Kläranlage Braunsbedra Kläranlage Braunsbedra: Schilf hilft beim Reinigen

Braunsbedra - Diese Woche fiel der Startschuss. Mit einer symbolischen Anpflanzung wurde bei der Kläranlage Braunsbedra die biologische Schlammbehandlungsanlage ihrem Zweck übergeben. In den kommenden Tagen werden 90.000 Schilfpflanzen auf einer Fläche von 20.000 Quadratmetern gesetzt.
„Wir beschreiten damit einen Weg, auf dem wir bewusst auf Maschinen, Chemikalien und Elektroenergie verzichten und uns die Fähigkeiten der Natur zunutze machen“, sagt Michael Vogler, Geschäftsführer Abwasser des Zweckverbandes für Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung Geiseltal (Zwag) Braunsbedra. „In zwei Wochen geht es dann offiziell los“, pflichtet Marko Agthe bei. Der Bereichsleiter geht davon aus, dass Mitte Oktober mit dem Probebetrieb gestartet werden kann.
„Bis Ende des Jahres werden wir die Klärschlammaufbereitung Stück für Stück umstellen und den Betrieb mit der Zentrifuge einstellen.“ Damit spare man Stromkosten und könne ein umweltfreundliches Projekt vorweisen. „Zudem halten wir die Preise für die Kunden stabil“, nennt Agthe einen weiteren Vorteil der Groß-Investition in Millionenhöhe. Die derzeitige Zwag-Kläranlage arbeitet noch mit Zusatz von chemischen Stoffen. Und da Klärschlamm, der unter diesen Gegebenheiten entsteht, laut neuen gesetzlichen Richtlinien künftig teuer verbrannt werden müsste, entschied man sich für das Ausbringen und die natürliche Aufbereitung auf Feldern auf dem Areal der Anlage.
Der positive Nebeneffekt neben der Stromeinsparung und Verzicht auf teure Chemikalien: „Wir erhalten in rund zehn Jahren ein hochwertiges Produkt. Einen stickstoffhaltigen Humus mit hohem Phosphoranteil und geringer Schadstoffbelastung“, so Agthe.
Und so funktioniert es: Die Schilfpflanzen transportieren Sauerstoff in den Schlamm, der zu Beginn aus 25 Prozent Feststoff und 75 Prozent Wasser besteht. Durch die Sauerstoff-Anreicherung des Schlamms entstehe beim Umbauprozess der Humus. „Das Sickerwasser aus den mit Spezialfolien versehenen Feldern durchläuft erneut unser Klärwerk“, erklärt Agthe. Im Lauf der Zeit soll sich das Verhältnis auf 50:50 ändern.
In rund zehn Jahren könne der Boden zum Beispiel im Rahmen von Renaturierungen eingesetzt werden. (mz)
