Industrie Industrie: Industrie im Kulturhaus
Leuna/MZ. - "Chemie verbindet"steht in großen Lettern auf einem Plakat im Leunaer cCe-Kulturhaus. Doch nicht Moleküle oder Metalllegierungen sind damit gemeint, zumindest nicht direkt, sondern Beziehungen zwischen Firmen. Zum bereits siebenten Mal trafen sich am Donnerstag Wirtschaftsvertreter auf der Fachmesse "Leuna Dialog".
Insgesamt 80 Produzenten und Dienstleister aus dem gesamten Bundesgebiet kamen zum Kongresszentrum gegenüber des Chemieparks, um Kontakte zu knüpfen, sich auszutauschen und auch zu schauen, was die Konkurrenz zu bieten hat. Fast jeder Raum wurde genutzt. "Zur ersten Messe vor sieben Jahren hatten wir hier 29 Aussteller und noch viel Platz, in diesem Jahr waren alle Plätze schon nach drei Wochen vergeben", so Martin Halliger, Pressesprecher der Infra-Leuna GmbH und gleichzeitig Geschäftsführer des cCe-Kulturhauses.
"Der Andrang zeigt, dass das Geschäft am Standort Leuna für Investoren interessant ist", verkündete Andreas Hiltermann, seines Zeichens Mitglied der Geschäftsführung von Infra-Leuna. Er wies auch auf politische Entwicklungen hin, die die Standortfaktoren im Land und speziell in Leuna negativ beeinflussen. "Die Großindustrie braucht beispielsweise verlässliche Energiequellen", so Hiltermann, "auch der sachsen-anhaltische Wassercent stellt für uns eine unnötige Millionenbelastung dar." Er forderte die Landesregierung auf, wieder chemieindustrie-freundliche Politik zu betreiben.
Doch von politischen Rahmenrichtlinien lassen sich große Unternehmen wie die Domo-Gruppe momentan nicht abhalten, weiter in den Chemiepark zu investieren. Der seit Anfang des Jahres amtierende Geschäftsführer des belgischen Unternehmens, Luc De Raedt, gab bekannt, dass die Produktion der vielseitigen Kunststoffe Caprolactam und Nylon 6 komplett nach Leuna verlegt wird, um Transportkosten zu sparen. So bliebe allein die Hauptverwaltung des Konzerns mit einem Jahresumsatz von 600 Millionen Euro in Belgien.
"Wir wollen in Leuna in der nächsten Zeit einen zweistelligen Millionenbetrag investieren, da entstehen auch neue Arbeitsplätze", so De Raedt. Genauer wollte er sich nicht ausdrücken, aus Unternehmerkreisen ist jedoch zu hören, dass die Investitionen rund 100 Millionen Euro betragen sollen.
Solche Ankündigungen erfreuen auch viele der zahlreichen Zuliefer- und Dienstleistungsunternehmen. Eines davon ist die Automatisierungsgesellschaft AVI aus dem sächsischen Hoyerswerda, die auch eine kleine Filiale in Leuna unterhält. Anhand eines Modells einer Fertigungsstraße erklärt der Geschäftsführer Frank Seifert die Vorzüge der angebotenen Software. "Wir haben ein Komplettsystem, bei dem Steuerungs- und Messtechnik ineinandergreifen und auch gleich statistische Auswertungen erstellt werden, die die Produktivität erhöhen", so Seifert. Gerade für mittelständische Unternehmen biete das Vorteile, da diese oft vor den Angeboten von großen Anbietern von Automatisierungssystemen zurückschreckten.
Doch auch ganz handfeste Anbieter sind vor Ort, wie die Ecom Instruments GmbH aus dem nordrhein-westfälischen Marl. Dessen Vertriebsleiter Thorsten Cyrol wirft mit Wucht eine Taschenlampe auf den Boden und demonstriert die Vorzüge "seiner" Produkte. Für die Arbeit in explosionsgefährdeten Bereichen, die im Chemiepark Leuna oder auch in der Spergauer Total-Raffinerie zur Genüge vorhanden sind, stellt das Unternehmen spezielle Mess- oder Kommunikationsgeräte her, die nicht zu heiß werden und keinerlei Funken produzieren.
Auch neuartige Ventile, Sicherheitsbekleidung, Umwelttechnologie oder Sandstrahltechnik wird auf der Fachmesse gezeigt. Alles, was mit der chemischen Großindustrie in Leuna in Verbindung steht, präsentiert sich in den verschieden Sälen des Hauses. "Wir werden sehen, ob wir für das nächste Jahr noch etwas mehr Platz schaffen können", meint Halliger. Doch in ein größeres Gebäude umziehen will man nicht. "Wir setzen auf Klasse statt Masse", betont der Geschäftsführer.