Kampf gegen Corona Kampf gegen Corona: Hochschule Merseburg stellt Schutz für das Uniklinikum Halle her

Merseburg - Der Arm mit der Düse fährt über die Dutzenden grellorangen Reifen, die am Boden des großen Glaskastens liegen. Schicht für Schicht wachsen sie in die dritte Dimension hinein. Am Ende sollen sie dabei helfen die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen.
Was hier in dem großen 3D-Drucker der Hochschule Merseburg produziert wird, sind Halter für Geschichtsschutze für das Uniklinikum in Halle. Ärztinnen und Krankenpfleger setzen sie bei der Arbeit auf, damit die daran befestigte Plastefolie als Spritzschutz fungiert und so keine Viren in die Augen gelangen können.
Hochschule Merseburg stellt Schutz für Mediziner im Uniklinikum Halle her
„Ende März hatte das Klinikum angefragt, ob wir nicht Schutzmasken oder Halterungen machen können“, berichtet Hochschulmitarbeiter Moritz Götze, wie es dazu kam, dass die 3D-Drucker, die sonst zur Ausbildung der Studenten oder für Industrieaufträge genutzt werden, nun medizinisches Zubehör drucken.
Weil Masken wegen der fehlenden Filter schwieriger gewesen wären, konzentrierten sich Götze und sein Kollege Ronny Kunow, unterstützt von einem Praktikanten, zunächst auf die Halter für die Gesichtsschutze. Anfang April begannen sie mit der Produktion: „Das Modell kommt direkt vom Uniklinikum, die wissen ja, was sie brauchen“, berichtet Götze: „Wir mussten das dann auf unsere 3D-Drucker anpassen, welche Schichtstärke nimmt man, welche Temperatur.“
Im Labor der Hochschule entstehen etwa 40 bis 50 solcher Halterungen pro Tag
Die erste Version sei noch recht schnell kaputt gegangen, erzählt Kunow. Bei der zweiten Variante würde der Gesichtsschutz jetzt eingeklickt. „Die dritte Version ist schon in Arbeit. Sie soll mehr Abstand zum Kopf haben, damit man den Spritzschutz über der Mund-Nasen-Maske tragen kann.“
Mittlerweile entstehen in dem Labor der Hochschule etwa 40 bis 50 solcher Halterungen pro Tag. Der Drucker braucht etwa 24 Stunden für eine Ladung. Die Mitarbeiter haben sich eine Webcam aufgebaut, mit der sie den Fortschritt beobachten können. Wenn etwa der Materialfaden, verwendet werden Polylactide und PETG, reißt, fährt einer von ihnen ins Labor.
Neben Uniklinikum Halle auch das Basedow-Klinikum
Auch über Ostern sei die Produktion weitergelaufen, erzählt Götze, der auch in anderen Krankenhäusern Bedarf nach Schutzhaltern sieht. Kliniken würden Ausrüstung teils teuer einkaufen. Im 3D-Druck der Hochschule sind die Teile dagegen vergleichsweise günstig. Den Materialpreis pro Halter schätzt Götze auf ein bis zwei Euro.
Auch vom Basedow-Klinikum hätten sie bereits Anfragen bekommen. „Ich kann mir vorstellen, dass wir demnächst auch dahin direkt liefern.“ Ohnehin ist in dem Labor der Hochschule noch vieles im Werden. Weil der Druck recht lange dauert, können sich die Mitarbeiter vorstellen, dass man künftig Siliconformen erstellt, mit denen sich die Halter dann gießen ließen. Und auch die Geschichtsmasken sind noch ein Thema.
In einem kleinen 3D-Drucker entsteht gerade ein Prototyp, von den Merseburgern nicht nur gedruckt, sondern auch entworfen. Er sieht ein bisschen aus wie eine Schweineschnauze mit einem wechselbaren Filter vorne. Mittlerweile zeichne sich wohl auch eine Lösung für das benötigte Filtermaterial ab, sagt Götze. (mz)