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Markttag in Merseburg Markttag in Merseburg: Frühaufsteher mit Imbiss

Von Melain van Alst 12.11.2016, 11:00
Lutz Weiser ist der Erste - und das wissen Kunden wie Yasar Oysal (l.) und Siegfried Gille zu schätzen.
Lutz Weiser ist der Erste - und das wissen Kunden wie Yasar Oysal (l.) und Siegfried Gille zu schätzen. Peter Wölk

Merseburg - Wenn die meisten Merseburger dienstags und donnerstags über den Entenplan zur Arbeit gehen, ist Lutz Weiser schon einige Stunden auf den Beinen. Mit seinem Imbisswagen ist er zu den Markttagen immer um 5.15 Uhr auf dem Entenplan und damit noch vor den Elektrikern. „Um die Uhrzeit bin ich hier ganz allein“, sagt er. Das heißt jedoch nicht, dass der 59-Jährige nichts zu tun hat.

Etwas mehr als eine Stunde braucht auch er, um den Markttag entsprechend vorzubereiten. „Zuerst wird Kaffee gekocht“, sagt Weiser. Schließlich schleichen auch im Dunkeln und kurz vor 6 Uhr die erste Gäste am Wagen vorbei. „Das sind meist die Gleichen, die froh sind, um die Uhrzeit schon einen Kaffee zu bekommen.“ Das warme Getränk begleitet sie dann auf dem Weg zur Arbeit. Derweil ist Weiser dabei, die Soßen für seine Gerichte vorzubereiten. „Bei mir wird alles frisch zubereitet, deswegen muss man manchmal auch ein paar Minuten warten.“

Seit 1990 mit seinem Imbisswagen dabei

Weiser, der selbst in Borau, einem Ortsteil von Weißenfels, lebt, ist schon seit 1990 Teil der Markthändler-Gemeinschaft, die jede Woche ihre Stände aufbauen. „Mit der Wende wollte ich mich selbstständig machen“, erinnert er sich heute. Erst habe er mit seiner Frau an ein Café oder eine Wäscherei gedacht, und dann ist er irgendwann über Imbisswagen gestolpert und beim Marktleben hängen geblieben. „Ich finde es toll und es macht mir immer noch Spaß.“

Als er angefangen hat, war vor allem auf dem Marktplatz in Merseburg Trubel. „Pommes waren das Zugpferd“, so Weiser. Er habe nur Pommes und Bratwurst im Angebot gehabt und die Leute haben Schlange gestanden. „Andere Händler haben nicht mal einen Stand aufgebaut, sondern gleich aus dem Lkw heraus Waren verkauft. Das ist heute unvorstellbar.“ Doch die Zeit, die gern auch mal als Goldgräberstimmung bezeichnet wird, ging schnell vorbei. Mitte der 90er habe sich die Zahl der Händler reduziert und mit der Einführung des Euro 2002 wurden es noch einmal weniger. Nicht viele Händler sind geblieben und der Marktplatz wurde zunehmend leerer.

Fester Anlaufpunkt und Gesprächspartner für Merseburger

Doch auch wenn Temperaturen wie jetzt nahe dem Gefrierpunkt die meisten Gäste ins Warme treiben, ist Lutz Weiser jeden Dienstag und Donnerstag da. Er weiß, worauf es ankommt, wenn man mit einem Imbiss auf dem Markt ist. „Man muss gut mit Leuten umgehen können.“ Für viele Merseburger ist er ein fester Bestandteil geworden, ein Anlaufpunkt und oft ein Gesprächspartner. Er kennt viele Gesichter und Geschichten. Und darüber hinaus will er seinen Kunden treu bleiben. Sie erwarten, dass Lutz Weiser kommt. „Vor einigen Wochen war es das erste Mal seit langer Zeit, dass ich nicht da war. Ich hatte einen Zahnarzttermin. Das kriege ich immer noch zu hören“, sagt er und lacht.

Am Nachmittag ist es aber dann auch am Imbiss ruhiger. „Im Sommer ist natürlich mehr los, da kommen viele Touristen mit Fahrrädern.“ Dennoch bleibt Weiser auch im Winter bis 15.30 Uhr. Er kommt früh als Erster und geht nachmittags als Letzter. Einzige Ausnahme - wenn es zu glatt und verschneit ist, kann er nicht kommen. (mz)