ICE-Neubaustrecke zwischen Erfurt und Halle ICE-Neubaustrecke zwischen Erfurt und Halle: Die Deutsche Bahn soll nachbessern

Kalzendorf - Kühle Luft fächert den Einsatzkräften der Feuerwehr am Ostportal des Osterbergtunnels in Kalzendorf bei ihrer Übung entgegen. Da die 2,1 Kilometer lange Doppelröhre in Richtung Westen hin abfällt, strömt die Luft genau entgegengesetzt durch die Stollen - zumindest auf diese Konstante können sich die Retter verlassen. Im Dezember dieses Jahres sollen die ICE regulär im Fahrbetrieb auf der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Erfurt und Halle den Tunnel mit Tempo 230 durchqueren. 33 Sekunden wird das dauern.
Konstruktive Zusammenarbeit
Das Klima zwischen der Deutschen Bahn und den Anrainern mit ihren Rettungskräften hat sich in letzter Zeit gebessert, heißt es aus der Kreisverwaltung. Das kann Rudolf Bernhardt, Brandabschnittsleiter im südwestlichen Saalekreis, bestätigen: „Die Zusammenarbeit ist konstruktiv, die Bahn kooperativer.“ So wird der Konzern dem Saalekreis alleine für den Osterbergtunnel drei Fahrzeuge zur Verfügung stellen, die Atemschutztechnik und logistische Ausrüstung bei einem Notfall zum Einsatzort bringen. Liefertermin: November 2015.
Landkreis sieht Klärungsbedarf
Darüber hinaus sieht der Landkreis noch Klärungsbedarf. So fordert die Behörde bauliche Veränderungen am Bahnknoten Gröbers, um Rettungseinsätze zu erleichtern. Auch bezüglich der Saale-Elster-Talbrücke sind noch Fragen offen. Es geht um Rettungsplätze und die zugesagten Rettungswagen mit erhöhter Bodenfreiheit, die die Brücke befahren können. „Jeweils zwei dieser Fahrzeuge sollen im Dezember 2015 und im ersten Quartal 2016 dem Saalekreis und der Stadt Halle zur Verfügung gestellt werden“, sagt Kreissprecherin Kerstin Küpperbusch. Um bezüglich Gröbers und bei der Sondertechnik den Druck auf die Bahn noch einmal zu erhöhen, haben der Saale- und der Burgenlandkreis Ende Juli das Eisenbahnbundesamt mit der Bitte um Klärung eingeschaltet.
Seit Monaten trainiert die Feuerwehr indes bereits für alle erdenklichen Einsatz-Szenarien. „Alle Bauwerke entsprechen den höchsten Sicherheitsanforderungen. Aber eine 100-prozentige Garantie, dass nichts passiert, kann niemand geben“, sagt André Janßen, Notfallmanager der Bahn. Er beobachtete am Samstag im Tunnel das Training von Einsatzkräften mehrerer Feuerwehren, die sich mit der Wasserversorgung vertraut machten. Am 19. September ist eine Großübung mit 600 Beteiligten geplant, an der auch der Burgenlandkreis, das Technische Hilfswerk und Rettungsdienste teilnehmen. Nachgestellt wird ein ICE-Unfall.
Bei Einsätzen im Tunnel müssen die Retter übrigens von der Feuerwehr-Dienstvorschrift abweichen. „Normalerweise gilt der Grundsatz: Retten vor löschen. Im Tunnel ist es anders herum. Das müssen die Kameraden verinnerlichen“, erklärt Kreisausbilder Paul Bartosek. Drei Tunnelbasiseinheiten mit je 24 Personen werden speziell ausgebildet - nach einer Taktik, die aus der Schweiz übernommen wird. Demnach gibt es pro Einheit drei Trupps: zum Erkunden der Lage, zum Löschen sowie zum Suchen und Retten von Verletzten. Angeblich sollen die im Tunnel installierten Systeme Temperaturen von 800 Grad Celsius aushalten. (mz)

