Leute von nebenan Leute von nebenan: Fulltime-Job im Heim
Wallendorf/MZ. - Etwas wehmütig gedenkt Matthias Mattke dieser Zeit Mitte der 90er Jahre. Ein Jahr hat die Mannschaft sogar in der Landesklasse gespielt und sich wacker geschlagen. Vorwiegend waren es Spieler aus Bosnien, und dies hatte viel mit dem Wallendorfer Heim zu tun, das der leidenschaftliche Fußballer leitete.
Damals war es Herberge für 150 Menschen, vor allem für Kriegsflüchtlinge aus dem Vielvölkerstaat Jugoslawien. Inzwischen haben auch Bürger aus anderen Nationen hier eine Heimat auf Zeit gefunden. Und der Chef des Hauses, das zurzeit 230 Bewohner hat, ist noch immer Matthias Mattke, gerade 38 Jahre alt geworden. Aus Blumenstrauß der Wochedem kurzfristigen Einsatz des Berufssoldaten, der aus dem thüringischen Zeulenroda stammt, ist Passion für das jetzt private Heim mit seinen Bewohnern geworden.
Mit Ehefrau Kathrin aus Weißenfels, die die Geschäfte führt, setzt sich Mattke gleichsam rund um die Uhr für die Leute ein. Diese, zu einem großen Teil noch immer Menschen aus dem einstigen Jugoslawien, sehen dies sehr wohl. Und sind dankbar dafür. Der Geburtstag ihres Heimleiters sei der rechte Anlass, ihn einmal für den Blumenstrauß der Woche vorzuschlagen, meint Familie Alic und hat sich zusammen mit Freunden aus dem Haus an die MZ gewandt. "Er ist einfach immer da, wenn irgendwelche Probleme sind, wenn es etwas zu helfen gibt", sagt Rafeta Alic, und alle, die sich im Vereinszimmer zum Treff mit der MZ eingefunden haben, stimmen den lobenden Worten vorbehaltlos zu. Stillschweigen haben sie auch bewahrt - es sollte doch eine kleine Überraschung sein. Und die ist gelungen!
"Habt ihr denn alle nichts zu tun?", so der erstaunte Ausruf des Heimleiters, als er in die kleine Runde seiner Schützlinge blickt, die diese Art von Dank in die Wege geleitet haben. Es ist zu spüren, dass ihm die Anerkennung guttut. Denn natürlich ist solch eine Tätigkeit nicht immer einfach. "Im Grunde bin ich ständig für die Leute da. Da bleibt beispielsweise für mein Hobby, den Sport, keine Zeit mehr übrig." Ein Fulltime-Job also. In vier Jahren eine Woche Urlaub, das war's dann. Zum Glück sei er kein Urlaubsmensch, gesteht Mattke.
Doch er scheint nicht unzufrieden mit dem, was da, gemeinsam mit Ehefrau Kathrin, geschaffen wurde. Völlig umgekrempelt die Räume, wie Fotos belegen. Nicht zu vergessen - der kleine Zoo. Derzeit sind 46 Mädchen und Jungen hier im Heim, und von den Pferden, Hunden, Katzen, Ziegen und Hühnern sind manche kaum weg zu bekommen.