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Mehr Cybermobbing durch Lockdown Mehr Cybermobbing durch Lockdown: Beratungsstelle hilft Schülern im Landkreis

Von Laura Nobel 16.03.2021, 08:00
Cybermobbing hat durch den Lockdown zugenommen.
Cybermobbing hat durch den Lockdown zugenommen. dpa

Merseburg - Kita- und Schulschließungen, Kinderbetreuung daheim, Homeschooling, kaum soziale Kontakte: Die Corona-Pandemie und der Lockdown haben das gesellschaftliche Leben durcheinander gebracht. Doch manche Dinge bleiben, auch wenn sich die äußeren Umstände geändert haben. So ist es auch mit Mobbing, sagt Susanne Koch von der Beratungsstelle Mobbing Help, die seit 2015 im Saalekreis aktiv ist.

Mobbing im Internet nimmt durch Lockdown zu

Die Erfahrung habe gezeigt, dass Mobbingproblematiken auch nach den Schulschließungen weiter bestehen. „Es hat sich lediglich die Form von Mobbing  durch den Lockdown  geändert“, erklärt Koch. So finde Mobbing zwar weniger im realen Leben statt, dafür aber vermehrt über das Internet, etwa über soziale Netzwerke wie Instagram oder auch Messengerdienste wie Whatsapp. 

Diese Form wird Cybermobbing genannt. Laut einer aktuellen Studie der Techniker Krankenkasse in Zusammenarbeit mit dem Bündnis gegen Cybermobbing ist der Anteil der Opfer dieser Mobbingform im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Etwa jedes dritte Kind oder Jugendlicher hat demnach bereits eine solche Situation erlebt.

Sozialpädagogin sieht Klassenchats daher kritisch

Cybermobbing könne zum Beispiel über Klassenchats erfolgen. „Schüler werden von anderen Kindern in den Chats bloßgestellt, es werden Gerüchte verbreitet oder es werden Teilnehmer bewusst ausgeschlossen“, nennt Koch einige Beispiele.

Die Sozialpädagogin sieht solche Klassenchats daher kritisch. Gerade bei Whatsapp sind diese beliebt. „Schon Grundschulkinder nutzen die App, dabei ist sie eigentlich erst ab 16 Jahren erlaubt. Und das hat auch einen Grund. Viele Eltern wissen das gar nicht.“

Beratungsstelle Mobbing Help hilft betroffenen Schülern und Jugendlichen

Man müsse sich als Elternteil damit befassen, welche Apps und Internetseiten das Kind nutzt und sich fragen, ob es wirklich notwendig ist. „Man sollte sich die Anwendungen auch regelmäßig mit den Kindern gemeinsam anschauen“, rät sie. Denn die Folgen von Mobbing, ob im realen Leben oder im Internet, können gravierend sein. „Es kann zu selbstverletzendem Verhalten, Zwängen, Ängsten, Schlaflosigkeit bis hin zu Suizidgedanken führen“, betont Koch.

Die Beratungsstelle Mobbing Help, die ein Angebot des Caritas Regionalverbandes Halle ist, hat ihr Angebot pandemiebedingt angepasst und erweitert. Beratungen und Workshops können nun auch per Videokonferenz durchgeführt werden. Aber auch persönliche Gespräche sind weiterhin möglich.

Schulen möchten nach dem Lockdown das Klassenklima verbessern

Jeder, der direkt oder auch indirekt von Mobbing betroffen ist, kann das Angebot nutzen – ob Eltern, Lehrer, Sozialarbeiter, Opfer oder auch Täter. Hauptsächlich werde das Angebot von Schulen genutzt, erzählt Koch.  Die Kinder selbst, die Mobbing erleben, melden sich nur selten: „Das ist ein sehr schambesetztes Thema, da die Kinder oft glauben, dass sie selbst Schuld an ihrer Situation sind.“

Bei den Anfragen, die die Beratungsstelle bekommt, sei zu merken, dass Cybermobbing immer mehr in den Fokus rückt. Es gebe aber auch Anfragen von Schulen, die nach dem Lockdown das Klassenklima verbessern möchten und dabei Unterstützung wünschen.

Die Beratungsstelle Mobbing Help ist An der Hoffischerei 8 Merseburg zu finden. Kontakt ist möglich unter 0345/13512530 oder elektronisch  per E-Mail an: [email protected]