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Hochschule Merseburg bleibt digital Hochschule Merseburg bleibt digital: So fällt das Fazit zur Onlinelehre aus

Von Robert Briest 04.06.2020, 07:16
Die Hochschule Merseburg setzt weiterhin auf die digitale Lehre.
Die Hochschule Merseburg setzt weiterhin auf die digitale Lehre. Katrin Sieler

Merseburg - Die Kitas arbeiten bald wieder im Regelbetrieb. Auch in Schulen kehrt nach den Ferien wieder deutlich mehr Leben zurück. Die höchste Bildungseinrichtung des Kreises, die Hochschule Merseburg, ist von Normalität dagegen, trotz der Lockerungen im Land , noch weit entfernt: „Es wird in diesem Semester keine Vorlesungen vor Ort mehr geben“, betont Ulf Schubert, Prorektor für Studium und Lehre nun noch einmal.

Selbst für das Wintersemester plane man derzeit zweigleisig. Das liege nicht nur an der Sorge, die Hochschule könne mit Massenvorlesungen zum Infektionsherd werden, sondern auch an überwiegend positiven Erfahrungen mit der Onlinelehre. Seit Semesterstart am 20. April findet die Wissensvermittlung mit Ausnahme von Laborpraktika und künstlerischen Seminaren digital statt.

Digitaler „Meckerkasten“

Vergangene Woche habe man erstmals einen digitalen „Meckerkasten“ angeboten, bei dem sich alle Hochschulangehörigen auch anonym zu Wort melden konnten, berichtet Schubert: „Das Feedback von Studierenden und Lehrenden war in der Summe gut. Es ist aber auch klar, dass noch Mängel vorhanden sind, die wir versuchen über die Zeit abzustellen.“

Dabei hat die Hochschule den Vorteil, dass sie über zahlreiche IT-Fachleute und zwei Forschungsteams verfügt, die sich auch schon vor Corona mit Digitalisierung befassten. Dennoch ist die fast ausschließliche Onlinelehre für die Hochschule ein Lernprozess, bei dem neue Begrifflichkeiten aufpoppen – etwa die Unterscheidung zwischen synchroner und asynchroner Lehre.

Mit Bigbluebotton ein eigenes System gestartet

Letztere umfasst neben e-Books, für deren Anschaffung die Hochschule ein Extrabudget geschaffen hat, vor allem aufgenommene Vorlesungen, die die Studenten anschauen können, wenn sie Zeit dafür haben. Die Dozenten zeichnet sie teils daheim, teils im Hörsaal auf. Bei Bedarf würden Medientechniker die Aufnahmen übernehmen, erklärt Schubert. Diese werden entweder auf der Lernplattform Ilias oder auf einem hochschuleigenen Portal hochgeladen.

Die Hochschule hat auch für die synchrone, also in Echtzeit stattfindende, Lehre technisch aufgerüstet. Mit Bigbluebotton hat sie eine eigenes System gestartet, mit dem Dozenten und Studenten virtuelle Videochaträume für Vorlesungen und Lerngruppen aufmachen können. Derzeit sind bis zu davon 600 möglich. Bei Bedarf könne auch aufgestockt werden, sagt der Prorektor: „Damit wir redundant aufgestellt sind, haben wir zudem ausreichen Adobe-Connect-Lizenzen gekauft.“

Überwiegend positives Fazit

Auch der Studierendenrat zog nach fünf Wochen ein überwiegend positives Fazit der Onlinlehre: „Größtenteils läuft das“, berichtet Stura-Mitglied Nicolas Krieg. Es gäbe aber auch einige Totalverweigerer. Manche würden nur ihre Vorlesungsfolien hochladen und sagen: „Das ist eure Veranstaltung.“ Schubert weiß, um die Problemfälle:

„Es gibt fünf Prozent, die müssen wir auffangen. Wir versuchen sie zu unterstützen, damit es besser wird.“ Man müsse aber realistisch bleiben, 100 Prozent würde man nicht erreichen. Es werde immer Kollegen geben, die nur Lektüreempfehlungen geben und aufs Selbststudium setzen werden.

Onlinelehre kann Präsenzlehre nicht ersetzen

Trotz des grundsätzlich positiven Fazits der Onlinelehre sind sich beide Seiten einig: Selbst gut umgesetzt, kann sie Präsenzlehre nicht ersetzen. Die habe den unschlagbaren Vorteil der direkten Interaktion mit den Studenten, argumentiert Schubert, der es als Aufgabe definiert, beide Lehrformen in Zukunft intelligent miteinander zu verbinden. Denn auch die Onlinelehre habe Vorteile. Studenten mit Kind oder Pflegebedürftigen könnten etwa viel flexibler auf aufgezeichnete Vorlesungen zugreifen und wenn man etwas nicht verstanden habe, könne man es sich eben noch mal anschauen.

Ein andere Aufgabe steht der Hochschule in naher Zukunft ins Haus: Nach dem der Senat, den Wunsch des Rektorats um zwei Wochen Verschiebung abgelehnt hat, sollen Mitte Juli die Prüfungen starten. Dafür sollen Dozenten die Möglichkeit erhalten, Alternativen zur schriftlichen Prüfung vor Ort zu wählen, etwa eine Hausarbeit oder eine mündliche Prüfung via Videoschalte.

Genügend Platz für Prüfungen

Derzeit ermittle das Rektorat gerade die Vorstellungen der Lehrenden, um dann die Prüfungsphase planen zu können, berichtet der Prorektor. Er ist jedoch entspannt, selbst wenn viele bei Präsenzprüfungen blieben, biete die Hochschule viel Platz. „Und sollte der nicht reichen, haben uns Schulen zugesichert, dass wir ihre Aulen nutzen können.“ (mz)