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Merseburg Merseburg: Mini-Ventile helfen beim Atmen

Von REGINA RETZLAFF 14.10.2011, 15:06

QUERFURT/MZ. - Die 61-Jährige leidet an einem Lungenemphysem, besser bekannt auch als Raucherlunge. Das Gefühl der Atemlosigkeit und damit verbundene stark eingeschränkte Kondition sind sichere Zeichen für eine solche Erkrankung.

"Ursache dafür ist, dass vor allem die Ausatmung behindert ist. Die Lungenbläschen werden überbläht, da weniger verbrauchte Luft abgeatmet wird. Dadurch kann weniger frische Luft einströmen", erläutert der erfahrene Pulmologe (Pulmologie ist die Lungenheilkunde; d. Red.) Dr. Toralf Herling, Chefarzt der Medizinischen Klinik III in Querfurt. "Als Hauptrisikofaktor dieser Erkrankung gilt in erster Linie das Rauchen", unterstreicht der Mediziner weiter.

Mit dem relativ neuen Verfahren aus Amerika können Lungenärzte Patienten mit einem Lungenemphysem besser helfen. Dabei werden winzige Ventile in die Luftwege eingeschoben. Sie reduzieren die Luftzufuhr und ermöglichen das Entweichen der eingeschlossenen Luft oder Flüssigkeit.

Den etwa einstündigen Eingriff an der ersten Patientin nahm Dr. Herling gemeinsam mit Oberarzt Dipl. med. Jürgen Mandok vor. Dabei wurden die auf etwa 1,2 Millimeter zusammengefalteten Miniluftklappen über einen endoskopischen Eingriff implantiert. Die Ärzte platzierten bei ihrer Patientin drei Ventile. Die war über ihre Hausärztin angesprochen und mit dem neuen Verfahren "konfrontiert" worden. Die beiden Klinikärzte haben ihr dann das genaue Prozedere erklärt, haben umfangreiche Voruntersuchungen gestartet wie Tests der Lungenfunktionen, Computertomographien und nuklearmedizinische Beurteilungen. Als alle Ergebnisse vorlagen und für eine Behandlung sprachen, wurden die drei Ventile unter Narkose eingesetzt.

"Die Implantation erfolgte in Kooperation mit der amerikanischen Herstellerfirma Pulmonx. Ein Vertreter ist dazu mit einer Anzahl Ventile zu uns gekommen. Während des Eingriffs haben wir entschieden, drei zu verwenden. Eines kostet rund 2 000 Euro. Wenn wir mehr Ventile benötigen, sind die innerhalb von 24 Stunden für uns verfügbar", erzählt Oberarzt Mandok, der sich wie sein Chef Dr. Herling vorher weitreichend fortgebildet und praktisch in einer führenden Bronchialklinik im Sauerland fit gemacht hat.

Die gesetzlichen Krankenkassen haben dem Querfurter Klinikum für drei solcher Eingriffe in einem Quartal ihr Okay gegeben. "Patienten müssen sich nicht vorher mit ihrer Kasse verständigen, ob die den Eingriff auch zahlt", hakt Dr. Herling wieder ein. "Jeder Patient, der denkt, dass dies eine Behandlungsoption für ihn wäre, kann sich mit seinem Hausarzt in Verbindung setzen und theoretisch unsere Klinik kontaktieren. Wenn die Voraussetzungen gegeben sind, kann man den Eingriff vornehmen."

Die behandelte Patientin hat den Eingriff gut überstanden. Nach fünf Tagen Aufenthalt im Klinikum konnte sie entlassen werden. Die weitere Behandlung übernehmen die beiden Spezialisten in Zusammenarbeit mit der Hausärztin. "Mancher Patient bemerkt gleich nach dem Eingriff, ob sich in seinem Befinden etwas ändert. Aber es kann bis zu einem halben Jahr dauern, bis Besserungen eintreten. Man benötigt also etwas Geduld. Wir hoffen, dass die Patienten nach fünf bis sechs Wochen Besserung verspüren. Es kann auch passieren, dass keine Veränderungen im Gesundheitszustand erreicht werden. Dann kann man die Ventile auch wieder entfernen. Aber wir gehen erst einmal ganz positiv an die Sache heran", so Chefarzt Herling.

Das Klinikum in Querfurt ist unter der Rufnummer 034771 / 7 20zu erreichen.