Kuranlagen in Bad Lauchstädt Kuranlagen in Bad Lauchstädt: Der alte Chef ist der neue Chef

Bad Lauchstädt/MZ - Es war ein Stück, das Johann Wolfgang von Goethe kaum dramatischer hätte schreiben können. Nach dem unendlichen Gezerre um ein baufälliges Theater und seinen Chef, um dessen Gunst zuletzt ein Land und ein sächsisches Städtchen warben, nimmt die Vorstellung nun doch noch ein glückliches Ende. Wie das Kultusministerium in Magdeburg am Dienstag mitteilte, bleibt René Schmidt Chef der Historischen Kuranlagen und der Goethe-Theater GmbH in der Goethestadt Bad Lauchstädt (Saalekreis).
Ab 1. Mai wird Schmidt einen entsprechenden Vertrag erhalten, nachdem er seit Januar 2013 nur noch kommissarisch in dieser Funktion in der Goethestadt tätig war. Hauptamtlich hatte der Kuranlagen-Chef seit dieser Zeit bei der Kultur- und Tourismusgesellschaft im sächsischen Pirna gearbeitet, in deren Arme ihn im Jahr 2012 vermutlich das Land selbst getrieben hatte.
Mittel heruntergefahren
Denn überraschend für alle hatte Schmidt damals nach gerade einmal dreijähriger Amtszeit verkündet, seinen Vertrag in Bad Lauchstädt nicht verlängern und als Kulturmanager künftig in Pirna unter anderem die dortigen Wagner-Gedenkstätten vermarkten zu wollen. Gründe für seinen plötzlichen Abschied aus der Goethestadt hatte Schmidt nie benannt. Wie spekuliert wird, waren jedoch die zuvor verkündeten Kürzungen im Haushalt der landeseigenen Kuranlagen GmbH ein entscheidender Faktor für Schmidts Entscheidung.
Von 1,4 Millionen Euro pro Jahr wurden die finanziellen Mittel für das kulturelle Kleinod auf 820.000 Euro heruntergefahren. Gleichzeitig war Schmidt stets angehalten zu sparen. So wurden etwa zehn der einst 26 Stellen gestrichen. Angesichts eines gehörigen Investitionsstaus an den Gebäuden waren die Kürzungspläne für Schmidt ein gewaltiger Schlag. Zumal er es war, der sich für die Sanierung der wirtschaftlichen Zugpferde in Form von Historischem Kursaal und dem von Goethe vor über 200 Jahren selbst konzipierten und eröffneten Theater aufgerieben hatte.
Als das Kultusministerium die neuen Kürzungspläne verkündete, befanden sich beide Gebäude in einem miserablen Zustand. Aus Sicherheitsgründen war der Kursaal schon länger gesperrt, weil die morschen Dachbalken nicht mehr stabil genug wirkten. Wenig später wurde zudem bekannt, dass Pilze und Schwämme auch dem Sommertheater über die Jahre erheblich zugesetzt hatten und die Fassaden sowie die darunter liegende Holzkonstruktion komplett saniert werden müssen.
Saalekreis unterstützt
Dass sich Schmidt nun doch für eine Fortsetzung seiner Arbeit in Bad Lauchstädt entschieden hat, liegt wohl auch an den jüngsten Zusagen aus der Landeshauptstadt: Während der Haushaltsberatungen im Vorjahr war es Kultusminister Stephan Dorgerloh gelungen, Finanzminister Jens Bullerjahn (beide SPD) mehr als sechs Millionen Euro für die schrittweise Sanierung aller Kuranlagen-Gebäude abzuknöpfen.
Gleichzeitig hatte sich der Saalekreis mittlerweile bereiterklärt, den Kulturbetrieb in Bad Lauchstädt finanziell zu unterstützen. Nach einem zinslosen Darlehen in Höhe von 410 000 Euro im vergangenen Jahr steuert der Landkreis auch in den nächsten vier Jahren jeweils dieselbe Summe bei. „Wir sind froh“, sagt Matthias Puhle, Aufsichtsratschef der Kuranlagen GmbH. „Für die Sanierungsarbeiten wird die ganze Kraft des Geschäftsführers gebraucht.“
