötzlich anders verhält", sagt die sozialpsychiatrische Betreuerin. Alzheimer sei ja nicht nur das Vergessen alltäglicher Dinge, sondern auch plötzlich auftretende Eigenheiten oder veränderte Gewohnheiten. Das wichtigste aber ist, sich bereits im Vorfeld mit der Krankheit zu beschäftigen und auf Symptome zu achten, so Küchler.

Annette Haring ist Beratungsärztin der paritätischen Selbsthilfekontaktstelle Halle-Saalekreis und bietet ein so genanntes Screening an. Mit Hilfe von Gedächtnistests können Anzeichen frühzeitig entdeckt werden, so die Ärztin. Deutliche Anzeichen: häufig wiederholte Fragen, verlegte Dinge, fehlende Orientierung, sich ändernde Emotionalität. Ein Allheilmittel gebe es nicht, vorbeugen könne man trotzdem, sagt Haring. Ein aktives sportliches Leben und eine gesunde Ernährung halten den Geist länger wach. Daher seien auch Verstöße gegen die eigene Gewohnheit wichtig - zum Beispiel mal mit der falschen Hand Zähne putzen.

Sei die Krankheit einmal erkannt, könne einiges getan werden. Angefangen bei den niederschwelligen Hilfen, also kurzzeitige Inanspruchnahme von geschulten Pflegekräften oder Tagesgruppen. "Gerade Tagesgruppen sind sehr zu empfehlen. Sie bieten dem Kranken eine professionelle therapeutische Beschäftigung und entlasten die Familie", so Haring. Medikamente gäbe es zwar auch, doch diese könnten den Prozess und dessen Begleiterscheinungen nur verlangsamen.

Für Angehörige bedeutet eine Alzheimererkrankung eine hohe Belastung. Siegfried Ohme von der Merseburger Selbsthilfegruppe Alzheimer weiß das nur zu gut. Viele der Hilfesuchenden seien mit der Situation völlig überfordert. Gesetzeslage und staatliche Unterstützung sind Themen, die häufig in der Gruppe beredet werden.

Treff der Selbsthilfegruppe Alzheimer / Demenz am letzten Mittwoch im Monat von 14 bis 16 Uhr in der Sixtistr. 16a,

Tel. 03461 / 50 88 80