Den Narren ist zum Heulen Karneval Club Mücheln sagt Sessionseröffnung ab
Auflagen des Kreises sind für kleinen Verein nicht zu stemmen. Auch drei tolle Tage im Februar gestrichen.
Mücheln/MZ - Genau genommen ist Müchelns Bürgermeister Andreas Marggraf (parteilos) wie die Bundeskanzlerin nur geschäftsführend im Amt, das allerdings schon fast genau zwei Jahre. Denn am 11.11.2019 gab er den Rathausschlüssel an Prinz Mario Krakowiak vom Närrischen Karneval Club (NKC) ab und bekam ihn coronabedingt nie wieder zurück.
Stattdessen thront der imposante eiserne Schlüssel seitdem auf einem blauen Samtkissen in dem Autohaus, wo seine Totalität arbeitet, wenn er nicht die Geiseltalstadt regiert. Denn für ihn und Prinzessin Ramona wurde nie ein Nachfolgerpaar gekürt. Auch dieses Jahr fällt der Auftakt der fünften Jahreszeit in Mücheln ganz kurzfristig wieder aus.
Alles war geplant
Dabei war alles geplant. Das Motto „Selbst in der größten Wintersnot hilft Wodka und auch Russisch Brot“ stand fest. Durchhalteorden „Wir lieben Karneval. Corona? Nein danke“ lagen zum Verteilen bereit. Musik, Pfannkuchen und ein Auftritt von „Tanzzauber Merseburg“ sollte es auf dem Müchelner Markt geben. Ein neues Prinzenpaar „war zu 60 Prozent überzeugt“, wie NKC-Vorsitzender Silvio Ditfe verrät. Dann kam die Auflage vom Saalekreis, von allen Kontaktdaten zu erfassen.
Den Markt absperren, Personal an den sechs Eingängen positionieren? „Wir sind 25 Mitglieder“, sagt Silvio Ditfe. „Die Hälfte davon wohnt nicht mehr in Mücheln. Es ist mitten in der Woche. Einige müssen arbeiten. Da bleiben nur ein paar Hanseln übrig. Das war nicht zu stemmen.“ Nach Rücksprache mit den anderen Mitgliedern zog er die Reißleine. Nachdem schon vorher klar war, dass es im Februar in Mücheln keine Faschingsveranstaltungen geben wird, weil nicht jeder im Verein geimpft ist und die 3G-Regel nur mit großem Aufwand durchzusetzen wäre, findet nun die gesamte Session nicht statt.
„Selbst Masken hätten wir doch getragen und das einfach ins Programm eingebaut“
Die Kreis-Auflage zum 11.11. findet Silvio Ditfe jedenfalls unverständlich. Andere große Veranstaltungen draußen hätten doch auch noch in den vergangenen Tagen ohne Kontakterfassung stattgefunden. „Wir sind alle enttäuscht. Selbst Masken hätten wir doch getragen und das einfach ins Programm eingebaut. Für uns Narren wäre das doch kein Problem gewesen.“ Überhaupt sei es schlimm, dass es derzeit so viele Themen gebe, die man aufs Korn nehmen könne, nun aber die einzig verbliebene Gelegenheit gestrichen werden musste.
Stattdessen müssen sich die Müchelner Karnevalisten mit handfesten Problemen herumschlagen. Für die 2020 gekauften Kamelle und den Kinderpunsch läuft beispielsweise das Mindesthaltbarkeitsdatum ab. Das sind finanzielle Verluste. Vor allem aber wäre es Elferrat und Männerballett wichtig gewesen, zu demonstrieren, dass es sie noch gibt und dadurch vielleicht Nachwuchs zu gewinnen. So kann Silvio Ditfe nur hoffen, dass der Verein sein 25-jähriges Jubiläum 2023 überhaupt noch erlebt.
Enttäuschte Tanzkinder
Nicht minder enttäuscht zeigt sich Marion Galander vom Tanzzauber Merseburg. „Wir hatten alles organisiert“, sagt sie. „Die Absprachen mit den Eltern, weil Kinder aus der Schule genommen werden sollten. Die Bildung von Fahrgemeinschaften, um überhaupt nach Mücheln zu kommen. Wir hatten alles auf die Reihe gekriegt.“ Vor allem tut es ihr um die enttäuschten Kinder leid, die aufgrund vieler ebenfalls abgesagten Weihnachtsveranstaltungen so gut wie gar keine Auftritte in diesem Jahr mehr haben und doch so gern ihr Können zeigen möchten.