Jubiläum Jubiläum: Buchhandlung Friedrich Stollberg in Merseburg feiert 200-jähriges Bestehen

Merseburg - „Geburtstag einer alten Merseburgerin“ prangt über dem betagten Artikel, der bereits 1931 verfasst wurde. 85 Jahre später treffen die damals vom Autor gewählten Worte immer noch zu, haben sogar noch weitaus mehr Gewicht - denn die „alte Merseburgerin“ gibt es auch heute noch. Sage und schreibe 200 Jahre existiert die Buchhandlung Friedrich Stollberg bereits in Merseburg.
Was viele nicht wissen: Namensgeber Friedrich Stollberg ist nicht der Gründer. Erst im Jahr 1851 hatte er die Buchhandlung übernommen. Im April 1816 war sie von Ernst Christian Klein gegründet worden. Die lange Zeitspanne macht die Buchhandlung quasi zu einem Stück Stadtgeschichte.
Angesichts der Tatsache ist es fast schon eine Bürde, sie weiterhin am Leben zu erhalten - auch in Zeiten, in denen das klassische Buch von modernen Medien scheinbar sukzessive in den Hintergrund gedrängt wird. Uwe Arps hat die Aufgabe übernommen. Seit mehr als vier Jahren ist er Inhaber der Stollberg-Buchhandlung.
„Auch Jüngere haben noch Interesse an Büchern“
In der relativ kurzen Zeit wurde viel bewegt. „Wir sind beispielsweise umgezogen“, sagt Arps. Die früher in der Bahnhofstraße ansässige Buchhandlung lädt nun an anderer Stelle Leselustige zum Schmökern ein - in der Merseburger Kliapassage. Der Eigentümer des Gebäudes in der Bahnhofstraße hatte gewechselt.
„Außerdem hätten uns die lange andauernden Arbeiten an den Straßenbahngleisen im Bereich der Hölle sicher richtig zu schaffen gemacht“, nennt Arps Gründe für den Umzug. Eine richtige Entscheidung, wie er rückblickend findet.
Die Zahl der Leute, die der Buchhandlung spontan einen Besuch abstatten, habe spürbar zugenommen. Die Gotthardstraße, an der die Kliapassage liegt, sei eben die einzige echte Einkaufsstraße der Stadt. Die auf Papier gedruckte Literatur verstaube jedenfalls nicht in den Regalen. Im Gegenteil: „Auch Jüngere haben noch Interesse an Büchern“, hat Arps beobachtet. Ein Abwärtstrend sei in dem Punkt kaum zu verzeichnen.
Kooperationen mit Schulen
Möglichkeiten zum Vergleich hat Arps, „weil meine Familie ja schon seit 1990 in Weißenfels eine Buchhandlung hat“. Die Buchhandlung Stollberg pflegt zum Beispiel Kooperationen mit Schulen im Saalekreis. Seit einigen Monaten ist auch die Hochschule dabei. „Wir bieten auch Fachbücher für Studierende an.“
Die Buchhandlung ist insgesamt breit aufgestellt. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Arps selbst, der zwei Kinder im schulpflichtigen Alter hat, mag am liebsten Reiseliteratur. Denn als Selbstständiger habe er kaum Zeit, tatsächlich zu verreisen. Ein Nachteil, den er auf die Art etwas kompensieren könne.
Nicht nur die Buchhandlung übernommen
Ernst Christian Klein und Namensgeber Friedrich Stollberg wären vermutlich stolz darauf, dass es die Stollberg-Buchhandlung in Merseburg immer noch gibt, auch wenn die Besitzer im Laufe der Zeit häufig wechselten. Den Artikel, der anlässlich des Jubiläums vor 85 Jahren erschien, können sich Neugierige übrigens auch heutzutage noch zu Gemüte führen - allerdings nicht in der Buchhandlung.
Zu finden ist er aktuell in der Stadtbibliothek, wo es anlässlich des 200-jährigen Bestehens eine Sonderausstellung zur Stollberg-Buchhandlung gibt.
Friedrich Stollberg hatte allerdings nicht nur die Buchhandlung übernommen - er gründete auch einen Verlag mit seinem Namen. Bei diesem Verlag veröffentlichte auch Siegfried Berger (1891 - 1946), ein großer Sohn der Stadt Merseburg, der Romane, Erzählungen und Gedichte schrieb. Anlässlich seines 70. Todestages gab es jetzt ein Gedenken an seinem Grab auf dem Altenburger Friedhof. (mz)