Im Notfall auch Retterinnen Im Notfall auch Retterinnen: Acht Sportlehrer bringen 1.000 Kindern das Schwimmen bei

Merseburg - Es gibt Stimmen, die sagen, die Merseburger Schwimmhalle sollte geschlossen werden. Sie sei eh nicht mehr die jüngste und ihre Technik stünde kurz vor dem Kollaps. Trotzdem käme eine Schließung der Halle einer Katastrophe gleich, denn dann würde auf einen Schlag für mehrere Hundert Jungen und Mädchen in der Kreisstadt und im Saalekreis der Schwimmunterricht ausfallen. Da könnte vermutlich nicht mal die neue Schwimmhalle in Leuna im nötigen Umfang aushelfen.
Marion Böhme (61) von der Merseburger Dürer-Grundschule, Monika Roßmann (61) von der Grundschule Im Rosental und Andrea Hartung (50) von der Grundschule in Schafstädt sind drei von insgesamt acht Sportlehrerinnen und Sportlehrern, die in der Merseburger Schwimmhalle in jedem Schuljahr rund 1.830 Kindern das Schwimmen beibringen. So viele?, werden jetzt einige ungläubig fragen. Aber tatsächlich kommen nur 680 Kinder aus Merseburger Schulen. Der viel größere Teil - nämlich 1.150 Mädchen und Jungen - kommt zum Beispiel aus Roßbach, Bad Lauchstädt, Schkopau oder Schafstädt.
Schwimmunterricht im Saalekreis: „Es sind einfach mehr Schüler geworden.“
„Als es in Leuna keine Schwimmhalle gab, war Merseburg der Ausweichort für die Grundschüler aus Kötzschau, Bad Dürrenberg oder auch Leuna selbst. Die Stadt Merseburg war damals sehr kulant und hat quasi einen Tag für diese Schulen freigeschaufelt“, erzählt Monika Roßmann. Und obwohl es jetzt in Leuna wieder eine Halle gebe, brauche man diesen Tag auch weiterhin. „Es sind einfach mehr Schüler geworden.“
Und mehr als 65 Schüler - das sei das absolute Maximum - könnten in einer Schwimmstunde nicht unterrichtet werden. Mehr als 20 Schulen und auch einige Kita-Gruppen bekommen in Merseburg ihren Schwimmunterricht. Die meisten Kinder der 2. oder 3. Klassen haben ein Mal pro Woche eine Stunde Schwimmunterricht. Manche Schulen, die eine weitere Anfahrt haben, haben eine Doppelstunde. Schüler der Förderschule kommen in der 3., 4. oder 6. Klasse, um schwimmen zu lernen. Die Noten, die sie bekommen, fließen in die Sportnote ein. Manche machen hier auch das Schwimmabzeichen.
Schwimmunterricht: „Es gibt Kinder, die bis zum Schluss nicht ins tiefe Wasser gehen“
Sie alle machen in der Merseburger Schwimmhalle zum Teil ihre ersten Schwimmzüge oder ihren ersten Kopfsprung ins Tiefe. „Obwohl es auch Kinder gibt, die bis zum Schluss nicht ins tiefe Wasser gehen“, erzählt Marion Böhme, die seit 1986 in Merseburg Schwimmunterricht gibt. Auch Monika Roßmann ist schon seit 1988 als Schwimmlehrerin dabei. In den vergangenen drei Jahrzehnten haben sie unzähligen Kindern die Angst vorm Wasser genommen, haben sich mit ihnen gefreut, wenn sie ihre erste Bahn geschwommen sind.
„Einmal sagte so ein Dreikäsehoch ganz stolz: Ich kann schon schwimmen’ und ist mit voller Montur ins Becken gesprungen.“ Allerdings hatte sich der kleine Mann völlig überschätzt. „Wir mussten ihn retten“, erzählt Monika Roßmann lächelnd. „Aber es ist alles gut gegangen.“ Noch zwei Schuljahre, dann werden Marion Böhme und Monika Roßmann wohl in den Vorruhestand gehen. Roßmann: „Aber es gibt glücklicherweise Kollegen, die sich dafür interessieren, den Schwimmunterricht weiterzuführen.“ (mz)