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Interview Interview: «Die Argumente werden vom Tisch gewischt»

11.01.2002, 16:20

Merseburg/MZ. - Seit einiger Zeit geistert die Idee von einem so genannten Regionalkreis "Halle/ Saalkreis/Merseburg-Querfurt" durch die Öffentlichkeit. Dortmunder Wissenschaftler haben in einem Gutachten Ende des vergangenen Jahres ein derartiges Gebilde favorisiert (die MZ berichtete). Bereits ein Jahr davor sorgte die PDS mit der Idee eines Regionalkreises Halle-Merseburg für Gesprächsstoff. MZ-Redakteur Dirk Schariott sprach darüber mit Angelika Hunger, Mitglied der PDS-Fraktion im Kreistag Merseburg-Querfurt, sowie mit Dr. Andreas Lange, PDS-Fraktionschef im Kreistag Merseburg-Querfurt.

Landrat Tilo Heuer hat jüngst in einem MZ-Gespräch den Vorstellungen von einem Regionalkreis eine klare Abfuhr erteilt. Überrascht Sie diese abschlägige Haltung?

Lange: Das ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Aber es ist schon erstaunlich, dass der Landkreis ohne jegliche Prüfung der Vorschläge die Argumente für einen solchen Regionalkreis einfach vom Tisch wischt. Diesen Vorwurf muss sich der Landrat schon gefallen lassen. Man kann etwas ablehnen, sicher, aber man sollte im Vorfeld zumindest darüber geredet haben. Im kommenden Kreisausschuss soll über eine Beschlussempfehlung abgestimmt werden, die die Ablehnung des Regionalkreises zum Inhalt hat. Da bin ich mir absolut nicht sicher, ob wirklich alle Mitglieder wissen, worum es bei diesen Vorstellungen eigentlich geht.

Es kommt aber nicht nur vom Landrat eine Abfuhr, sondern es zeigen sich auch viele Bürgermeister des Landkreises ablehnend. Welche Erklärung haben Sie dafür?

Hunger: Wir denken ganz einfach, dass die Antistimmung bei führenden Kommunalpolitikern des Landkreises ihre Spuren hinterlassen hat. Die Bürger wissen so oftmals gar nicht, worum es bei dem Gedanken an einen Regionalkreis überhaupt geht.

Worum geht es also?

Lange: Wir wollen im Vorfeld einer unter Garantie kommenden Länderreform ein vernünftiges kommunales Gebilde schaffen, das diese Reform überlebt. Es sollte sich doch niemand einbilden, dass der jetzige Landkreis Merseburg-Querfurt später einmal in der jetzigen Größe eine Chance hat. Es ist einfach falsch, wenn sich unser Kreis jetzt bei der anstehenden Gebietsreform ausschließlich nach Süden orientiert. Wir müssen vielmehr die Chance ergreifen, mit einem Regionalkreis Halle/Saalkreis/Merseburg-Querfurt einen Gegenpol zu der Leipziger Region zu setzen.

Hunger: Wobei wir, und das möchte ich hier noch einmal nachdrücklich unterstreichen, das Wort Gegenpol im Sinne einer besseren Partnerschaft verstanden haben wollen. Ein solche wirtschaftlich sehr starke Region würde doch mit Sicherheit auch von den EU-Fördertöpfen viel stärker profitieren als in jetziger Form.

Nun steht ja aber gerade der Landkreis in der wirtschaftlichen Leistungskraft mit an der Spitze der neuen Bundesländer. Warum sollte er sich mit schwächeren Regionen verbinden, wenn man nur einmal an den Saalkreis denkt?

Hunger: Ausnahmsweise will ich mit einer Gegenfrage antworten. Kann der Landkreis wirklich eine Insel der Glückseeligkeit sein, wenn man rundherum nicht satt wird?

Der Mensch hat es aber nun mal so an sich, dass er ungern teilt. Warum sollen Schkopau oder Korbetha ihr Geld nach Halle geben, wie im Grunde von OB Häußler lautstark eingefordert wurde?

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