Sensationsfund in Merseburg Merseburg: Archäologen entdecken entdecken Steinzeit-Friedhof

Merseburg - Auf eine Zeitreise 4.800 Jahre zurück in die Vergangenheit lud Mittwoch Susanne Friederich vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt ein. Im Vorfeld des Baus der Merseburger Südumfahrung wurden bei Beuna bei archäologischen Untersuchungen sechs Gräber aus der Jungsteinzeit entdeckt.
Steinzeit-Friedhof in Beuna: Jahrtausende alte Grabsteine bis heute erhalten
Die Toten, ihre Grabbeigaben wie Gefäße sowie entdeckte Pfeilspitzen und Messer aus Feuerstein oder eine Muschel-Paillette als Schmuckstück sind aber nicht das Spannendste für die Experten. Sie freuen sich besonders über Sandsteinplatten, die diese Gräber markieren. Dass sich diese Grabsteine von 2.200 vor Christus bis heute erhalten haben, ist für Mitteldeutschland einmalig, so Projektleiterin Susanne Friederich.
Als Bestattungsplatz nutzten die Menschen eine natürliche Senke. Das erweist sich für die Archäologen als glücklicher Umstand. Bodenabtragungen hat es hier nicht gegeben. Dazu kam, dass die Landwirte nicht allzu tief pflügten und deshalb nicht auf die Steinplatten stießen, die sich heute in nur 30 bis 50 Zentimeter Tiefe befinden. So haben am Ende nur die hier offenbar zahlreich vertretenen Mäuse einige der Knochen weggeschleppt.
Steinzeit-Friedhof in Beuna: Wer ist hier begraben?
Weil die Toten sowohl mit dem Gesicht nach Osten wie nach Süden liegend bestattet wurden und wegen der gefundenen Gefäße weiß man bereits, dass sich in Beuna Vertreter der Glockenbecher- und der Schnurkeramikkultur trafen. Diese Namen hat man ihnen wegen der Form und Verzierung ihrer Gefäße gegeben.
Die Menschen stammten ursprünglich zum einen von der iberischen Halbinsel, also Spanien und Portugal, und zum anderen aus südrussischen Steppen. Beide haben vor Ort die Bestattungen der jeweils anderen Kultur geachtet, auch das steht fest. Ob sie sogar friedlich miteinander lebten und wenn ja, wo, darüber können die Experten (noch) nichts sagen.
Steinzeit-Friedhof in Beuna: Wie geht es nun weiter?
Die Archäologen werden noch bis November ihre Arbeit vor Ort fortsetzen. Sie hoffen, in dieser Zeit manche offene Frage klären zu können. Zum Beispiel die, ob die Bestattungen entlang eines Weges stattfanden und ob man von ihm noch Spuren entdeckt. Die Vermutung liegt nahe, weil sich die Gräber in einer geraden Reihe hintereinander befinden.
Die Funde werden nun geborgen und dann weiter untersucht. Vor allem die sehr gut erhaltenen Zähne stimmen die Wissenschaftler sehr zuversichtlich. Mit ihnen lässt sich zum Beispiel bestimmen, wo die hier bestatteten Menschen herkamen und ob sie beispielsweise hiesiges Wasser getrunken haben. (mz)
