Gondrom-Häuser in Merseburg Gondrom-Häuser in Merseburg: Ein Schandfleck verschwindet

Merseburg - Die Fenster schützen schon lange nicht mehr vor Wind und Wetter. Meist stecken nur noch Scheibenfragmente in den Rahmen. Der Balkon auf der Rückseite – einst wohl in Grün gestrichen – ist mittlerweile von Rost überzogen. Und auch das Dach ist nicht mehr ganz dicht. „Die Häuser sind sehr stark sanierungsbedürftig“, berichtet Gerhard Schuster. Der Architekt vom Chiemsee sollte es wissen, schließlich wurde er engagiert, um die Bauten in der Kleinen Ritterstraße 13 und 15 auf Vordermann zu bringen. Die im Volksmund auch Gondrom-Häuser genannten Baudenkmäler sind seit vielen Jahren dem Verfall preisgegeben und zählen zu den zentralen Schandflecken in der Merseburger Innenstadt.
Bisher. Denn mittlerweile steht auf dem dafür gesperrten Fußweg in der Kleinen Ritterstraße ein mit grünen Netzen verhangenes Gerüst. Hinter dem Haus findet sich ein weißer Container, in den Arbeiter Gerümpel werfen. „Die Bauvorbereitungen laufen bereits“, berichtet Schuster. Im vergangenen Sommer hatte sein Auftraggeber, ein Investor und Hotelier aus Halle, der zuletzt gemeinsam mit dem Architekten bereits ein Haus in der Poststraße saniert hat und derzeit in der König-Heinrich-Straße ein Gebäude für betreutes Wohnen vorbereitet, die Häuser von einem westdeutschen Vorbesitzer erworben. Im Oktober folgte dann der Bauantrag. Schuster sagt, dass die Sanierung bis zum Jahresende abgeschlossen sein soll.
Kosten für die Generalüberholung werden derzeit auf 600.000 bis 700.000 Euro geschätzt
Die Kosten für die Generalüberholung werden derzeit auf 600.000 bis 700.000 Euro geschätzt. Wobei bei Altbausanierung immer unerwartete Mehrausgaben hinzukommen könnten, erklärt der Architekt, der sich bei dem Projekt an die Denkmalschutzvorgaben halten muss: „Die Grundstruktur des Hauses bleibt bestehen, auch die Klinkerfassade. Wir bauen auch wieder Fenster mit Holzrahmen ein.“
Im Erdgeschoss sieht der Plan des Architekten vor, die beiden Ladenflächen, die einst mit der namensgebenden Buchhandlung belegt waren, wieder herzurichten. Mieter gibt es bisher noch nicht. Doch der Investor macht sich keine Sorgen, dass er die Flächen nicht loswird. Er peilt etwa eine Physiotherapiepraxis als Mieter an.
Jahrelanger Leerstand der Gondrom-Häuser in Merseburg
Solche werden ab Jahresende auch für die insgesamt zwölf Drei- bis Fünf-Raum-Wohnungen in den darüberliegenden Stockwerken gesucht. Schuster ist zuversichtlich, dass sie sich finden lassen: „Die Lage ist zentral. Die Wohnungen bekommen alle einen Balkon und einen dazugehörigen Stellplatz.“ Letztere sollen auf der Rückseite der Häuser entstehen. Von dort aus werde man auch den Großteil der Bauarbeiten abwickeln, erklärt Schuster. Die kleine Ritterstraße müsse nicht gesperrt werden. Behinderungen gebe es nur durch das Gerüst auf dem östlichen Gehweg.
Die beiden Häuser in der Innenstadt standen seit vielen Jahren leer. Verhandlungen der Stadt mit dem Vorbesitzer waren immer wieder im Sande verlaufen, weil der Inhaber daran wohl kaum Interesse zeigte. Zum Sachsen-Anhalt-Tag 2006 wurden deshalb Fassaden vor die Erdgeschosse gesetzt. (mz)