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Tag des Industriedenkmals Kinder nehmen in Bade Dürrenberg den Flößerhaken in die Hand

Mitglieder des Fördervereins zeigen zum „Tag der Industriekultur, wie früher Holz transportiert wurde. Doch nicht nur dafür war und ist der Elsterfloßgraben wichtig.

Von Hannes Müller 14.04.2025, 15:00
Andreas Michaelis zeigt der kleinen Adriana Schreier, wie das Flößen vor Jahrhunderten funktionierte.
Andreas Michaelis zeigt der kleinen Adriana Schreier, wie das Flößen vor Jahrhunderten funktionierte. Foto: Hannes Müller

Bad Dürrenberg/MZ. - Beim Sonntagsspaziergang mit der Familie machen viele unterhalb des Laga-Weinberges in Bad Dürrenberg Halt. Mitglieder des Fördervereins Elsterfloßgraben führen dort ein Schauflößen vor. Kinder, die mit ihren Eltern an der Saale vorbeischauen, nehmen dabei den Flößerhaken in die Hand und führen so das Holz von einer Stelle zur anderen. „Früher war das die Arbeit für die Leute. Sie haben so das Holz über das Wasser dirigiert und es freigehakt, wenn es sich verkantet hat“, erzählt Johanna Michaelis, Mitglied des Vorstandes im Förderverein.

Michaelis setzt sich mit dem Förderverein stark für die Erhaltung des unter Denkmalschutz stehenden Elsterfloßgraben ein. Dieser wurde auf Weisung des damaligen Kurfürsten August I. von Sachsen im 16. Jahrhundert errichtet. Der Raum Leipzig benötigte in der frühen Neuzeit durch Bevölkerungswachstum mehr Holz zur Brennstoffversorgung.

Dafür reichten die heimischen Wälder nicht mehr aus. Der künstlich angelegte Floßgraben verband dann kleinere Gewässer im Vogtland mit der Weißen Elster. Über dieses System wurde das Holz schließlich bis nach Leipzig dirigiert. „Hier in Bad Dürrenberg wurde das Holz damals für die Siederei gebraucht.“ Wie wir heute wissen, wurde später auch ein Gradierwerk gebaut, um Sole zu gewinnen. Zwar wurde das Holz in puncto Energieversorgung schon lange abgelöst, doch der Elsterfloßgraben erfüllt auch heute noch wichtige Funktionen.

Elsterfloßgraben in Bad Dürrenberg: Immaterielles Unesco-Weltkulturerbe

Seit einigen Jahren haben sich der Biber, der im südlichen Sachsen-Anhalt schon als ausgestorben galt, sowie andere Lebewesen wieder am Elsterfloßgraben angesiedelt. „Verloren gegangene Natur kommt wieder zurück“, sagt Johanna Michaelis dazu. Außerdem nutzen Bauern und Bürger das Wasser des Floßgrabens zur Bewässerung ihrer Felder und Gärten. Bei starkem Regen fungiert er auch als Leitungssystem für Wasser, das die immer trockener werdende Böden nicht aufnehmen können. Mittlerweile ist die Flößerei als immaterielles Kulturerbe der Unesco anerkannt.

Die Spaziergänger zeigen sich begeistert von den Mühen des Fördervereins. Eine ältere Dame ist dafür sogar aus Halle (Saale) gekommen. „Es ist schön zu sehen, dass es Leute gibt, die sich für die Einhaltung von Wasserrecht und Lebensraum einsetzen“, sagt sie. Der Förderverein zeigt so anlässlich des Tages der Industriekultur, wie mit technischen Denkmälern Jahrhunderte nach ihrer Erbauung umgegangen wird. So hatten gestern unter anderem die Zentralwerkstatt Pfännerhall in Braunsbedra sowie der Bad Dürrenberger Kohlebahntunnel ihre Pforten geöffnet.

Doch manche äußern auch ihre Bedenken. Zwei ältere Damen wünschen sich, dass das Thema der Nachhaltigkeit und der Erhalt wichtiger Lebensräume mehr in Schulen vermittelt werden würde. „In der Regel engagieren sich die Älteren in Vereinen für das Wohlergehen aller. Es wäre schön, wenn Kinder und Jugendliche damit auch von Grund auf konfrontiert werden.“

Eine Einwohnerin beklagt sich zudem über den Unrat, den viele in der Natur hinterlassen. „Hier kümmert sich der Förderverein um die Sauberkeit. Aber etwas weiter weg liegt dann doch überall Müll herum“, findet sie.