Heimatverein Zöschen Heimatverein Zöschen: Das Vermächtnis des Botanikers

Zöschen/MZ - „Wer einen Baum pflanzt, wird den Himmel gewinnen.“ Das wusste bereits der chinesische Philosoph Konfuzius. Georg Dieck, als Sohn eines Rittergutsbesitzers in Zöschen geboren und anerkannter Naturforscher, legte im Laufe seines Lebens gar ein Arboretum - eine Baumsammlung - in Zöschen an, in dem er ab 1870 mehr als 6.000 verschiedene Gehölzarten aus aller Welt kultivierte, die er teilweise von seinen Reisen mitbrachte. Die war einst weltweit bekannt. Ein nationales Arboretum zu schaffen blieb jedoch nicht zuletzt wegen fehlender finanzieller Unterstützung ein Wunschtraum.
Vergessenes Erbe
Den Begriff Arboretum verwendet in Zöschen natürlich niemand. Das ist der Park des Ortes, der von Georg Dieck angelegt wurde. Dessen Erbe lebendig zu halten und über Fachkreise hinaus bekannter zu machen, hat sich der Heimat- und Geschichtsverein Zöschen auf seine Fahnen geschrieben, wie dessen Vorsitzende Edda Schaaf sagt. Der 1,7 Hektar große Park ist ein uriges Fleckchen mit viel Grün, das zum Bummeln und Verweilen einlädt. Eines seiner Schmuckstücke ist eine mehr als 100 Jahre alte Sumpfzypresse, deren Luftwurzeln die Wiese als kleine Hügel zieren. Sie passt zwar gar nicht ins mitteleuropäische Waldbild, gedeiht aber dennoch prächtig. „Was Dieck geleistet hat, ist unglaublich“, sagt Edda Schaaf. Leider sind von den tausenden von ihm gepflanzten Bäumen nur noch wenige erhalten. Die kohlearmen Winter nach dem Zweiten Weltkrieg ließen sie zu Feuerholz werden.
Der Tag des Baumes geht auf die Aktivitäten des amerikanischen Journalisten und Farmers Julius Sterling Morton zurück. 1872 hatte er sich an die Regierung von Nebraska mit einer Resolution gewandt, in der er einen jährlichen Tag des Baumes forderte. Am 10. April 1872 pflanzten erstmals Bürger und Farmer mehr als eine Million Bäume. Kaum zwei Jahrzehnte später hatte sich dieser Gedenktag in allen Staaten der USA durchgesetzt. Der deutsche „Tag des Baumes“ wurde erstmals am 25. April 1952 begangen. Bundespräsident Theodor Heuss und der Präsident der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Bundesminister Robert Lehr, pflanzten im Bonner Hofgarten einen Ahorn.
Auf der Erde wachsen etwa 30.000 verschiedene Baumarten. Rund 12.000 Hektar (8,5 Prozent der Gesamtfläche) des Saalekreises sind bewaldet.
Der Heimat- und Geschichtsverein Zöschen lädt am Samstag zu einem Stadtrundgang auf den Spuren des Botanikers Georg Dieck ein. Treffpunkt ist um 13.30 Uhr am Haupteingang der Kirche. Auf dem Friedhof wird ein Gebinde an Diecks Grab niedergelegt.
Auch Vandalismus und mangelnde Pflege in Jahren der DDR taten das Ihrige dazu. Hinzu kommt, dass die besonderen Gehölze nur von Fachleuten erkannt werden, weil jegliche Beschilderung fehlt. Leider ist der in den 60er Jahren unternommene Versuch, die Bäume umfassend zu bestimmen und zu beschriften, gescheitert, erinnert sich Schaaf. Mittlerweile könnte sie sich durchaus vorstellen, dass sich Schüler, Lehrer oder Studenten der Auflistung und der Ausschilderung des Baumbestandes annehmen.
Park soll erweitert werden
Schaaf und ihr Verein tragen die „Gewächse Diecks“ in die Welt, organisieren Veranstaltungen, geben Publikationen heraus, bieten Stadtrundgänge auf den Spuren Diecks an. So wachsen jetzt Wildrosen in den Niederlanden. Im Plastikpark in Leuna wurde 2010 ein Ahorn - Acer zoeschense - gepflanzt, den Dieck einst in Zöschen entdeckte und klassifizierte und der als Zeichen für die Bildung der Einheitsgemeinde gesetzt wurde. Auch in Leunas polnischer Partnerstadt Jaraczewo wächst so ein Baum. Und wie geht es mit dem Park selbst weiter? Er soll bei der Umgestaltung des Gemeindeholzes erweitert werden, wie die MZ von Leunas Fachbereichsleiter Ekkehard Lörzer erfuhr. Das ist am heutigen Tag des Baumes doch eine gute Nachricht.
Anlässlich des 80. Todestages Diecks hat der Heimatverein das Buch „Georg Dieck - Botaniker aus Zöschen - Versuch einer Annäherung“ herausgegeben. Geschrieben hat es Jörg Mantzsch. Es ist noch beim Verein erhältlich.
