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Landwirtschaft  Landwirtschaft in Gatterstädt: Agrargenossenschaft Querfurt lädt zum Tag des offenen Hofes

Von Susann Salzmann 12.06.2016, 19:55
Beim Hoffest in Gatterstädt trafen Historie und Moderne aufeinander. 6.000 Besucher kamen.
Beim Hoffest in Gatterstädt trafen Historie und Moderne aufeinander. 6.000 Besucher kamen. Susann Salzmann

Gatterstädt - Kühe gehören auf das Land. Punkt. Tiergerüche und Traktorenverkehr ebenso. Zum Tag des offenen Hofes bei der Agrargenossenschaft Querfurt in Gatterstädt sollte unter anderem für Verständnis für die Arbeit der Landwirte geworben werden. Verständnis, das bei den etwa 6.000 Besuchern, die dem Aufruf gefolgt sein sollen, scheinbar vorhanden ist. Leben auf dem Land bedeutet auch Leben mit der Landwirtschaft.

Für Familie Zeischold aus Gatterstädt ist die Gleichung nur so korrekt. Vor einigen Jahren fasste die Familie den Entschluss, in dem Ort nahe Querfurt ein Haus zu bauen - und zwar nur wenige Meter von der Gatterstädter Milchviehanlage entfernt. Anfangs habe man Bedenken wegen eines höheren Insektenaufkommens und der Gerüche gehabt.

Um Rücksichtnahme bemüht

Doch die Sorgen seien unberechtigt gewesen. „Es riecht manchmal etwas. So, wie es eben auf dem Land riecht.“ Für Sachsen-Anhalts Ministerpräsidenten Reiner Haseloff (CDU) ist der Geruch der Landwirtschaft ein Beleg für Leben. „Wir haben hier die besten Böden Mitteleuropas und die Landwirtschaft ist ein wesentlicher Faktor, auf den wir setzen“, betonte er.

Dass die Arbeiten, wie etwa das Ausbringen des Düngers auf die Ackerflächen oder das Einfahren der Ernte, möglichst wenig Konfliktpotenzial bergen sollen, darum sind die Landwirte stets bemüht, erklärt der Vorstandsvorsitzende der Agrargenossenschaft, Jörg Kamprad.

Die Rücksichtnahme beginne beispielsweise am Wochenende bei der Bearbeitung der Äcker, die sich weiter entfernt von den Ortschaften befinden, so dass sich Lärm- und Staubbelästigung in Grenzen halten. „Und durch die sechs aufgestellten Gärrestbehälter nahe der Äcker haben wir weniger Traktoren auf den Straßen.“

Vor allem im Frühjahr sei Verständnis wichtig. Dann hat der Bauer richtig Stress. „Weil sich EU-Standards verändert haben, werden auch die Maschinen größer“, sagte der Präsident des Landesbauernverbandes, Olaf Feuerborn. „Es müssen auch immer größere Flächen bearbeitet werden, damit es rentabel bleibt. Und außerdem müssen die Produktionsbedingungen stetig verbessert werden“, nannte Feuerborn weitere Gründe, warum die Technik immer größer wird.

Die Folgen der gesunkenen Milchpreise

Konflikte gebe es manchmal, wenn städtisches Verklären der Dorfromantik auf dörfliche Landwirtschaft treffe. „Aus der Querfurter Region sind uns aber keinerlei Beschwerden von genervten Bürgern bekannt“, sagte Feuerborn. Das Verhältnis zwischen Agrarbetrieb und Bürgern könne im Querfurter Bereich als optimal bezeichnet werden.

Problematisch seien die Preise. Aufgrund der sich seit anderthalb Jahren nach unten entwickelnden Milchpreise wird die Agrargenossenschaft von einer geplanten Investition im Kälberstall vorerst absehen. „Wir müssen jetzt den Gürtel enger schnallen und uns auf Notwendiges konzentrieren“, sagte Kamprad.

Geplant war eine Umgestaltung des Kälberstalls. Dort sind momentan 120 Tiere untergebracht. Die Gruppengröße sollte durch den Umbau erweitert werden. Nun wurde das Projekt verworfen. Für 780 Kühe bietet die Anlage in Gatterstädt derzeit Platz. 690 Plätze sind belegt.

Die Kühe liefern im Jahresschnitt 10.105 Kilogramm Milch. Diese Produktion versuche man auch künftig aufrechtzuerhalten. Damit das möglichst kein dramatisches Minusgeschäft bleibt, fordert Feuerborn, dass die Landwirte dafür „die Produktionskosten mit Minimumpreis bekommen“.

89 Teilhaber

Die Agrargenossenschaft Querfurt ist ein landwirtschaftlicher Marktfruchtbetrieb mit Tierproduktion. Sie ist das Eigentum von 89 Teilhabern. 28 von ihnen arbeiten im Unternehmen mit. Die Säulen der Genossenschaft bestehen im Ackerbau, der Milchproduktion, dem Hopfen- und Obstanbau und in der Imkerei. 44 Festangestellte und zusätzliche Saisonarbeitskräfte bewältigen diese Aufgaben.

Mit der Hoffnung, dass die Politik hilft, führte der Vorstandsvorsitzende die Prominenz über das Gatterstädter Gelände. „Vielleicht trägt Herr Haseloff das Begehren weiter zur Kanzlerin“, sagte er.

(mz)

Ministerpräsident Reiner Haseloff (rechts) ließ sich den Betrieb in Gatterstädt bei einem Rundgang vorstellen.
Ministerpräsident Reiner Haseloff (rechts) ließ sich den Betrieb in Gatterstädt bei einem Rundgang vorstellen.
Susann Salzmann
Traktor ist cool: Die kleine Freya aus Querfurt wollte selbst ans Lenkrad.
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Susann Salzmann