Leitstelle für Rettungsdienst und Feuerwehr Leitstelle für Rettungsdienst und Feuerwehr: Die Gesichter hinter der Rufnummer 112

Merseburg - Das Herz für die Koordination von Rettungsdiensten und Feuerwehren im südlichen Saalekreis schlägt hoch über dem Domplatz in Merseburg. In der dritten Etage eines betagten Verwaltungsgebäudes sitzt die Leitstelle des Saalekreises, eine hochmoderne Einsatzzentrale, die an einen Flughafentower erinnert. An 365 Tagen im Jahr werden hier alle Notrufe aus dem Raum Merseburg-Querfurt angenommen, traditionell dürften in der Silvesternacht die sechs Notrufleitungen wieder glühen. „Bis kurz vor den Jahreswechsel ist es meist noch ruhig, ab 0 Uhr müsste man dann Arme wie eine Krake haben“, sagt Martin Bernstein (56), der seit fünf Jahren in der Leitstelle in Merseburg arbeitet und zuvor im Rettungsdienst beschäftigt gewesen ist.
15 Mitarbeiter hat die Leitstelle. Und wer hier in Zwölf-Stunden-Schichten mit dem Headset vor sechs Monitoren pro Arbeitsplatz sitzt (zumeist haben zwei Leute Dienst), der muss sich in der Materie auskennen. „Ein Berufsbild Leitstellen-Disponent gibt es zwar nicht. Aber wer hier eingesetzt wird, muss mindestens Gruppenführer in der Feuerwehr sein und zusätzlich eine medizinische Ausbildung beispielsweise als Rettungssanitäter vorweisen können“, sagt Markus Mennicke, Sachgebietsleiter für den Brandschutz in der Kreisverwaltung.
Mitarbeiter der Leitstelle brauchen vor allem einen kühlen Kopf
Die Mitarbeiter der Leitstelle brauchen vor allem einen kühlen Kopf. „Oft rufen Leute hier an, die so nervös und aufgewühlt sind, dass sie zunächst keine brauchbaren Angaben machen können. In solchen Fällen muss man mitunter einfühlsam, manchmal auch resolut sein“, sagt Michel Hartmann. Der 31-Jährige hat Silvester Dienst und findet es nicht schlimm. „Wichtig ist doch, dass die Menschen schnell Hilfe bekommen, wenn es nötig ist. Andere müssen an Feiertagen auch arbeiten.“
In der Nacht zum neuen Jahr mussten die Rettungsdienste zuletzt vor allem wegen Augen- und Handverletzungen ausrücken, schildert Mennicke. Die Einsatzlage der Feuerwehren sei hingegen auch vom Wetter abhängig, von der Windstärke etwa. Im Durchschnitt werden in der Leitstelle pro Tag 730 Kontakte bearbeitet: Notrufe, sonstige Anrufe wie bei Wildunfällen, Funkmeldungen zu Feuerwehren und Rettungsdiensten.
Verlässlichkeit der Technik ist das A und O
Die Verlässlichkeit der Technik ist dabei das A und O. „Unsere Leitstelle ist so ausgerüstet, dass bei einem Stromausfall zunächst Batterien die Versorgung übernehmen. Nach zwei bis drei Minuten springt dann das Notstromaggregat an“, erklärt Thomas Barbe, Administrator der Leitstelle. 2015 war dieses Notfallmanagement unfreiwillig getestet worden. Damals waren Schwäne in eine Hochspannungsleitung geflogen. Es gab einen massiven Stromausfall. Die Absicherung der Leitstelle funktionierte tadellos.
Auf das neue Jahr wird am Sonntag in der Einsatzzentrale natürlich angestoßen - mit einer Tasse Kaffee oder einem Glas Wasser. „Je nachdem, wie viel los ist, kann das aber auch erst früh gegen 3 Uhr sein“, sagt Martin Bernstein. Natürlich hat nicht nur er die Hoffnung, dass zu Silvester die Menschen möglichst von Unglücken verschont bleiben. (mz)