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Einbruch in Luftfahrtmuseum Luftfahrt- und Technikmuseum Merseburg: Ermittlungen laufen nach Einbruch auf Hochtouren

Von Robert Briest 07.07.2017, 05:00
Ingo Schubert zeigt die aufgebrochene Spendenkasse.
Ingo Schubert zeigt die aufgebrochene Spendenkasse. Peter Wölk

Merseburg - Die Ermittlungen laufen derzeit auf Hochtouren, erklärt das Polizeirevier Saalekreis. Während die Täterfrage nach dem Einbruch in das Luftfahrt- und Technikmuseum also noch offen ist, steht der Schaden des sonntäglichen Diebeszugs durch Werkstatt und Ausstellungshallen, bei dem etwa Waffennachbauten, Spendenkassen und Werkzeuge verschwanden, einigermaßen fest: etwa 10.000 Euro.

Für das Museum ist das eine finanzielle Hypothek, vor allem dann, wenn sich die Befürchtungen von Museumschef Dieter Schönau bewahrheiten sollten und die Versicherungen nicht für den Schaden aufkommen.

Schönaus Skepsis in monetäre Angelegenheiten hat einen Grund. Das Luftfahrtmuseum in Merseburg war für ihn alles andere als ein Erfolg. Große Summen, insgesamt wohl 1,5 Millionen Euro, hat er in das Areal im Westen der Stadt gesteckt, ihm selbst ist wenig geblieben. Er lebe heute von etwas mehr als 400 Euro Rente im Monat. Seine beiden Häuser - in einem wohnt er selbst - seien mit Hypotheken belastet, berichtet der 81-Jährige.

Vor allem ein Finanzstreit belastet den früheren Fleischermeister und begeisterten Ballonfahrer. Die Investitionsbank des Landes Sachsen-Anhalt möchte von ihm eine gute halbe Million Euro zurückhaben. Für 150.000 Euro hat sie bereits ein Versäumnisurteil vom Landgericht Halle zu ihren Gunsten erhalten, mit dem sie die Forderungen vollstrecken könnte. Diese resultieren aus Fördermittelzahlungen in den 1990er Jahren, als Schönau das Museum in Merseburg aufbaute. Als Verein hätten sie keine Mittel beantragen können, deswegen habe man ihm geraten, eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) zu gründen. Hört man dem Museumsdirektor heute zu, wohl ein Fehler.

Schönau: „Bei mir gibt es nichts mehr zu holen“

Die Airpark GbR bekam jedenfalls vom Land umgerechnet rund 318.000 Euro für den Bau der Ausstellungshallen und eines Werkstatttrakts. Die gleiche Summe steuerten auch Schönau und sein damaliger Kompagnon bei. Der Bau gelang, die Schaffung der drei avisierten Arbeitsstellen jedoch nicht, wie der Inhaber der mittlerweile aufgelösten GbR einräumt. Deswegen will die Investitionsbank die Fördermittel zurück. Schönau sagt allerdings: „Bei mir gibt es nichts mehr zu holen.“

Gegen die Klage beim Landgericht hat er sich wegen fehlender Erfolgschancen nicht mehr zur Wehr gesetzt, der Bank hat er nun aber einen Vergleich angeboten. Sein Sohn würde 35.000 Euro zahlen, um die Angelegenheit zu beenden. Eine Antwort von der Investitionsbank hat er bisher noch nicht: Die Investitionsbank selbst bestätigte lediglich, dass man sich in Vergleichsgesprächen befände. Zu Stand und Inhalt wolle man sich vor dem Abschluss aber nicht äußern.

Aufbau der Sonderschau hat sich durch Einbruch verzögert

Für das Museum selbst hat der Ausgang der Verhandlungen keine direkten Auswirkungen. Der Airpark GbR gehörten die Hallen. Der Museumsverein ist hier quasi Mieter. Die gezeigten Ausstellungsstücke sind häufig Leihgaben, manchmal Schenkungen, seltener Einkäufe. Dabei gelte die Maxime: „Es wird erst gekauft, wenn Geld da ist“, erklärt Schönau und sagt, man stehe derzeit gut da. Auf Rosen gebettet ist sein Haus gleichwohl nicht. Für größere Anschaffungen muss angespart werden.

Kommen Sonderausgaben, wie nun nach dem Einbruch für neues Werkzeug und Sicherheitstechnik dazu, verschiebt sich ein Kauf schon mal. Neuheiten seien aber wichtig, betont Schönau: „Ein Museum lebt davon, dass es sich dauernd wandelt.“ Denn nur dann kommen Besucher auch wieder. 5.400 passierten in diesem Jahr bisher das Drehkreuz. Um die monatlichen Ausgaben von etwa 4.500 Euro zu decken, brauche sein Haus etwa 12.000 im Jahr. Schönau setzt deshalb auf Sonderausstellungen wie die anstehende zu Militärgeräten. Deren Aufbau habe sich nun durch den Einbruch verzögert. In drei Wochen, so schätzt er, könnten dann Panzer und Raketenwerfer dem Publikum gezeigt werden. (mz)