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Idylle mit Tücken Idylle mit Tücken: Domkurie Martini hat einen neuen Eigentümer

Von Undine Freyberg 30.05.2020, 13:00
Uwe Gottschalk will die ehemalige Domkurie Martini retten. Er hat das Gebäude von den Domstiftern erworben.
Uwe Gottschalk will die ehemalige Domkurie Martini retten. Er hat das Gebäude von den Domstiftern erworben. Undine Freyberg

Merseburg - Das Gelände liegt idyllisch - hoch oben auf dem Merseburger Domberg. Hier lebten einst die Domherren. Nun könnten hier bald einige der gefragtesten Wohnungen der Stadt entstehen - allerdings muss der neue Eigentümer viel Geld in das imposante Gebäude mit der Adresse Dompropstei 7 stecken.

Anfang Mai hatte Uwe Gottschalk die frühere Domkurie Martini von den Domstiftern erworben, für die diese Aufgabe finanziell vermutlich nicht zu stemmen gewesen wäre. Denn das Barockgebäude hat große Risse und muss laut einem Gutachten dringend gesichert und saniert werden. Seit drei Jahren steht das Gebäude leer, denn die Mieter mussten ausziehen - aus Sicherheitsgründen.

Uwe Gottschalk hat ein Herz für alte Gemäuer

Die Stadt Merseburg hatte für das Projekt bereits Fördermittel beantragt und auch einen Fördermittelbescheid in Höhe von 1,6 Millionen Euro bekommen - gut 900.000 Euro werden davon für die Sicherung des einzigartigen Denkmals zur Verfügung gestellt, knapp 700.000 Euro für die Sanierung. Eine Summe, die jedoch bei weitem nicht ausreichen wird.

Im Lotto gewonnen oder geerbt? Wie kann man sich ein solches Projekt leisten? „Es ist nicht so, dass ich das Geld übrig habe. Aber ich habe ein Herz für solche alten Gemäuer“, sagt Chemiker Uwe Gottschalk, der nicht in der Region zuhause ist, sondern aus Göttingen kommt. „Aber ich habe Verbindungen hierher“, erzählt er der MZ.

Ästhetische Ansprüche - Die Region passt einfach

„Mein Großvater war Eisenbahner und hat in Halle gelebt. Dort habe ich als Kind sehr viel Zeit verbracht und habe schöne Erinnerungen daran“, sagt der 58-Jährige und lächelt. Er stamme aus einfachen Verhältnissen. Sein Vater sei Maschinenschlosser gewesen, er selbst habe studieren können. Er arbeite seit 30 Jahren in der Pharmaindustrie, wolle sich aber mit der Sanierung historischer Gebäude ein zweites Standbein aufbauen.

„Und da ich Chemiker bin, schreckt mich die Region mit Merseburg und Schkopau auch gar nicht. Es passt einfach.“ Einfach nur ums Geldverdienen gehe es ihm nicht. Dafür hätte er auch einfach eine Platte kaufen, sanieren und gewinnbringend vermieten können. „Aber dazu bin ich viel zu sehr Ästhet“, sagt er mit ruhiger Stimme.

Domkurie mit statischen Problemen

Die Domkurie sei archäologisch ein Traum. „Wir könnten allerdings auch Überraschungen erleben“, ist sich Uwe Gottschalk bewusst. Die riesigen Setzungsrisse und statischen Probleme, die auf einen bewegten Untergrund hinweisen, seien eine Herausforderung, von der man noch nicht wisse, wie weitreichend sie sein würde.

„Wir sind auf historischem Grund.“ Es gebe zwar ein Baugrundgutachten, dennoch müsse es weitere Untersuchungen geben. Denn das Haus steht offenbar auf einer riesigen Wallanlage, die aus verschiedenen Schichten besteht, die sich setzen und zu Rissen in den darauf errichteten Gebäuden führen.

Sechs Wohnungen auf drei Etagen

500 Quadratmeter Wohnfläche gibt es in der ehemaligen Kurie - sechs Wohnungen auf drei Etagen. „Zwei der ehemaligen Mieter werden zurückkommen. Sie hatten das eingeklagt“, erzählt Uwe Gottschalk, der gern auch die völlig verfallenen Nebengebäude wieder herrichten möchte. „Mal sehen, ob das funktioniert.“

Bis es tatsächlich losgehen kann mit den Sanierungsarbeiten, muss die Planung vorliegen und die baufachliche Prüfung überstanden sein. Gottschalk: „Ich denke, dass wir 2021 loslegen könnten.“ (mz)