Herz und Seele sind nur eine Seite
QUERFURT/MZ. - Die junge Mutter zweier Kinder gehört zu den Stamm-Besuchern der sozialen Begegnungsstätte der evangelischen Kirche in Querfurt, die ehrenamtlich von Ingrid Hoffmann betreut wird.
"Ich war eine lange Zeit krank. Da gab es Gerüchte in der Stadt, dass die Begegnungsstätte geschlossen wird", so Ingrid Hoffmann. "Aber es war immer jemand da, der die Türen aufgeschlossen hat und die Begegnungsstätte am Laufen hielt", ist weiter von Frau Hoffmann zu erfahren, die bedauert, dass es leider nicht mehr möglich ist, auch ein Mittagessen anzubieten. Doch die Kosten dafür wären viel zu hoch, zudem könne sie es auch körperlich nicht mehr schaffen. Aber Brot und Brötchen für das gemeinsame Frühstück oder zum Mitnehmen für besonders Bedürftige, die sind dank der backenden Sponsoren aus der Region fast immer da.
"Es wäre dennoch schön, wenn wir noch ein paar Sponsoren finden könnten, denn der Winter steht vor der Tür und es muss Heizöl bestellt werden", wünscht sich Ingrid Hoffmann, die auch eine Gruppe anonymer Alkoholiker in den Räumen der Begegnungsstätte betreut.
"Es liegt uns fern, die Begegnungsstätte in Frage zu stellen", erklärt Ekhard Mehlhorn, der Vorsitzende des Kirchspiels Querfurt, welches der Träger der Begegnungsstätte ist. Aber man müsse immer bedenken, dass auch Kosten entstehen, ohne dass etwas hereinkommt. "Wir werden uns demnächst als Vorstand vor Ort umsehen, damit jeder weiß, über was gesprochen wird." Wenn es um die Finanzen geht, weiß Gemeindepädagogin Gisela Rath genau Bescheid. Die Begegnungsstätte kostet, mit der dazugehörenden Garage, in der Möbel gelagert werden, jährlich 8 418,84 Euro. Davon übernimmt die Wohnungsbaugesellschaft Querfurt etwas mehr als 3 000 Euro. Dazu kommen Kosten für Strom, Telefon, Heizung. Insgesamt kommen so um die 10 000 Euro im Jahr zusammen.
"Herz und Seele, die an diesem Ort von Frau Hoffmann eingebracht werden, sind die eine Seite. Aber wir müssen auch an die Finanzen denken", hakt Annette-Christine Lenk, die Superintendentin des Kirchenkreises Merseburg, ein. Auch sie bestätigt jedoch, dass eine Schließung der Begegnungsstätte nicht diskutiert werde. "Aber wir müssen einfach über das Konzept nachdenken. In die Entwicklung des neuen tragbaren Konzeptes soll sich natürlich Frau Hoffmann mit einbringen. Sie hat die größten Erfahrungen", erklärt die Superintendentin. Man müsse zum Beispiel prüfen, ob der Bedarf an Möbeln tatsächlich so groß sei, dass man eine Garage anmieten muss. Außerdem sollte man eine Vermischung von Sach- und Personaldebatte vermeiden. Das Kirchspiel jedenfalls stehe in der Verantwortung und werde die auch wahrnehmen.