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Hörgeräteakustik-Meisterin Hörgeräteakustik-Meisterin: Marie Jung sorgt für Aha-Erlebnisse

Von Sophie Elstner 22.04.2019, 13:00
Marie Jung (links) übt an ihrem Kollegen Alexander Lischker eine sogenannte Ohrabformung. Dabei entsteht ein Abdruck des Ohrs, der für jeden Menschen individuell ist.
Marie Jung (links) übt an ihrem Kollegen Alexander Lischker eine sogenannte Ohrabformung. Dabei entsteht ein Abdruck des Ohrs, der für jeden Menschen individuell ist. Marie Jung

Merseburg/Hübitz - Marie Jung lächelt. Dass sie im Beruf einmal hoch hinaus möchte, das stand für die 28-Jährige aus Hübitz (Mansfeld-Südharz) schon lange fest. Dass sie einmal als beste Jungmeisterin im Bereich Hörgeräteakustik ausgezeichnet werden würde, das hätte sich die junge Frau, die in Merseburg arbeitet, nicht träumen lassen. Die Ehrung bekam sie nun von der Handwerkskammer Halle.

Dabei begann die Ausbildung für Marie Jung gar nicht im Bereich der Hörgeräteakustik. „Ich habe eine Ausbildung zur Augenoptikerin in Eisleben absolviert“, erklärt sie. „Doch ich fand, dass Augenoptik und Hörakustik so gut zusammenpassen. Da einige Unternehmen beide Berufsfelder verbinden, habe ich mich für die zweite Ausbildung entschieden.“ Diese absolvierte Marie Jung bei einem Unternehmen im Harz. Heute arbeitet sie bei einem Hörakustiker in der Domstadt.

Deutschlandweit gibt es nur wenige Berufsschulen für Hörakustiker

Deutschlandweit gibt es nur wenige Berufsschulen für Hörakustiker, Marie Jung besuchte eine Schule in Lübeck. „Zuerst für die Ausbildung, später dann auch die Meisterschule“, sagt sie. Die Meisterausbildung hängte die junge Frau gleich an ihre Ausbildung an, wollte Fachwissen und persönliche Kompetenz weiterentwickeln. „Da war ich noch frisch im Lernstoff“, erklärt die 28-Jährige. „Die meisten Kollegen arbeiten erst ein paar Jahre, bevor sie ihren Meister machen.“

Sie entschied sich deshalb dazu, ihre Meisterausbildung in Teilzeit zu absolvieren. Sie ging arbeiten und nutzte Urlaub und freie Tage für die theoretische Ausbildung und die Meisterschule. „Ich denke, es ist schwierig, wenn man ein paar Jahre lang in einer festen Berufsumgebung gearbeitet hat, noch ein Jahr die Meisterschule zu besuchen“, findet Marie Jung. Und erklärt, dass Hörakustik viel mehr bedeutet als nur das Anpassen von Hörgeräten. „Ich mache Ton- und Sprachmessungen“, sagt die Meisterin.

Hörakustik: Eine besondere Herausforderung ist die Ohrform

Eine besondere Herausforderung sei die Ohrform. Diese ist von Mensch zu Mensch verschieden und muss mit filigranen Werkzeugen ausgefräst werden. Die Hörgeräte, die heute auf dem Markt sind, seien viel diskreter als die Geräte, die hinlänglich bekannt sind. Das sei ein großer Vorteil für alle, die sich nicht an das Thema herantrauen, sagt Marie Jung. „Viele denken: ,Ich brauche ein Hörgerät, jetzt bin ich alt’. Dabei gibt es auch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die ein Hörgerät benötigen“, erklärt die Hörakustikerin. „Deshalb braucht man viel Einfühlungsvermögen in dem Job.“

Niemand sollte sich scheuen, sich bei Problemen Hilfe zu holen. „Hörgeräte können eine Chance auf ein ganz neues Leben geben“, sagt Marie Jung. „Und es gibt sogar welche, die über Apps gesteuert werden oder es ermöglichen, über Bluetooth zu telefonieren.“ Der Verlust des Hörvermögens sei häufig ein schleichender Prozess.

Meisterausbildung soll für Marie Jung nicht der letzte Karriereschritt gewesen sein

„Wenn dann ein gut angepasstes Hörgerät getragen wird, berichten die Kunden, dass sie viele neue Höreindrücke haben“, so die Akustikerin. „Diese Aha-Erlebnisse meiner Kunden sind der schönste Dank.“ Sie freue sich, wenn ihre Kunden die Natur wieder erleben oder in Gesellschaft mitreden können. Denn viele Betroffene würden sich sozial abgrenzen.

Die Meisterausbildung soll für Marie Jung nicht der letzte Karriereschritt gewesen sein. „Ich möchte gerne Weiterbildungen besuchen, zum Beispiel im Bereich der Kinder-Hörgeräte oder der Implantate.“ Vorrang habe allerdings erst einmal das Sammeln von Berufserfahrung, das Gelernte zu festigen. (mz)