Harte Zeiten für Suppenküchen Harte Zeiten für Suppenküchen: Wie wird Bedürftigen während der Corona-Krise geholfen?

Merseburg - Steffen Löffler von der Suppenküche öffnet das Fenster, stellt die Kisten mit den Lebensmitteln auf das Fensterbrett und schließt das Fenster wieder. Die Frau, die mit ihrer Tochter hergekommen ist, weil sie keinen Cent mehr hat, um für ihre Familie Lebensmittel zu kaufen, nimmt die Kisten herunter und packt Brot, Brötchen, Butter und Gemüse in die mitgebrachten Taschen.
Dann stellt sie die Kisten wieder aufs Fensterbrett und tritt ein paar Schritte zurück. Steffen Löffler öffnet das Fenster, holt die Kisten wieder rein, desinfiziert sie und füllt sie für den nächsten.
Soziale Dienstleistungszentrum hat geschlossen und Hilfe für Bedürftige eingestellt
Ausnahmezustand bei der gemeinnützigen Works gGmbH. Dort, wo sich normalerweise viele Menschen treffen, ist jetzt Stille. Das Soziale Dienstleistungszentrum in der Lindenstraße hat die Schotten dicht gemacht und seine Hilfe für Bedürftige nahezu komplett eingestellt. Am Tor informieren Schilder in drei Sprachen über die Schließung bis zum 13. April.
Eine Frau mit Hund kommt vorbei und schaut etwas hilflos, denn sie ist auf Unterstützung angewiesen. Eine Mitarbeiterin der gemeinnützigen Works gGmbH erklärt der Frau, dass sie sich am anderen Standort in der Siegfried-Berger-Straße eine Notversorgung abholen kann. Mehr aber auch nicht, denn in Zeiten von Corona ist auch die Suppenküche geschlossen.
Wer in Not ist, wird trotzdem nicht allein gelassen
„Das geht nicht anders, weil wir am Dienstag alle unsere Ein-Euro-Jobber nach Hause schicken mussten“, sagte Katleen Gröber, die Regionalchefin der Works. Demzufolge könnten in der Lindenstraße weder Kleiderkammer noch Sozialkaufhaus öffnen. Das Familienzentrum sei geschlossen. „Und wir können auch keine Lebensmittel abgeben, da natürlich auch wir Menschenansammlungen vermeiden müssen.“
Wer in Not ist, wird trotzdem nicht allein gelassen. Ein Schild - ebenfalls auf Deutsch, Englisch und Arabisch - weist darauf hin, dass man täglich von Montag bis Freitag zwischen 7 und 14 Uhr an der Tür zur Suppenküche klopfen kann und dann Lebensmittel bekommt. Mehrere Sponsoren sorgen dafür, dass diese Versorgung gewährleistet bleibt.
Alle Kursteilnehmer, auch alle Lehrlinge, müssen aktuell zuhause bleiben
Außer den festangestellten Mitarbeitern und Lehrern des Bildungsträgers trifft man auch in der Siegfried-Berger-Straße niemanden an. Alle Kursteilnehmer - zum Beispiel auch alle Lehrlinge, die bei der Works ausbildungsbegleitende Nachhilfe bekommen -, müssen aktuell zuhause bleiben. „Das ist besonders schlimm für alle, die jetzt kurz vor den Prüfungen stehen“, so Gröber.
„Aber wir sind kreativ. Unsere Lehrer geben Aufgaben heraus, und wenn jemand nicht die Möglichkeit hat, etwas auszudrucken oder uns per E-Mail zu antworten, weil man entweder keine Druckerpatrone oder kein Internet hat, dann kriegen wir auch das hin.“ (mz)
