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Handwerk Handwerk: «Öffentliche Aufträge sollten in Region bleiben»

Von Michael Deutsch 23.04.2002, 13:50

Querfurt/MZ. - Genau wie die Sammlung hat auch Oehlers Maler- und Lackierhandwerksbetrieb vor zwölf Jahren seinen Anfang genommen. Oehler der zu DDR-Zeiten im Querfurter Kreisbaubetrieb die Leitung der Malerabteilung übernahm, hatte nach der Wende und den damit verbundenen Stellenabbau kaum eine andere Wahl, als einen Tapetenwechsel einzuleiten.

Sein Credo: "Bevor ich auf der Straße liege, mache ich mich lieber selbstständig". Dank unbürokratischer Hilfe von Seiten der Behörden und der Stadt Querfurt sei ihm der Schritt in die eigene Existenz nahezu problemlos geglückt. Er erhielt Kredite, kaufte sein jetziges Firmengrundstück am Markt 11, finanzierte die Betriebsausstattung vom Pinsel bis zum Fahrzeug und stellte seine ehemalige Malermannschaft bei sich in der Firma ein.

"Am Anfang konnte ich noch Restaufträge vom Kreisbaubetrieb abarbeiten", erzählt der 46-Jährige vom ersten Pinselstrich seiner Selbstständigkeit. "Doch in der Folgezeit hieß es sich mehr und mehr einen guten Namen aufzubauen", unterstreicht Oehler, der 1991 nebenher zum beruflichen Tagesgeschäft eine Handwerksmeisterausbildung in Halle absolvierte. Das hieße vor allem durch Qualitätsarbeit aufzufallen.

Derzeit präsentiert sich das Querfurter Handwerksunternehmen mit acht Mitarbeitern und einem Lehrling. Die Leistungspalette werde stets erweitert - neben den üblichen Maler-, Tapezier- und Bodenbelagsarbeiten konzentriere man sich ebenso auf Putz- und Stuckarbeiten im Außenbereich.

Zu den vorzeigbaren Referenzen zählen unter vielen anderen Objekten der Querfurter Hof, etliche Fassadenerneuerungen im Marktbereich, Immobilien der Querfurter Wohnungsbaugesellschaft sowie das Wohnheim in Obhausen. Besonders stolz mache Oehler, dass sein Sohn René einmal den Betrieb übernehmen will. "Derzeit macht der Junge ja noch seine Malerausbildung in der Querfurter Partnerstadt Karlstadt."

Aber manchmal weicht das Malergemüt auch schon mal auf wie nasse Tapete. "Es ist ärgerlich, dass viele öffentliche Aufträge nicht regional, sondern an Firmen aus anderen Bundesländern vergeben werden", erklärt der Unternehmer das Dilemma. Gerade bei beschränkten Ausschreibungen, also wenn direkt Betriebe angeschrieben und aufgefordert werden, Angebote zu machen, müsse man doch erst einmal dem heimischen Markt eine Chance geben. So will sich der Malermeister lieber nicht ausmalen, wieviele hiesige Unternehmen durch besagten Handwerkstourismus schon ihren Personalstamm reduzieren mussten.

Der Schutz von heimischen Betrieben sollte deshalb auch stärker kommunalpolitisch thematisiert werden, hofft Oehler und meint damit sicher nicht die Einführung von Schutzzöllen. Seine Sammlung der Zollstöcke dagegen schützt er vor fremdem Zugriff: "Da gebe ich keinen mehr her!"