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Kanupark in Markkleeberg Kanupark in Markkleeberg: Harter Kampf im Wildwasser

Von tina sauer 08.08.2013, 19:09
Weil wir uns zu gut anstellen, sollen wir das Boot absichtlich kentern lassen.
Weil wir uns zu gut anstellen, sollen wir das Boot absichtlich kentern lassen. Vincent Grätsch Lizenz

Markkleeberg/MZ - „Achtung! Alle vorwärts!“ Ein Auf und Ab ist das in diesem Schlauchboot. Und festhalten kann ich mich nur mit den Füßen, die in einer Schlaufe im Boden des Bootes stecken. Zusammen mit meiner Mannschaft paddle ich vorwärts, rückwärts und seitwärts durch den Wildwasserkanal – genau so, wie es „Bootskapitän“ Martin Rieprecht neben mir gern hätte.

Am Markkleeberger See bei Leipzig befindet sich der Kanupark Markkleeberg und schon bei der Anmeldung merke ich: Vor allem Männer wollen sich in das Abenteuer Wildwasser-Rafting stürzen. Und ich mittendrin. Mal wieder darf ich mich in einen Neoprenanzug quetschen, Sicherheitsweste und Helm sind auch dabei. Bei der Einweisung lerne ich, wie man das Paddel hält und über Bord gefallene Personen wieder in das Boot zieht. Zusammen mit sechs weiteren Teilnehmern und Rieprecht sitze ich in dem Schlauchboot mit der Nummer 4 auf einer Art Laufband, komme der Wildwasserstrecke so immer näher und fiebere meiner Raftingtour entgegen.

Und dann geht es auch schon los. Vor mir fließt die Wassermenge wie einen Wasserfall hinunter - 10 000 Liter Wasser pro Sekunde, wie ich erfahre. Einen kurzen Moment habe ich tatsächlich Bammel, dass ich aus dem Boot falle, aber schon die erste Fahrt nach unten zeigt mir: Mit etwas Geschick kann man sich gut auf dem rutschigen Schlauchboot halten, auch wenn einem das Wasser von überall her ins Gesicht spritzt. Beruhigt starte ich in die zweite Runde, nichtsahnend, dass Rieprecht sich einiges hat einfallen lassen.

Nun sausen wir nämlich rückwärts den gut 270 Meter langen Kanal hinunter, völlig orientierungslos schaue ich mich um, damit ich gewappnet bin, falls wir gegen eine Wand oder ähnliches fahren. Jede Runde ist wieder aufregend und ich merke erst nicht, dass das Paddeln ganz schön anstrengen kann. „Rechts vorwärts, links rückwärts“, ruft Rieprecht und ich paddele auf der linken Seite, was das Zeug hält. Mittlerweile befinde ich mich in der dritten Runde und das Boot dreht sich durch unser Manöver nur im Kreis den Kanal herunter. Am liebsten würde ich gar nicht aufhören.

Doch der Bootsführer hat noch mehr Ideen. Den Wasserfall hinauf fahren will er. Eine Sisyphusarbeit, das Boot kommt keinen Zentimeter vorwärts, es füllt sich nur literweise mit Wasser. Gott sei Dank hat der Boden Löcher, durch die das Wasser wieder abfließen kann, sonst wäre es untergegangen. Und wir mit ihm. Dann wäre uns Schiffbrüchigen nur noch schwimmen übriggeblieben.

Da komme ich allerdings sowieso nicht drum herum. Denn warum sollte man das Schlauchboot nicht einmal mit Absicht kentern lassen, wenn sich die Besatzung einfach zu geschickt anstellt? Immerhin, man könne vorher aussteigen, so Rieprecht. Aber den Spaß mache ich mit. Und so setzen wir uns alle ganz nach hinten ins Boot. Kapitän Rieprecht sitzt auf dem Bug und geht entgegen aller Seemannsbräuche als erster von Bord. Er springt ins Wasser, das Boot schnellt nach hinten und steht kerzengerade in den Fluten. Das kann ich allerdings nicht sehen, da ich gerade unter Wasser gegen mehrere Beine kämpfe. Ständig haut mir jemand auf den zum Glück durch einen Helm geschützten Kopf, ich sehe nur Wasser. Sobald ich kann, tauche ich auf und schwimme an die Seite des Wildwasserkanals. Ich lebe noch. Nach weiteren zwei Runden ist meine Wildwassertour dann schon zu Ende. Für mich steht fest: Ich brauche ein Saisonticket.

Kapitän Martin Rieprecht reicht mir mein Paddel - los geht’s.
Kapitän Martin Rieprecht reicht mir mein Paddel - los geht’s.
Vincent Grätsch Lizenz