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Kiesel, Granit und Betonplatten Kiesel, Granit und Betonplatten: Können Steingärten in Merseburg verboten werden?

Von Michael Bertram 01.07.2019, 06:00
Auch in der Siegfried-Berger-Straße in Merseburg ist der klassische Grünstreifen Geschichte.
Auch in der Siegfried-Berger-Straße in Merseburg ist der klassische Grünstreifen Geschichte. Katrin Sieler

Merseburg - Was haben Dortmund, Heilbronn und auch Merseburgs Partnerstadt Bottrop gemeinsam? In allen drei Kommunen soll die Ausbreitung von sogenannten Steingärten verhindert werden. Während die einen aus Gründen des Arten- und Klimaschutzes bereits konkrete Verbote ausgesprochen haben, gibt es in anderen Kommunen zumindest entsprechende Überlegungen. Gerade in Neubausiedlungen erfreuen sich großzügig mit Kiesel- und Schottersteinen aufgefüllte Vorgärten wachsender Beliebtheit. Plant auch die Stadt Merseburg ein Verbot?

Steingärten in  Merseburg: Im Gegensatz zu den Großstädten kein Verbot 

„Die Diskussionen dazu sind mir bekannt, wir haben aber keine entsprechenden Pläne“, sagt Ivo Walter, Chef des Stadtentwicklungsamtes, auf MZ-Anfrage. „Wenn aus dem Stadtrat oder einem Ausschuss heraus eine entsprechende Forderung käme, würden wir diese prüfen.“ Grundsätzlich wäre es möglich, über Gestaltungssatzungen für neue Baugrundstücke Steingärten auszuschließen. Merseburg sehe er im Gegensatz zu den Großstädten aber auch nicht unter Zugzwang. „Der Versiegelungsgrad ist bei uns nicht so hoch wie in anderen Städten, wir haben ein gutes Verhältnis von Bebauung und Grünflächen“, argumentiert Walther.

Der Naturschutzbund (Nabu) bezeichnet Flächen aus Kiesel und Granit als „Gärten des Grauens“ und fürchtet um die Artenvielfalt. „Weil es dort keine oder nur wenige Pflanzen gibt, fehlt Vögeln und Insekten die Nahrung“, erklärt Martina Hoffmann, Zweite Vorsitzende des hiesigen Kreisverbands des Nabu. Hinzu komme, dass Steingärten auch schlecht für das Stadtklima seien, führt sie weiter aus. „Die Steinflächen heizen sich natürlich viel schneller auf.“ Der Bundesverband warnt zudem vor den Pflanzen, die in Steingärten zu finden sind. Oft handele es sich um Neophyten, die sich auch außerhalb des eigenen Gartens ausbreiten und heimische Arten verdrängen könnten.

Steingärten in Merseburg häufiger aufgrund der Wirtschaftlichkeit 

Von konkreten Verboten will Martina Hoffmann jedoch erst einmal nichts wissen. „Mann muss Überzeugungsarbeit leisten, erklären, warum Steingärten nicht so toll sind“, sagt die Naturschützerin. Damit das klappt, müssten aber auch Städte und Gemeinden mit gutem Beispiel vorangehen. Doch genau da liegt in der Stadt Merseburg der Hase im Pfeffer. In der nach einer Sanierung jüngst wieder freigegebenen Siegfried-Berger-Straße im Zentrum hat sich die Stadt selbst vom klassischen Grünstreifen verabschiedet und setzt stattdessen auf Steine mit vereinzelten Anpflanzungen. Würde derzeit nicht das Unkraut wuchern, wäre es auch hier grau.

Stadtplaner Walther begründet diese Entscheidung mit Wirtschaftlichkeit - die Pflege des „Grünstreifens“ sei so einfach deutlich günstiger. Naturschützerin Martina Hoffmann meint jedoch, auch mit dieser Begründung hätte es eine bessere Entscheidung gegeben, zum Beispiel die Anpflanzung pflegeleichter Staudengewächse. (mz)