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Höchste Erhebung im Saalekreis Höchste Erhebung im Saalekreis: Der Namenlose Berg übertrumpft den Petersberg

Von Regina Retzlaff 13.10.2014, 07:52
Landgrafroda ist im Kreis das Bergdorf. Die höchsten Erhebungen findet man hier.
Landgrafroda ist im Kreis das Bergdorf. Die höchsten Erhebungen findet man hier. Peter Wölk Lizenz

Landgrafroda - Dass der Petersberg nicht die höchste Erhebung im Saalekreis ist, wurde vor etwa zwei Jahren in der MZ schon einmal klargestellt. Und dennoch wirbt die Kreisverwaltung auf ihrer Homepage nach wie vor mit dieser Legende. Am 11. Dezember 2012 wurde nämlich der Kahle Berg, mitten in der Feldflur zwischen Ziegelroda und Landgrafroda gelegen, zur höchsten Erhebung gekürt. Der liegt 298,2 Meter über normal Null. Der Spitze des Petersberges, der ja tatsächlich auch als Berg vom Auge wahrgenommen wird, misst indes nur 250,5 Meter über NN. Und mal ganz davon abgesehen, kann noch ein Bergzwerg bei Landgrafroda den Bruder nördlich von Halle übertrumpfen: der 291,3 Meter hohe Namenlose Berg.

Die ominösen 300,10 Meter

Doch all das ist jetzt Makulatur, wenn Klaus Bohndorf aus Barnstädt Recht hat, dass Landgrafroda noch einen Punkt auf der Karte hat, der noch ein wenig höher als alle anderen liegt. „Der tatsächlich höchste Geländepunkt befindet sich meinen Aufzeichnungen zufolge direkt hinter den letzten Häusern in Landgrafroda mit der Höhe von 300,10 Metern über dem Meeresspiegel“, erklärt der Senior. Und er müsse es wissen, denn er war vor seinem Ruhestand jahrzehntelang der Chef der Trinkwasserversorgung im Altkreis Querfurt. „Dabei war die Geografie der Region mein ständiger Begleiter“, sagt er schmunzelnd und erklärend für seine Behauptung. Schließlich musste das Wasser spinnennetzartig unter der Erdoberfläche über Höhen- und Tiefenlagen geleitet werden. Und so kann er auch eine Karte vorlegen, in der diese ominösen 300,10 Meter dokumentiert sind.

An dieser Stelle steht heute das schon lange außer Betrieb gestellte Wasserwerk des Ortes Landgrafroda mit dem ehemals 200 Meter tiefen Bohrbrunnen. Diese Anlage wurde im Jahre 1914 erbaut. Angetrieben wurde die Pumpenanlage durch eine Windturbine, die darüber stand, denn elektrischen Strom gab es damals im Dorf noch nicht. Im Ort gab es schließlich zwei Zapfhydranten, wo von da an „bequem“ mit Eimern das benötigte Trinkwasser entnommen werden konnte. Der lange Weg zum sogenannten Kellerborn, eine Quellfassung, am Beginn des Märzenbechertales entfiel. Den hatten die Landgrafrodaer bis dahin zur Wasserbeschaffung mit Trageholz und Eimern bewältigen müssen.

"Eine nochmalige Messung könnte die Glaubhaftigkeit tatsächlich erhärten"

Klaus Bohndorf ist sich sicher, dass seine Behauptung jeder folgenden Höhenmessung standhalten wird. „Eine nochmalige Messung könnte die Glaubhaftigkeit tatsächlich erhärten. Ich wäre sofort dafür“, meint er.

Im Jahr 1914, also vor nunmehr genau 100 Jahren, hat Landgrafroda sein Wasserwerk bekommen. Erst in den Jahren 1954 bis 1956 erhielt der Ort eine zentrale Trinkwasserversorgung vom Wasserwerk Weißenschirmbach über eine Druckerhöhung in Ziegelroda. Damit könnte das Dorf auch noch 60 Jahre zentrale Trinkwasserversorgung feiern. 2014 würde so zum Wasser-Jahr für den Ziegelrodaer Ortsteil.

Man könnte vielleicht sogar eine Steinmarkierung an diesen Punkt setzen, damit die vielen Besucher des Märzenbechertales, die im Frühling immer dort entlangströmen, erkennen, dass sie den höchsten Punkt des Saalekreises passieren. „Denkenswert wäre es auch, an dieser Stelle einen Saalekreis-Gipfelschluck einnehmen zu können und ein Stück Gipfelkuchen vom Landgrafrodaer Bäckermeister Koch zu genießen“, denkt Bohndorf auch gleich an die touristische Erschließung des neuen Saalekreis-Gipfels.

Auch die Kirchturmspitze von Landgrafroda überragt übrigens noch den Petersberg. Das Gotteshaus steht auf einer Höhe von 295 Metern über NN plus 38 Meter Gebäudehöhe. Das macht summa summarum 333 Meter über dem Meeresspiegel. Der Barnstädter Huthügel als höchste Erhebung auf der Querfurter Platte weist indes eine Meeresspiegelhöhe von 245 Metern auf. Darauf gipfelt ein Trinkwasserbehälter mit rund fünf Metern Höhe. Er hat damit die gleiche Höhe wie der Petersberg. Und damit ist er wieder eröffnet, der Kampf der Zwerge. (mz)