Heinz Rudolf Kunze Heinz Rudolf Kunze: Als One-Man-Show nach Merseburg

Merseburg - Mit seiner Band „Verstärkung“ hat Heinz Rudolf Kunze gerade die hallesche Händelhalle zum Beben gebracht. Im Januar kommt Kunze als One-Man-Show nach Merseburg.
Für ihn persönlich eine mutige Entscheidung. „Ich habe das erst im August 2015 zum ersten Mal gemacht - ich ganz allein auf der Bühne. Weil ich mich das vorher nicht getraut habe“, gesteht er im MZ-Interview.
Was das für ein Gefühl war? Er habe mal wieder die Hosen voll gehabt wie damals, als er angefangen habe. Aber es sei für ihn eine überraschende Erfahrung gewesen, dass man im fortgeschrittenen Alter - Kunze wird am 30. November 60 - nochmal 100 Prozent Lampenfieber haben kann. „Denn ich dachte: ich den ganzen Abend allein auf einer Bühne - das reicht nicht.“
Aber er sei so lange von seinem Management getriezt und getreten worden, dass er sich habe breitschlagen lassen, es zu versuchen. „Und dann war das so tierisch toll, dass ich eigentlich nichts anderes mehr machen will.“ Vermutlich mal abgesehen von Auftritten mit seinen Bands „Verstärkung“ oder „Räuberzivil“.
Wie im Arbeitszimmer
Wie Kunze pur wohl klingt? Braucht es ein spezielles Training damit ein Solo-Konzert genauso mitreißend wird, wie ein Abend mit Band.
Der 59-Jährige überlegt nur kurz und erklärt, wie das geht. „Man muss die Lieder einfach so spielen, wie ich sie mir selber in meinem Arbeitszimmer vorspiele, wenn sie gerade fertig geworden sind.“ Näher kämen die Leute an seine Arbeitsweise nicht ran. Das sei wie dem Chemielaboranten über die Schulter zu gucken.
Das Solo-Programm werde ein Potpourri aus vielen Kunze -Alben sein. Sehr leise, aber auch sehr kraftvoll. Wer sich bei ihm auskenne, werde einiges wiedererkennen. „Da wird auch mal ganz tief in die Kiste gegriffen.“
Und die ist bei Heinz Rudolf Kunze tatsächlich riesengroß. Der Mann bringt jedes Jahr ein Album heraus, in diesem Jahr sind es schon zwei - „Deutschland“ und „Meisterwerke: Verbeugungen“. 5 000 Texte soll er bisher geschrieben haben.
„Von den Songs, die ich bisher geschrieben habe, sind 90 Prozent noch nicht veröffentlicht. Aber noch mehr Alben? Selbst die größten Fans können nicht so viel Kunze kaufen.“ Und auch die wollten ja mal was anderes hören.
Junge Künstler haben es schwer
Künstler mit einem etablierten, eingeführten Namen und einer festen Gefolgschaft könnten heute noch vom Musikgeschäft leben. Junge Künstler dagegen hätten es schwer. „Ich könnte heute nicht guten Gewissens einem 18-Jährigen empfehlen, das zu machen.“
Es sei zu riskant. Herbert Grönemeyer habe es schöner gesagt als er es sagen könnte. „Vor zehn Jahren schon sagte er: Wenn wir heute anfangen würden, würden wir keinen Plattenvertrag kriegen. Und das stimmt.“ Die Geduld, die damals aufgebracht wurde, dass jemand auch mal zwei oder drei Platten in den Sand setzen konnte, bevor er was wurde - das gebe es heute nicht mehr.
Kunze macht nicht nur Gute-Laune-Musik, sondern schreibt immer auch politische Text. Wollen die Menschen so etwas hören? „Der überwältigende Erfolg des deutschen Schlagers spricht dagegen. Ich dachte eigentlich, dieses Monstrum hätten wir vor 30 Jahren totgeschlagen, aber es wachsen immer neue Hydra-Köpfe nach.“
Trotzdem gebe es viele politisch Interessierte, die zu seinen Konzerten kommen. „Aber genau das ist ja das Problem - wir treffen ja immer nur die Leute, die sowieso schon politisch sind. Die anderen kommen ja nicht.“ Und ob ihm die Leute zustimmten, das höre er nach dreieinhalb Jahrzehnten auf der Bühne sehr genau. „Beifall klingt unterschiedlich.“
25. Januar 2017, 20 Uhr, Heinz Rudolf Kunze solo im Ständehaus Merseburg, Karten im MZ-Servicepunkt, König-Heinrich-Straße 21a
(mz)