Lauchstädter Heilbrunnen Lauchstädter Heilbrunnen: Bald Privatklinik für psychische Erkrankungen?

Bad Lauchstädt/MZ - Der alte Postkasten hängt windschief an den verrosteten Gitterstäben des Eingangstors. Das große Werbeplakat verblasst. Efeu wuchert über die zartgelbe Mauer: Dieses Bild von der Industriebrache Lauchstädter Heilbrunnen war immer dann präsent, wenn seit Dezember 2010 über den Untergang des Traditionsbetriebes berichtet wurde. Und hier soll ein Therapiezentrum für psychisch kranke Menschen entstehen? Zweifel in der Öffentlichkeit gibt es nach wie vor.
Vielleicht hilft es, die Perspektive zu wechseln - in die Historischen Kuranlagen. Plötzlich ändert sich die Szenerie im Spannungsbogen zwischen Goethe-Theater, Park und den schmucken Gartenhäusern. Die Südflanke des Heilbrunnens ist architektonisch in genau diese Parkgestaltung integriert, mit einem eigenen kleinen Kolonnaden-Gang zwischen Rundbögen und weißen Säulen. In diesem Ensemble will das Sigma-Zentrum aus Bad Säckingen, der neue Eigentümer des insolventen Getränkeproduzenten, einen offenen Zugang schaffen. Spaziergänger aus dem Park sollen so zur Klinik und Patienten wiederum in die malerischen Anlagen schlendern können.
Das ist noch Zukunftsmusik. Wann der private Klinikbetreiber mit dem Bau beginnt, ist offen. Im Januar 2014 hatte Geschäftsführer Wolfram Schottler erste Arbeiten in diesem Jahr in Aussicht gestellt. Zwei Monate später will er sich auf keinen Terminplan festnageln lassen. „Zunächst einmal müssen die Fachleute ihre Aufgabe erfüllen. Wir arbeiten in aller Stille. Aber ich kann sagen, dass es vorwärts geht.“ Schottler ist in diesen Tagen kurz angebunden, was nicht verwundert. Das Sigma-Zentrum nimmt in Bad Säckingen gerade ein neues Therapiegebäude in Betrieb - die Kapazität der Klinik wächst damit um 40 auf 160 Betten. „Der Bedarf ist da. Und wir sehen auch in Mitteldeutschland den Markt für ein privates Therapiezentrum. Wir wären dann nach unseren Informationen der erste Anbieter dort“, sagt Schottler.
Das Sigma-Zentrum ist eine Privatklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und psychosomatische Medizin. Seit 2009 betreibt das Unternehmen zwei Therapiestandorte in Bad Säckingen. Für drei Millionen Euro wurde dort gerade erst der Klinikbetrieb erweitert. Das Sigma-Zentrum interessiert sich seit 2013 für die Immobilie des Lauchstädter Heilbrunnens. In der vergangenen Woche hatte der Insolvenzverwalter gegenüber der MZ den Verkauf des einstigen Getränkeproduzenten an den Investor aus Baden-Württemberg bestätigt.
Dass sich das Krankenhaus für Bad Lauchstädt interessiert, kommt nicht von ungefähr. So stammt der Ärztliche Direktor des Zentrums, Professor Christoph Bielitz, aus Leipzig. Den Kontakt in die Heimat hat er nie verloren, erzählt Schottler. Was das Sigma-Zentrum in Goethes Städtchen plant, hat Schottler schon vorgestellt. Dort, wo noch die Produktionshalle steht, soll ein Bettenhaus mit 60 Plätzen errichtet werden. In die westlichen Gebäude zieht demnach der Speisesaal ein, auch ein Schwimmbecken für therapeutische Behandlungen ist vorgesehen. Die Süddeutschen wollen auch einen öffentlich zugänglichen Trinkbrunnen bauen - auf diese Weise würde die Heilquelle weiterleben. Von sieben Millionen Euro Investitionskosten und bis zu 120 Arbeitsplätzen ist die Rede. Das Heilwasser aus der Tiefe spielt auch beim Therapieplan eine Rolle, vorerst aber wohl nur für Privatpatienten. Bei privaten Kassen ist das Sigma-Zentrum als Fachkrankenhaus anerkannt. Darüber hinaus können nach Firmenangaben auch gesetzlich Versicherte etwa der Techniker Krankenkasse oder der AOK Rheinland-Pfalz die Leistungen nutzen, so sie denn eine private Zusatzversicherung besitzen. Laut „Badischer Zeitung“ waren zuletzt Versuche von Sigma gescheitert, eine Zulassung von den gesetzlichen Kassen zu bekommen.
Derweil gehen hinter den Kulissen die Gespräche des Investors über die Umnutzung des Heilbrunnens mit den Behörden weiter. Der Landkreis hatte Sigma im Rahmen einer Voranfrage bereits grünes Licht erteilt. Und auch der Denkmalschutz sieht keine größeren Probleme, wie eine Beratung vor wenigen Tagen im Landesamt für Denkmalpflege in Halle ergab.

