Imkerei Imkerei: Stacheliges, aber süßes Hobby
MERSEBURG/MZ. - Die Tage werden kürzer, die Lichtintensität nimmt ab und es wird deutlich kühler - das merken auch die Bienen, die sich mittlerweile zur Winterruhe in ihre Bienenstöcke zurückgezogen haben. "Die Bienen werden mit Zuckerwasser eingefüttert, damit sie den Winter überstehen", erklärt Siegfried Rosmeisl, Vorsitzender des Imkerverbandes Merseburg, der die Region nicht nur um die Domstadt, sondern auch Schkopau bis hin zum Geiseltal umfasst.
Im Winter ruht die Imkerei. "Man deckt die Bienenkörbe ab und lässt alles ruhen. Man muss nur ab und zu mal nach dem Rechten sehen", sagt der Vorsitzende. Bis Mitte März hat er nun frei. Andere Dinge, vor allem die Familie, rücken jetzt in den Vordergrund.
In dem Imkerverband sind derzeit 17 Imker vertreten, fünf davon sind im Stadtgebiet von Merseburg angesiedelt. "Die Stadtimkerei hat sich schon fast eingebürgert", sagt Rosmeisl. Vorbilder seien beispielsweise Berlin oder New York. "Stadtimker wie in Merseburg haben oft höhere Erträge als die Landimker", berichtet der Rentner. Vor allem die Imker in Merseburg seien dadurch begünstigt, dass sie Anschluss zur Aue haben. Da Bienen in einem Radius von bis zu drei Kilometern fliegen, finden sie hier alles, was sie brauchen. Das Angebot ist vielfältig - besonders beliebt seien Linde, Ahorn und Robinie. Die Landimker haben es schwerer, denn sie sind abhängig von dem landwirtschaftlichen Anbau. "Man kommt da als Imker in Bedrängnis", weiß Rosmeisl, der in Krumpa, Ortsteil von Braunsbedra, lebt und dort auch als Imker tätig ist.
"In diesem Jahr gab es beispielsweise wenig Raps. Der Bauer bei mir hatte auch keinen angebaut", berichtet er. Dabei ist Raps wichtig für die Honigproduktion, denn "Honig besteht aus zwei Zuckern: Glucose und Fructose. Je mehr Glucose enthalten ist, desto schneller kristallisiert er und man erhält festen Honig", erklärt Rosmeisl. Vor allem im Raps ist der Glucose-Anteil besonders hoch, das heißt, er wird schnell fest. Akazienhonig hingegen hat einen hohen Fructose-Anteil und bleibt daher längere Zeit flüssig.
So genannte Blühstreifen - Pflanzgürtel mit bestimmten Sorten - könnten Abhilfe schaffen. Siegfried Rosmeisl wünscht sich dahingehend mehr Unterstützung seitens der Landwirte und der örtlichen Begrünungsämter. Die Stadt Merseburg habe diesbezüglich zwar keine Probleme, aber kleinere Orte seien oft betroffen.
Dennoch sei 2011 ein gutes Jahr für die Imker in Merseburg und Umgebung gewesen. "Wir haben hauptsächlich Mischhonig in dieser Region", sagt Rosmeisl. So genannten Sortenhonig - überwiegend von einer Quelle gesammelt - gebe es hingegen so gut wie gar nicht. Die Durchschnittserträge liegen bei 25 bis 45 Kilogramm Honig pro Bienenvolk, Spitzenerträge - auch in der Stadt - können sogar bei 80 bis 90 Kilogramm liegen. Wie der Imkerverband Sachsen-Anhalt mitteilte, lag der durchschnittliche Ertrag in diesem Jahr bei 40 Kilogramm - ein Drittel mehr als im bereits guten Vorjahr.
Der Imkerverband schätzt, dass landesweit 10 000 Völker ansässig sind. Die Zahl der Bienen innerhalb eines Volkes variiert im Laufe des Jahres. Im Sommer sind es 50 000 bis 80 000, im Winter hingegen nur 10 000 bis 15 000. "Anfänger sollten mit zwei bis drei Völkern beginnen", erklärt Rosmeisl, "Profis haben im Schnitt neun bis zehn Völker, manche sogar 17." Drei bis fünf Mal könne man im Laufe eines Bienenjahres, welches ungefähr von Mitte März bis Ende Juli oder Anfang August geht, "schleudern" und somit den Honig aus den Waben ziehen. Eine durchaus körperlich anstrengende Aufgabe. Zudem sind die Imker bei der Honigproduktion an die deutsche Honigverordnung gebunden. Darin steht unter anderem, dass dem Honig, so wie ihn die Bienen erzeugen, "weder Stoffe zugesetzt noch honigeigene Bestandteile entzogen werden" dürfen. Jeder Honig, der in Deutschland gekauft werden kann, muss diesen Richtlinien entsprechen. Die meisten Imker verkaufen ihren Honig privat. "Manche Imker bringen ihren Honig auch nach Meißen", sagt Rosmeisl. Die Bienenwirtschaft in der sächsischen Stadt kauft nämlich Honig auf.
Kann eigentlich jeder Imker werden? "Man muss schon eine gewisse Veranlagung und finanzielle Mittel haben. Zudem sollte man keine Angst vor Bienen haben und Lust sowie Zeit mitbringen", sagt Rosmeisl. Er selbst stand schon oft vor der Entscheidung: Fußball, Familie oder Bienen? Seit 1962 ist er Imker. Einem Zufall ist es zu verdanken, dass er zur Imkerei kam. "In der Nachbarschaft hatte jemand Bienen", so die einfache Erklärung des Rentners. Er ist seitdem den Bienen treu geblieben.
Siegfried Rosmeisl hofft, dass wieder mehr Leute den Zugang zur Imkerei finden, denn "es sind hauptsächlich Rentner, die das als Hobby betreiben." Aber es werde schon etwas dafür getan, jüngere Leute anzulocken. So bietet der Imkerverband Sachsen-Anhalt Honiglehrgänge und Schulungen an.
Und was macht einen guten Honig aus? Diese Frage kann Siegfried Rosmeisl nicht so leicht beantworten. Das sei ein "difiziles Problem". So spiele beispielsweise der Wassergehalt eine wichtige Rolle. Bekanntlich seien Geschmäcker auch verschieden. Er bevorzuge festen Honig.