Luftfahrt- und Technikmuseum in Merseburg Luftfahrt- und Technikmuseum in Merseburg: Ein Lebenswerk ist in Gefahr
![Dieter Schönau am Korb seines alten Ballons. Wie lange wird er das Luftfahrt- und Technikmuseum noch weiterführen können?](https://bmg-images.forward-publishing.io/2021/4/23/6c1f8d32-3084-4199-95c4-d45a1cf225f6.jpeg?auto=format)
Merseburg - „Selbst diese Ausstellungshalle ist etwas ganz Besonderes“, schwärmt Dieter Schönau und macht eine Pause beim Erzählen. Mit der Stille provoziert der Chef des Luftfahrt- und Technikmuseums in Merseburg förmlich die Nachfrage seiner Zuhörer, welche Geschichte er denn zu dem ehemaligen Hangar auf dem riesigen Gelände erzählen kann.
Mehr als 100 000 Exponate
Denn nur zu gern gibt der 79-Jährige sein Wissen und seine Erfahrungen preis, die er auf der jahrzehntelangen Jagd nach imposanten Stücken gesammelt hat. Doch damit könnte es bald vorbei sein - Schönau ist gesundheitlich angeschlagen, findet aber keinen Nachfolger, der das Museum in Zukunft führen könnte.
Nicht nur in der Halle, die laut Schönau deshalb so besonders ist, weil hier 1943 das einzige Modell der Junkers JU 390 gefertigt worden war, ist sein Lebenswerk zu bestaunen: Die mehr als 100.000 zusammengetragenen Exponate verteilen sich im Airpark, dem früheren Militärflugplatz der Sowjets, auf einer beeindruckenden Fläche von über 60.000 Hektar. „Es wäre schlimm, wenn das hier alles endet“, meint Schönau.
Dass es genau so kommen könnte, wird immer wahrscheinlicher: „Ich werde bald 80, hatte drei Herzinfarkte und einen Schlaganfall“, erklärt er. Schon die gesamte Saisonvorbereitung habe er in diesem Jahr wegen diverser gesundheitlicher Rückschläge verpasst. „Ich bin aber optimistisch, dass wir dennoch die 12 000 Besucher schaffen.“
Wie hoch die Betriebskosten sind und welche Exponate es gibt, lesen Sie auf der nächsten Seite.
Dieses Ziel steckt sich Schönau stets als Minimum, allein schon um die Betriebskosten wieder reinzuholen. Die belaufen sich auf mehrere Tausend Euro jeden Monat, die erstmal verdient sein wollen. „Mit besonderen Events wie Tuning- oder Simsontreffen versuchen wir jedes Jahr die Besucherzahl zu steigern“, erzählt der passionierte Sammler. Demnächst soll auch wieder ein früherer Kommandant der Raumstation Mir im Museum vorbeischauen, um von seinen Erlebnissen zu berichten. „Viktor Afanasiev ist inzwischen ein guter Freund von mir, war schon mehrmals zu Besuch in Merseburg“, erzählt Schönau, dessen Kontakte nicht mal vor dem Weltall Halt machen. „Um außergewöhnliche Objekte zu bekommen, braucht man eben ein gutes Netzwerk“, erklärt der Museumschef.
Dennoch hapert es noch am überregionalen Marketing für das Museum und Sponsoren, die nach wie vor fehlen. „Vielleicht hätte da ein Jüngerer ja ein paar Ideen, um dem Museum weiterzuhelfen“, hofft Schönau.
Der war Anfang der 90er Jahre in Merseburg auf der Suche nach einem geeigneten Standort für den Luftfahrt- und Technikpark fündig geworden. Mit Partnern gründete er das Museum, das von einem Verein mit heute etwa 20 Mitgliedern getragen wird. „Nur wenige sind aber wirklich aktiv“, sagt der Rheinländer Schönau, der zuvor schon zehn Jahre ein ähnliches Museum in Köln betrieben hatte. „18 Sattelzüge hatte es damals gebraucht, um die Flugzeuge hierher zu bringen“, erinnert er sich.
Mit dem Ballon über die Alpen
Heute stehen auf dem Areal einmotorige Flieger, Passagiermaschinen, Kampfjets wie die MiG-21 oder Hubschrauber. Und noch ein Puzzlestück aus dem Leben Schönaus: Der alte Ballon, mit dem er einst die Alpen überquerte und in Genua landete. „Die kamen alle angelaufen und haben gestaunt“, erzählt Schönau - so wie es heute die Besucher seines Museums angesichts der unzähligen Ausstellungsstücke tun. Unklar ist, wie lange das Museum noch Freude bereiten kann. (mz)