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Mehr Zeit zum Genießen Mehr Zeit zum Genießen: Nach 30 Jahren: Merseburgs Kulturamtleiter geht in Ruhestand

Von Michael Bertram 28.12.2019, 07:00
Martin Wolter (l.) beerbt ab Januar Michael George als Leiter des Merseburger Kulturamtes.
Martin Wolter (l.) beerbt ab Januar Michael George als Leiter des Merseburger Kulturamtes. Michael Bertram

Merseburg - Im Kulturamt der Stadt Merseburg geht in diesen Tagen so etwas wie eine Ära zu Ende. Nach 30 Jahren tritt Amtsleiter Michael George ab und geht in den Ruhestand. „Künftig werde ich die kulturellen Veranstaltungen in der Stadt als Besucher mehr genießen können“, freut er sich auf das kommende Jahr. Dann wird Nachfolger Martin Wolter das Ruder übernehmen.

1989 bot sich die Chance bei der Stadt zu Arbeiten

Die Liebe war es, die George damals nach Merseburg verschlagen hatte. Die Frau des gebürtigen Dresdners, der sich an der Uni Halle zum Mathe- und Deutschlehrer ausbilden ließ, fand in der Domstadt einen Job als Lehrerin. „Es war damals nur die Entscheidung, gehst du nach Bitterfeld oder Merseburg“, erinnert sich George. Wie er sich entschieden hat, ist bekannt.

Nach der Wende wollten er und seine Frau eigentlich wegziehen. Sie hatten genug vom Dreck aus der Chemie. Doch dann bot sich 1989 eine Chance: George bewarb sich bei der Stadt. „Ich habe mir einen neuen Anzug gekauft und los ging’s“, sagt George.

Ziel des Kulturamtleiters: Bürgerliches Kulturleben in Merseburg aufzubauen

Die erste Aufgabe nach der Wende war es, die Liegenschaften zu klären. „Es war ja die Frage, wer künftig für Schlossgarten, Salon und Ständehaus zuständig sein wird“, erzählt er. Letzteres lag völlig brach. „Man kann sagen, dass der Staat seit 1969 keine kulturellen Aufgaben mehr wahrgenommen hat.“ Über Netzwerke gelang es George, vor allem Vereine und kleinere Ensembles zu unterstützen. „Ich denke dabei an den Fotoclub Merseburg oder die Tanzgruppen, aber auch die Kantorei.“

Ziel sei es gewesen, ein bürgerliches Kulturleben in der Stadt aufzubauen. Einen echten Höhepunkt mit überregionaler Strahlkraft existierte schon damals wie heute: Die Orgeltage, die einst vom Domorganisten Hans-Günther Wauer initiiert worden waren. Finanziell sei der Kulturamtschef schon immer nicht üppig ausgestattet gewesen. „Kultur ist eben eine freiwillige Aufgabe einer Kommune, da droht immer der Rotstift“, sagt er.

Merseburgs Kulturamtsleiter konnte Erfahrungen beim Chemnitzer Kulturfestival sammeln

Dank tatkräftiger Sponsoren habe dennoch viel auf die Beine gestellt werden können. George hofft nun, dass sein Nachfolger einen ähnlich langen Atem hat - und natürlich neue Ideen. Martin Wolter, 38 Jahre und zuletzt beruflich in Leipzig aktiv, will sich bis zum Dienstantritt am 1. Januar nun erstmal orientieren. „Orgeltage, Schlossweihnacht und das Ambiente sind aber vielversprechend“, meint Wolter

Er konnte unter anderem Erfahrungen beim Chemnitzer Kulturfestival sammeln. In Leipzig engagierte er sich zuletzt unter anderem im Bereich Poetry Slam. Wettbewerbe wurden auf die Beine gestellt, Talente entdeckt. „Gerade mit der Hochschule in der Nachbarschaft, könnte das durchaus auch etwas für Merseburg sein“, sagte er. (mz)