Experte erklärt Internationaler Asteroidentag - Wie gefährlich sind die Gäste aus dem All?
Zum Internationalen Asteroidentag erklärt Ingo Hohler vom Planetarium Merseburg, worum es dabei geht - und was ein britischer Rockstar damit zu tun hat.
Merseburg/MZ - Hin und wieder bekommt die Erde Besuch von Himmelskörpern aus der Entstehungszeit des Planetensystems. Rund viereinhalb Milliarden Jahre alt sind diese Gebilde aus Stein, Metall und manchmal auch Eis, die ihre Bahnen zwischen Mars und Jupiter um die Sonne ziehen. Doch handelt es sich bei diesen Objekten selbst nicht um Planeten. Denn im Vergleich zu diesen sind die meisten Asteroiden viel kleiner und weniger massereich.
„Ein Planet ist so groß und schwer, dass er ein rundes, kugelförmiges Objekt wird“, sagt Ingo Hohler vom Planetarium Merseburg. Dass Planeten diese Form annehmen, liegt an ihrer starken Gravitation. Denn je massereicher ein Objekt ist, desto größer ist seine eigene Schwerkraft. So ordnen sich die Teile, aus denen ein Planet besteht, im Laufe der Zeit um dessen Zentrum herum an. Selbst härtestes Gestein kann diesen Kräften nicht auf Dauer widerstehen. Doch diese Entwicklung nimmt ein Himmelskörper nur dann, wenn seine Masse ausreichend groß ist. „Ein Asteroid ist so klein, dass er völlig verschieden aussehen kann“, sagt Hohler.
„Ein Asteroid taucht plötzlich auf, das macht es immer neu spannend“
„Das Interessante ist, dass Asteroiden, ebenso wie Kometen, Überraschungsgäste sind“, fährt der Astronomieexperte fort. So umwehe diese Objekte ein Hauch von Mystik und von Unbekanntem: „Ein Asteroid taucht plötzlich auf, das macht es immer neu spannend“, sagt Ingo Hohler. Mehrere Tausend Asteroiden würden pro Jahr entdeckt, insgesamt seien rund 800.000 bekannt.
Und ganz selten kommt es vor, dass einer dieser Gesteinsbrocken in die Nähe der Erde gerät. So geschah es 2013 unweit der russischen Stadt Tscheljabinsk, wo am Morgen des 15. Februar ein großer Feuerball den Himmel erleuchtete. Auf 18 Meter Durchmesser schätzte die Nasa später den Asteroiden, der über der kasachisch-russischen Grenze mit 18,6 Kilometern in der Sekunde in die Erdatmosphäre eingetreten war. Durch die Reibung begann sich der Körper zu erhitzen und schließlich in großer Höhe auseinanderzubrechen. Dabei wurde nach Nasa-Schätzungen eine Energiemenge von etwa 440 Kilotonnen TNT freigesetzt - mehr als das dreißigfache der Sprengkraft der Atombombe, die 1945 das japanische Hiroshima verwüstete.
Auf Lichtblitz folgte eine Druckwelle
Dennoch schätzt Ingo Hohler die Gefahren durch Asteroiden eher gering ein. Zwar wurden durch den Vorfall im Jahr 2013 rund 1.500 Menschen verletzt. Das sei allerdings vor allem „dumm gelaufen“, sagt der Experte. Denn aufgrund des Lichtblitzes seien damals viele Menschen zu den Fenstern gelaufen. Doch auf den Lichtblitz folgte eine Druckwelle – viele Fenster zerbarsten, so dass manche Beobachter Wunden davontrugen.
Dennoch entschlossen sich die Vereinten Nationen 2016 dazu, den 30. Juni zum Internationalen Asteroidentag zu erklären, um auf Gefahren durch diese aufmerksam zu machen. „Initiiert hat das ganze Brian May von Queen“, erzählt Ingo Hohler. Der berühmte Rockgitarrist studierte zunächst Astrophysik, bevor er seine wissenschaftliche Laufbahn angesichts des Welterfolgs von Queen für Jahre auf Eis legte.
Mittlerweile haben erste Asteroiden auch irdischen Besuch bekommen: Aktuell befindet sich die Raumsonde Osiris Rex auf ihrem Rückweg zur Erde, nachdem sie erfolgreich auf dem Asteroiden Bennu landete und dort Bodenproben entnahm. Zurückerwartet wird die Mission im Jahr 2023. (mz)