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Verleihung der Forschungspreise 2024 Hochschule Merseburg: Wer der heimliche Star des Abends war

Bei der „Nacht der Forschung“ an der Hochschule Merseburg wurden die diesjährigen Forschungspreise an Studierende, Promovierende und Mitarbeitende vergeben.

Von Susanne Christmann Aktualisiert: 15.11.2024, 18:14
Die Forschungspreisträger 2024 der Hochschule Merseburg: Lucien Dupont (2. v. li.), Sonam (3. v. li.), Judit Baer (4. v. li.), Annemarie Wünsch (3. v. re.) und Anki Huber (2. v. re.).
Die Forschungspreisträger 2024 der Hochschule Merseburg: Lucien Dupont (2. v. li.), Sonam (3. v. li.), Judit Baer (4. v. li.), Annemarie Wünsch (3. v. re.) und Anki Huber (2. v. re.). Foto: Susanne Christmann

Merseburg/MZ. - Was macht man, wenn sich in einer Chat-Gruppe bei einem Messenger-Dienst (Programm zum Empfangen und Versenden von Nachrichten) über 2.000 Mitglieder tummeln und sich dort nicht nur über ein Thema austauschen? Wie filtert man aus der schieren Menge an Mitgliedern jene heraus, die das Thema beim Wickel haben, das mich gerade interessiert, bei dem ich auch mitreden will? Antwort: Man entwickelt einen Bot (englische Kurzform für Roboter).

Forschungspreise 2024 an der Hoschschule Merseburg: Filter für Nachrichten

Anki Huber, Studentin an der Hochschule Merseburg, hat das innerhalb ihrer Masterarbeit im Fachbereich Ingenieur- und Naturwissenschaften gemacht und für das Problem ein Softwareprogramm entwickelt, das automatisierte, sich wiederholende und vordefinierte Aufgaben ausführt und nun im Berufs-Netzwerk „fime“ genau diese Filteraufgaben ausführen kann. „Wer will sich schon durch tausende Posts scrollen, um zu finden, was er sucht?“ sagt sie. Ihr Bot bringt ihr bei der diesjährigen „Nacht der Forschung“ einen der in drei Kategorien vergebenen Forschungspreise ein.

In ihrer Kategorie ist der erste Preis mit 750 Euro dotiert. Anki Huber setzt sich damit gegen Annemarie Wünsch (zweiter Platz) mit deren Arbeit über industrielle Abwärmenutzung und Lucien Dupont (dritter Platz) mit seiner Arbeit zum Prozesscontrolling in der Prozessoptimierung durch.

Sonam Kuloniya gewinnt den Forschungspreis 2024 in der Kategorie der Promovierenden. Ihre Arbeit beschäftigt sich damit, ob und wie bestimmte bereits vorhandene Medikamente in welcher Kombination auch im Kampf gegen Krebserkrankungen eingesetzt werden können.

In der Kategorie der Mitarbeitenden gewinnt Judith Baer den diesjährigen Forschungspreis, der wie bei den Promovierenden mit 1.000 Euro dotiert ist. Sie hat im Forschungsprojekt „ELSA“ mitgearbeitet. Hier hat ein Forschungsverbund von sechs bundesdeutschen Hochschulen und Universitäten über die sozialen und gesundheitlichen Belastungen und Ressourcen von Frauen geforscht, die ungewollt schwanger sind und diese Schwangerschaft austragen oder abbrechen.

In einem Teilprojekt hat Judith Baer sich damit auseinandergesetzt, wie es um die psychosoziale Versorgung dieser Frauen bestellt ist. Denn belastend sei nicht nur die Frage, ob sie abtreiben sollen oder nicht, sondern vor allem auch der Zwang zur gesetzlich vorgeschriebenen Pflichtberatung. Auch die Tatsache, dass in Deutschland eine Abtreibung als eine Straftat gegen das Leben gewertet werde, die gleich nach Mord und Totschlag komme, belaste die Betroffenen psychisch meist sehr.

Forschunspreise 2024 an der Hochschule Merseburg: Probleme auf dem Land

Die Ergebnisse der ELSA-Studie sind noch nicht veröffentlicht, aber Judith Baer kann sagen, dass die betroffenen Frauen vor allem im ländlichen Bereich in einer solchen Situation nicht ausreichend versorgt sind. Das sagen die Fachkräfte, die Judith Baer in Ministerien, Trägerverbänden und Beratungsstellen befragt hat.

Wer die Sieger beim Forschungspreiswettbewerb sein würden – darüber hat das im Theater am Campus anwesende Publikum nach der Kurzvorstellung der Arbeiten entschieden. Über einen QR-Code konnte jeder per Smartphone seine Stimme für die von ihm favorisierten Arbeiten abgeben. Beinahe hätte hier auch der heimliche Star des Abends seinem Frauchen zum Sieg verholfen.

Rayla Metzner hatte Columbo mitgebracht, einen ausgebildeten Therapiebegleithund. Ja, Hunde seien an der Hochschule eigentlich nicht erlaubt, aber Columbo hat selbstverständlich eine Ausnahmegenehmigung und avanciert zum heimlichen Star des Preisverleihungsabends. Ihn nimmt Metzner mit in Vorlesungen und Seminare.

Nicht, weil sie sich nicht von ihm trennen kann. Sondern die systemische Familientherapeutin untersucht innerhalb ihres Forschungsfeldes „Tiergestützte Interventionen in den Feldern Lehre und Jugendhilfe“ die Veränderungen im Sozialverhalten der Studierenden, wenn Columbo im Seminarraum oder im Hörsaal mit dabei ist. Ihre Beobachtungen: Columbos Anwesenheit wirke auf so manchen beruhigend. Er vermittele Begegnungen und, wenn er gestreichelt und mit ihm gekuschelt werden könne, sorge er für Entspannung.

Demnächst soll es an der Hochschule einen ganzen Fachtag mit Rayla Metzners therapeutischem Vierbeiner und seinem Einsatz in der Lehre geben. Das ist einmalig in der bundesdeutschen Hochschullandschaft. Nirgendwo anders werden nach Metzners Wissen Hunde so eingesetzt. Sie will ihre Forschungsergebnisse publizieren. Vielleicht verhilft ihr Columbo auf diese Weise doch noch mal zu einem Forschungspreis.