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Mein eigener Chef Mein eigener Chef: Uhrmacher auf der Höhe der Zeit

Von Petra Wozny 28.11.2002, 14:08

Merseburg/MZ. - Begonnen hat der gemeinsame Weg von Torsten und Babette Nagel bereits in der Lehre. "Von früh bis abends haben wir danach in einem Dienstleistungsbetrieb Uhren repariert", erinnert sich die 38-Jährige. Nach der Wende geht sie in einen Schmuckladen, verkauft. Der schließt. Zur gleichen Zeit steht auf der Gotthardstraße ein kleiner Laden leer. "Ich war begeistert von dem Geschäft und der Idee, selbst etwas aufzumachen", schildert sie. Nagels setzen sich gegen die Mitbewerber durch und eröffnen im November 1997 auf 30 Quadratmetern ein Juweliergeschäft, bieten gutklassige Uhren hochwertigen Schmuck und gediegene Dienstleistung an. Gegenwärtig haben die beiden wieder Stress ohne Ende. Das Weihnachtsgeschäft läuft. Nicht selten kämen die Kunden völlig ratlos in den Laden. Dann heißt es, geduldig zu sein, um schließlich doch noch das Passende zu finden. "Manchmal hilft, dass ich mir gemerkt habe, was der Kunde im Vorjahr gekauft hat." Babette Nagel weiß, wieviel Kundenarbeit dazu gehört, um Schmuck zu verkaufen. "Der Dezember? Ein phantastischer Monat. Der muss einfach sein für das Gesamtgeschäft", rechnet Torsten Nagel.

Um der Kundschaft besseren Service bieten zu können, vergrößerten die Juweliere in diesem Jahr das Geschäft um weitere 60 Quadratmeter. So hat der Kunde jetzt mehr Platz an den Auslagen, die Ware kann besser präsentiert werden und auch das "Schmuck- und Uhren-Quartett" hat in der Werkstatt viel Freiraum.

Torsten Nagel, ein absoluter Narr der Chronometer, ist Uhrmachermeister. Seine ist Frau Geselle, aber die Chefin des Unternehmens. Im Geschäft wird die Arbeit geteilt. Während die beiden Verkäuferinnen Manuela Lange und Dorothea Siol vorrangig für den Verkauf und die so genannte Warenpflege zuständig sind - für die beiden legen die Geschäftsinhaber die Hand ins Feuer, findet man das Nagel-Ehepaar viel in der Werkstatt. Vom Regulator bis zur zierlichen Armbanduhr reparieren sie Zeitmesser, aber auch Schmuck. Ständig umgeben von noblem Gold-, Silber- und Titanschmuck - kauft sich da eine Frau nicht ständig ein paar "Klunkern" oder bekommt sie die gar häufiger als andere Frauen von "ihrem" Juwelier geschenkt? Babette Nagel lacht. "Man wird sehr wählerisch. Ein Teil im Jahr, zugegeben. Aber wenn, dann kauft jeder von uns für sich selbst."

Bereut haben die beiden den Schritt in die Selbstständigkeit nicht. "Du musst von Montag bis Samstag freundlich sein und lächeln, auch wenn dir manchmal nicht so ist", weiß sie. "Wir haben lernen müssen, Abstriche im privaten Leben zu machen" sagt er. Es hätte Zeiten gegeben, wo sie aufgrund ihres Geschäftes kaum noch Freizeit hatten. Schließlich wurde umorganisiert, damit Zeit für den Tanz auf dem Saal, die Spaziergänge und das Essen beim Griechen bleibt.