Jugendarbeit in Merseburg Jugendarbeit in Merseburg: Was geht überhaupt noch?

Merseburg - Dunkle Wolken über der Mampfe. Das Gebäude wird zwar im Augenblick für rund 1,3 Millionen Euro saniert, aber wer soll sich eigentlich um die Kinder und Jugendlichen kümmern, die Verwaltung und den Papierkram erledigen und Anträge für Fördermittel schreiben?
Das Haus hat im Augenblick nur zwei Mitarbeiterinnen, die ehemalige Stadtjugendpflegerin Marita Kranz und Heyke Müller, eine ausgebildete Erzieherin, die ebenfalls seit Jahren in der Mampfe arbeitet. Beide sind quasi Institutionen am Saalehang.
Drei Stellen verloren
Allerdings sind dem Haus in den vergangenen Jahren drei Stellen verloren gegangen - zwei Stellen von Zivildienstleistenden mit je 40 Wochenstunden und eine Arbeitsgelegenheit mit 30 Stunden. Die Arbeit muss aber trotzdem gemacht werden. Und hat eine Mitarbeiterin Urlaub und die zweite wird überraschend krank, muss die Einrichtung geschlossen werden, denn jemanden, der im Notfall einspringen kann, gibt es nicht. Zwar war auch Streetworkerin Jenny Cornelius stundenweise im Jugendzentrum eingesetzt. Allerdings erwartet sie ihr erstes Kind und befindet sich deshalb vorsorglich im Beschäftigungsverbot. Für sie wird gerade Ersatz gesucht. Aufgrund der engen Personalsituation stehen Projekte und auch die Jugenddisco auf dem Spiel, die immer unter einem bestimmten Motto steht und bei Jugendlichen sehr beliebt ist.
Der Mitarbeiter, der immer für 30 Stunden kam, fehle an allen Ecken und Enden, hieß es in einer gemeinsamen Sondersitzung von Bildungsausschuss und Sozialausschuss, die in der Mampfe stattfand. „Denn er war als Mann Vorbild gerade für die Jungs, die zu uns kommen“, sagte Marita Kranz. 90 Prozent der Kinder und Jugendlichen hätten einen Migrationshintergrund, wohnten aber zumeist schon lange in Merseburg „Er hat ihnen zum Beispiel gezeigt: Hier ist eine Frau die Chefin, und auf die muss man hören.“ Wie sich während der Ausschusssitzung herausstellte, hätte die Stadt einen Antrag auf eine auf drei Jahre befristete Stelle im Rahmen des Programms „Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt“ stellen können, hat das aber offenbar verpennt.
Sanierung für 1,3 Millionen Euro
„Es kann doch nicht sein, dass das Gebäude für 1,3 Millionen Euro saniert wird, und wir es im Anschluss zumachen, weil wir keine Leute haben“, brachte es der Vorsitzende des Sozialausschusses, Detlef Walloch, auf den Punkt. Man einigte sich darauf, dass die Verwaltung prüfen solle, wie das Problem zu lösen sei.
74 Veranstaltungen und Projekttage gab es 2015 in der Mampfe (Nutzfläche von 4.000 Quadratmetern). Dabei wurden insgesamt 23.000 Gäste gezählte - mehr als 5.000 allein im offenen Bereich, wo zum Beispiel Billard oder Dart und draußen Soccer oder Basketball gespielt werden kann. Auch die Kinderschachgruppe, Sportvereine oder die Schule für Mode und Design nutzen das Jugendzentrum.
Ein weiteres Problem bei der Jugendarbeit ist die unbesetzte Stelle des zweiten Streetworkers. Der Streetworker hatte letztes Jahr gekündigt, nachdem er erfahren hatte, dass seine bis Mai befristete Stelle nicht verlängert wird. Da im Rahmen des Liquiditätssicherungskonzeptes vor allem Personalkosten gestrichen wurden, läuft diese Stelle einfach aus. „Und wir haben es alle mitbeschlossen, weil wir nicht hinterfragt haben, um welche Stellen es sich handelt“, sagte Daniel Stahnke (SPD), Vorsitzender der Bildungsausschusses. Die Ausschüsse beschlossen deshalb, im Stadtrat am Donnerstag den Antrag zu stellen, dass die zweite Stelle für einen Streetworker wieder besetzt werden soll. (mz)